MMS Gratwein
Vorwürfe gegen Schüler: "Wann hat dieser Horror ein Ende?"

Die Vorwürfe wiegen schwer. Der Schüler bekam laufend Anschuldigungen und weiß nicht mehr, was zu tun ist.  | Foto: MMS/Facebook
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  • Die Vorwürfe wiegen schwer. Der Schüler bekam laufend Anschuldigungen und weiß nicht mehr, was zu tun ist.
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Mobbing, Ausgrenzung, Suspendierungen – die Vorwürfe wiegen schwer: Seit Monaten wird hinter vorgehaltener Hand über die MMS Gratwein in Gratwein-Straßengel gesprochen, genauer gesagt darüber, wie mit angeblichen "Problemschülerinnen und -schülern" umgegangen wird. Verzweifelte Eltern haben sich sogar schon an den zuständigen Landesrat gewandt.

GRATWEIN-STRASSENGEL. "Ich weiß, ich habe im vergangenen Jahr sehr viele Fehler gemacht. [...] Ich habe mich mit den falschen Leuten abgegeben und war ab und zu laut und frech zu den Lehrern. Ich habe in meinem Leben noch nie an einer Zigarette gezogen, Alkohol getrunken oder andere Substanzen probiert. [...] Bei allen Verhören und Besprechungen mit meinen Eltern und auch bei der Polizei habe ich immer die Wahrheit gesagt. Trotzdem glauben Sie mir nicht! Was habe ich Ihnen getan?" Das sind die einleitenden verzweifelten Worte eines Schülers M. (Name ist der Redaktion bekannt; der Brief liegt der Redaktion vor) der vierten Klasse, der sich mit einem Brief an die stellvertretende Schulleitung der MMS Gratwein wendet. 

Gleich mehrere Schüler wurden in diesem Schuljahr schon von der Schule suspendiert. (Symbolfoto) | Foto: Papaioannou Kostas/Unsplash
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Mit dem Schreiben, das auch an alle anderen Lehrerinnen und Lehrer ging, möchte der Schüler erreichen, dass, wie es heißt, die Schulleitung mit "haltlosen Anschuldigungen" gegen ihn aufhört. Sein einziger Wunsch sei es, die letzten Schulwochen noch in Ruhe absolvieren zu können. Nur eine Lehrkraft hat auf das Schreiben geantwortet und spricht dem Buben Mut zu, betont dabei das Recht auf Meinungsfreiheit und auf das Recht, gehört zu werden. Doch, was ist passiert?

Die Vorwürfe

Der Schüler soll Teil einer "Jugendbande" gewesen sein, die der Schule "Probleme" gemacht habe. Ein Großteil der Buben war wiederum einer Lehrkraft zugetan, die als mögliche Schulleitung infrage kam. Diese wurde aber suspendiert und die Buben rebellierten, damit ihr Lieblingslehrer bleiben kann. Von Drogenmissbrauch und Drogendeals sowie Raufhandlungen der Jugendlichen war die Rede, im Park, wo sich die Jugendlichen trafen (also im privaten Bereich), sowie auch im Schulgebäude – haltlos, wie sich herausstellte. Doch den Schülern blieb der "Ruf" haften. Und so kam es, dass drei Schüler suspendiert wurden, bei zwei weiteren haben die Eltern dagegen berufen und sich eingesetzt, dass ihre Kinder bleiben können.

Die Jugendlichen sollen sich häufig im Park Judendorf getroffen haben – so, wie es Jugendliche nun einmal tun. Dabei war von Drogenkonsum die Rede.  | Foto: Marktgemeinde Gratwein-Straßengel
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Der Schüler M. ist noch an der Schule. Regelmäßig werden ihm Sachverhalte vorgeworfen. So soll er im Kochunterricht mit Bohnen geworfen haben, Drohungen ausgesprochen, Getränke verschüttet oder einen Feuerlöscher verschwunden lassen haben. Rüpelhaftes Verhalten eines Jugendlichen, sofern es stimmt, oder das eifrige Suchen nach Gründen, um den Schüler der Schule verweisen zu können? Den Eltern wurde eine "Frist" gegeben – nichts dürfe mehr vorfallen. 

"Seit Februar habe ich alles versucht, um es der Schule recht zu machen. [...] Mein größter Wunsch ist es, einfach ohne Anschuldigungen das Schuljahr in Gratwein abschließen zu können, bevor meine Schulpflicht endet. Seit dem Gespräch kann ich nicht mehr. Ich habe Angst. Ich bin traurig und verzweifelt und weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll, damit die ständigen Anschuldigungen gegen mich endlich ein Ende haben. Ich habe nicht mit Lebensmittel geworfen und ich weiß auch nichts von einem Feuerlöscher."
Schüler M. 

Um herauszufinden, was der Schüler falsch mache, sollen sogar Mitschülerinnen und Mitschüler verhört worden sein, während wiederum den Lehrkräften verboten worden sei, über M. und die Vorfälle zu sprechen. M.s Mutter dazu: "Den anderen Lehrerinnen und Lehrern wurde ein Maulkorb umgehängt. Sie dürfen nichts sagen."

"Ich habe Angst"

"Ich habe Angst, dass mir jemand etwas unterjubeln will. Im Unterricht kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Wann haben die ständigen Unterstellungen endlich ein Ende? Was kann ich tun, damit dieser Horror endlich ein Ende hat? Ich bin kein gewalttätiger Mensch und habe noch nie ein Kind geschubst, verletzt oder geschlagen! Niemand muss vor mir Angst haben. Ich habe Angst", schreibt der Schüler an die stellvertretende Schulleitung weiter. Und:

"Ich habe auch nicht im Unterricht über Sie schlecht geredet. Ich versuche, Ihnen aus dem Weg zu gehen. Leider kann ich mich aber nicht in Luft auflösen. Bitte sagen Sie mir, was ich noch tun soll, damit sie mich einfach in Ruhe lassen!"

In einem Schreiben richtet sich der Schüler an die stellvertretende Schulleitung und bittet, dass die Anschuldigungen aufhören. (Symbolfoto) | Foto: Francisco Gonzalez/Unsplash
  • In einem Schreiben richtet sich der Schüler an die stellvertretende Schulleitung und bittet, dass die Anschuldigungen aufhören. (Symbolfoto)
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Beim Jugendlichen und seinen Eltern ist die Verzweiflung groß. Auf Nachfrage von MeinBezirk bei der Schulleitung in Gratwein heißt es, dass man keine Auskünfte zu den Sachverhalten geben will und darf. Nachgefragt bei der Bildungsdirektion heißt es:

"Der Bildungsdirektion ist die Lage an der Schule bekannt und selbstverständlich wird gemeinsam mit den Beteiligten unter Einbeziehung der vorhandenen Unterstützungssysteme (Schulpsychologie, Schulqualitätsmanagement …) intensiv an einer Lösung gearbeitet. Ziel ist, möglichst rasch wieder einen geordneten Schulbetrieb zu ermöglichen. Zum Schutz der Betroffenen kann keine detaillierte Auskunft erteilt werden. Festzuhalten ist aber jedenfalls, dass die Suspendierungen rechtskonform von der Behörde ausgesprochen wurden und nicht von der Schule. Häufungen wie an diesem Standort sind zwar nicht der Regelfall, kommen aber leider hin und wieder vor. Jeder Vorfall und jeder Suspendierungsantrag ist für sich selbst zu prüfen.

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