Frauenpower, wie in Stein gemeißelt
Im Unternehmer-Interview sprechen zwei Frauen über ein traditionelles und
kreatives Handwerk.
Gratkorn. Einer der ältesten Handwerksberufe wird vom Steinmetz ausgeübt. In Gratkorn wird bei Steinbau Wildbahner seit den 1960er-Jahren diese kunstvolle Tradition gelebt und heute von einem dynamischen Frauenduo geführt: Ingrid Krenn-Wildbahner und Susanne Göhring.
WOCHE: Würden Sie sagen, dass der Beruf Handwerk und Ästhetik vereint?
Ingrid Krenn-Wildbahner: Man kann den Beruf zwar erlernen, aber der Sinn für Kreativität sollte schon vorhanden sein. Der Beruf ist körperlich oft sehr anstrengend, auch der richtige Umgang mit Maschinen. Dazu benötigt man viel Kraft. In der Gestaltung und dem Bildhaften kann man sich hingegen kreativ austoben.
Hat sich die Grabgestaltung in den letzten Jahren verändert?
Das "Dunkle" hat sich verändert. Heute darf es ein bisschen bunter sein und mit mehr Aufwand. Susanne Göhring: Die Grabgestaltung ist auch individueller geworden, was bedeutet, dass wir noch einfühlsamer und vertrauensvoller mit Kunden umgehen. Wir versetzen uns, so gut es geht, in sie hinein, indem wir zuhören und entsprechend gestalten. Wenn z.B. der Papa gerne in den Bergen unterwegs war, dann darf sich das auch in der Grabgestaltung wiederfinden.
Sie sind also nicht nur Dienstleister, sondern auch Seelentröster?
I. Krenn-Wildbahner: Ja. Es gibt Kunden, die bereiten sich lange auf ein Grab vor. Vor allem die, die keine Verwandten mehr haben oder keine in der Nähe und abgesichert sein wollen. Aber oft muss es schnell gehen. Für beide sind wir flexibel und rund um die Uhr da, spenden Trost und kümmern uns. Die Beratung ist wichtig.
Wie sieht es bei den Steinarbeiten im Wohnbereich aus? Unterliegt Ihr Unternehmen da Trends?
Nicht speziell, weil es unterschiedliche Geschmäcker gibt. Es gibt keine Grenzen bei der Gestaltung. Der eine mag diesen Stein für die Arbeitsplatten, der andere hätte gerne etwas Ausgefallenes für sein Waschbecken. Wichtig ist, dass man sich zuhause wohlfühlt. Einig sind sich die Kunden aber darüber, dass sie Wert auf das Material, also die Qualität, legen.
Woher kommen die Materialien?
Ein großer Teil ist heimisches Material aus Österreich. Je mehr hierzulande selbst produziert und hier bei uns verarbeitet wird, desto besser ist es für die Arbeitsmarktsituation. Wir haben langjährige Mitarbeiter, die mit dem Unternehmen gewachsen sind, und geben auch der Jugend die Möglichkeit, den Beruf zu erlernen.
Zum Unternehmer
Ingrid Krenn-Wildbahner führt das Familienunternehmen in der zweiten Generation. Seit sieben Jahren ist Susanne Göhring dabei. Steinbau Wildbahner bietet individuelle Gestaltung von Natur- und Kunststeinarbeiten für Grabdenkmäler und Inschriften sowie im Bau- und Wohnbereich. Kontakt: Friedhofplatz 4, 8101 Gratkorn, 03124/22474
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.