"Konditoren müssen mit der Zeit gehen"

Erich Handl im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp beim "Fischerwirt" in Gratwein. | Foto: KK
  • Erich Handl im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp beim "Fischerwirt" in Gratwein.
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Momentan eröffnen an jeder Ecke kleine Kuchengeschäfte oder Cupcake-Läden. Wie bleibt man da als Konditorei weiter gut im Geschäft?
Wir haben uns vor allem mit der Kreation der Steiermarktorte einen Namen gemacht und waren auch vorher schon als Traditionsbetrieb bekannt. Dennoch muss man sich natürlich immer neu erfinden. Wir haben in der Branche aber eher Probleme mit den Backshops. Die großen Filialen bewerben mit „frisch gebacken", was in Wahrheit nicht stimmt, weil die Ware nur aufgebacken ist.

Ist die Konditor-Branche also eine, die zu kämpfen hat oder gar "vom Aussterben bedroht ist"?
Ja, das kann man leider so sagen. Viele Betriebe haben 30 Jahre lang nichts verändert oder investiert, dabei muss man heute einfach mehr denn je am Puls der Zeit bleiben. Es gibt jedes Jahr neue Trends, einmal soll es vegetarisch sein, dann vegan, dann Low-Carb. Die Jungen schaffen das – die einen machen eben Cupcakes, wie vorhin erwähnt, die nächsten Cake-Pops. Ein normales Stück Torte interessiert keinen mehr, es muss schon schön verziert sein oder besonders gefüllt.

Sie haben aber sicher Stammkunden, die das Altbewährte schätzen?
Natürlich gibt es die auch. Wir haben zum Beispiel unsere Schichttorte. Vor ein paar Jahren wollten wir neue Füllungen probieren, das hat den Leuten gar nicht gefallen, weil sie so an die alten Füllungen gewohnt waren. Wir schauen einfach, dass wir immer ein bisschen etwas Neues machen und dennoch eine konstante Qualität bieten.

Zu welcher Saison findet Ihr Hauptgeschäft statt?
Im Sommer leben wir vor allem vom Hochzeitstortengeschäft, im Frühjahr sind es dann die Taufen und Firmungen.

Darüber hinaus exportieren Sie auch noch nach Wien.
Genau, so wie in Graz den "Frankovich" gibt es in Wien die Firma "Duran", die Brötchen macht. Und wir beliefern sie mit Mehlspeisen.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besonders Spaß?
Eine Torte ist das Highlight jedes Festes – von Hochzeiten bis Geburtstagen. Wenn die Torte gebracht wird, wird es leise im Raum und die Leute beginnen zu strahlen. Mit einem Stück Torte hat jeder Freude.

Können Sie überhaupt noch Süßspeisen sehen, wenn Sie täglich in der Backstube stehen?
Oh ja, bevor ich im Restaurant eine Hauptspeise bestelle, schaue ich immer zuerst die Dessertkarte an. Danach entscheide ich mich, was ich davor esse.

Erich Handl

wurde am 21. Juli 1978 in Graz geboren. Er lebt mit seiner Frau und den Kindern (Christoph, 13, und Lisa, 16) in Gratkorn. Hat 1999 seine Meisterprüfung gemacht. Er war bei Josef Zotter in der Lehre. Ans frühe Aufstehen wird sich Handl laut eigenen Angaben nie gewöhnen. Unter der Woche steht er um sechs Uhr früh in der Backstube, am Wochenende um vier Uhr früh. Er ist Innungsmeister von den Konditoren in der Steiermark.

Zum Unternehmen

Die Konditorei Handl gibt es seit 1992, als Josefa und Erich Handl das Café mit Konditorei in Gratkorn eröffnet haben. Ihr Sohn Erich Handl übernahm den elterlichen Betrieb 2008 und führt ihn mit derzeit zwölf Mitarbeitern. Seine Frau Barbara ist für das Service und die Personalverwaltung zuständig, Handl selbst steht in der Backstube und macht die Vermarktung. 2010 wurde die GmbH gegründet und der Betrieb umstrukturiert. Die Konditorei ist bekannt für die Steiermarktorte (bestehend aus Kürbisboden, Apfelmarmelade, Walnuss- und Zirbencreme). Die Produkte reichen über 40 verschiedene Mehlspeisen bis hin zu hausgemachtem Eis.
Kontakt: Konditorei Handl, Parksiedlung 5, 8101 Gratkorn, www.konditorei-handl.at, 03124/22850
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 8 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 19 Uhr

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