Kabarett in der Komödie Graz
112 Jahre Simpl mit Bernardin und Murg

Stefano Bernardin und Bernhard Murg im Einsatz. | Foto: Christopher Satler
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  • Stefano Bernardin und Bernhard Murg im Einsatz.
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Mit Stefano Bernardin und Bernhard Murg gaben vergangenen Sonntag zwei Publikumslieblinge Sketche aus der über hundertjährigen Geschichte des legendären Kabarett Simpl in der Komödie Graz zum Besten. Dem Titel ihres ersten gemeinsamen Programms "Bis einer weint - Ein Abend zum Lachen" werden die beiden Darsteller dabei mehr als gerecht. Zwischen Nachmittags- und Abendvorstellung nahmen sich Herr Murg und Herr Bernardin noch Zeit für ein kurzes Interview über Humor und das Lachen auf der Bühne.

GRAZ. Was haben Ludwig van Beethoven und Vanillekipferln gemeinsam? Sie werden von den "Billeteuren" Stefano Bernardin und Bernhard Murg in einem grandiosen Eröffnungssketch zu den Salzburger Festspielen gebracht. "Bis einer weint" dauert es nicht lange – die Lachtränen fließen im Publikum schon nach wenigen Minuten.

Lachen über Alt und Neu

Die klassische Doppelconférence der Simpl-Legenden Karl Farkas und Ernst Waldbrunn war nur der Anfang eines unterhaltsamen Kabarettnachmittags gespickt mit pointiertem Wortwitz. Neben teils unbekannteren Texten im Solovortrag brachten Bernardin und Murg zumeist als Duo eine ganze Reihe an urkomischen, teils absurden Charakteren aus der Feder von Niavarani und Co. auf die Bühne.

Egal ob als Kurgäste mit esoterischem Einschlag oder Versicherungsvertreter, der einem geplagtem Landwirten keine große Hilfe ist: Die Freude am Tun merkte man beiden Darstellern merklich an. Das Publikum in der vollbesetzten Komödie Graz honorierte dies mit regelmäßigen Zwischenapplausen und fühlte sich hörbar unterhalten. Die Reaktion des Publikums zeigt, dass so mancher Sketch aus dem Simpl zwar gealtert, aber keineswegs in die Jahre gekommen sind: Der älteste Beitrag des Programms ist hundert Jahre alt und wird vom Publikum ebenso angenommen an wie Sketches aus jüngerer Vergangenheit. 

Ob man mit diesen beiden Piloten in eine Maschine steigen sollte? | Foto: Christopher Satler
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Training für die Lachmuskeln

Die Zuschauerinnen und Zuschauer lachten mit, zumeist jedoch eher über die Charaktere, ihre absurd-komischen Dialoge oder ihren Glauben an eine 147-malige Wiedergeburt. Topfit und wie neu geboren fühlte man sich am Ende Vorstellung zwar nicht, nach einem Minimum von 147 Lachern sind aber immerhin die Lachmuskeln gut trainiert. Als Dehnübung zum Abschluss gaben die beiden publikumsnahen Darsteller noch eine kurze Zugabe, bevor es in die Pause vor der zweiten Vorstellung des Tages ging. Diese nutzten Herr Bernardin und Herr Murg nicht nur zum Regenerieren, sondern nahmen sich auch Zeit für ein kurzes Interview:

  • Auf den Titel eures Programmes bezogen: Wer weint denn normalerweise zuerst?

Stefano Bernardin: Ich, eigentlich. Ich hole zwar langsam auf, aber man all unsere gemeinsamen Auftritte zusammennimmt, ist der Murgsi (Anmerkung: Bernhard Murg) noch immer massiv in Führung. Ich musste schon ganze Schlusspointen auslassen, weil er mir richtig böse Sachen zugeflüstert hat und ich vor Lachen weinen musste. Das ist einem dann aber auch unangenehm, denn: Das Publikum weiß davon ja nichts, sieht dich lachen und fragt sich, was mit dir los ist.
Bernhard Murg: Also Schlusspointen verhau' ich keine, aber ich muss hin und wieder schmunzeln. (Beide lachen.)

  • Das Simpl gibt es seit über 100 Jahren. Wie hat sich aus eurer Sicht der Humor im Vergleich zu früher verändert?

Bernardin: So richtig verändert hat er sich eigentlich in den letzten 20 oder 30 Jahren, wenn man jetzt den Chauvinismus hernimmt. Der war vor 20 oder 30 Jahren nicht schlimmer als vor 100 Jahren. Gerade in den letzten fünf-acht Jahren hat sich da – zum Glück – viel verändert, weil die Position der Frau in der Gesellschaft eine ganz andere als früher ist. 
Wobei man sagen muss: Die Mechanik hinter dem Humor an sich hat sich ja nicht verändert und funktioniert gleich wie früher. Also dass das Publikum über die Schwächen eines anderen lacht, über Missverständnisse oder manchmal mit dem Dummen mitlacht.
Murg: Die Gesellschaft verändert sich und deshalb müssen wir Sketche wie jenen leicht chauvinistischen aus dem Jahr 1971 moderieren, die den Humor der damaligen Zeit widerspiegeln. Ohne Moderation sind sie nicht mehr spielbar.
Wenn wir den Sketch mit den Levkojen von Hugo Wiener als Beispiel hernehmen, der 100 Jahre alt ist: Da kommt im Originaltext das N-Wort vor. Den Originaltext würde ich wissenschaftlich begleitet drucken lassen, aber als Unterhaltung darfst du das nicht mehr spielen. Das fänden wir auch nicht lustig. Daher haben wir diesen Teil des Sketches abgeändert und etwas Neues, Lustiges daraus gebastelt.

  • Haben sich die Reaktionen des Publikums verändert?

Bernardin: Die sind immer anders. Wir haben das heutige Stück bis München gespielt und da kennt man das österreichisch-kolorierte nicht so gut. Die Leute lachen dort aber genauso. In wiederum Tirol lacht das Publikum über andere Sachen als im Burgenland oder in Linz. Natürlich spielt auch das Alter eine Rolle. Humor ist Geschmack.
Murg: Geschmack und natürlich auch eine Technik.

  • Gibt es einen Sketch, der euch besonders Spaß macht? 

Bernardin: Wir spielen das Stück jetzt seit drei Jahren und das verschiebt sich eigentlich immer. Manche Sketches haben wir komplett verändert, manche Sketches, wie die Eröffnung haben wir nur ergänzt und quasi "aktueller" gemacht.
Murg: Wir machen quasi die Sketches für uns spielbar. Bis auf den Levkojen-Sketch von Hugo Wiener natürlich, abgesehen von der vorhin erwähnten Änderung, denn der funktioniert nur so.

  • Wie lange dauert es, bis ihr bei Sketchen nicht mehr lachen müsst?

Bernardin: Grundsätzlich funktioniert das nicht (lacht). Es gibt Sketche, da müssen wir sehr oft lachen, allerdings gibt es Szenen, bei denen man auf der Bühne einfach nicht lachen darf. Da reißt man sich dann zusammen und bricht dann halt ein paar Sätze später weg.
Murg: Oder du halt.
Bernardin: Ja, oder ich halt. 
Murg: Was ich noch erwähnen möchte: Wir spielen auf der Bühne keine Lacher. Manche Kabarettisten bauen mit Absicht Lacher ein, aber wir mögen das überhaupt nicht. Das Publikum ist dann ganz bei dir und erlebt etwas quasi gerade Entstandenes, und das finde ich sehr schön.
Bernardin: Wobei man dazu sagen muss, dass wir eigentlich keine Kabarettisten sind, sondern Schauspieler, die Kabarettsketche spielen. 
Murg: Ich bin zwei Kabarettisten. (Beide lachen.) Das ist übrigens auch ganz wichtig: Das Publikum muss über dich lachen dürfen, egal wie du aussiehst, du dünn oder dick bist, große oder kleine Ohren hast. Das muss man akzeptieren, sonst überlebt man auf der Bühne nicht.

Vorstellungen im März und November

Eine wichtige Info zum Abschluss: Alle steirischen Kabarettfans können heuer noch am 17.3. im Stadttheater Judenburg und am 3.11. in der Komödie Graz herausfinden, was es mit Beethoven und den Vanillekipferln auf sich hat. Tickets für Judenburg gibts auf Eventim-Light, für die Grazer Vorstellungen bestellt man am besten direkt bei der Komödie Graz oder beim Ticketzentrum der Bühnen Graz.

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