Aufgetaucht im Erfolg: "Gefragte Frauen" mit Caroline Pilhatsch

Wenn Silber wie Gold glänzt: Die 19-jährige Grazerin Caroline Pilhatsch hat bei der Schwimm-WM in China die erste heimische Schwimm-Medaille seit acht Jahren geholt. | Foto: GEPA
  • Wenn Silber wie Gold glänzt: Die 19-jährige Grazerin Caroline Pilhatsch hat bei der Schwimm-WM in China die erste heimische Schwimm-Medaille seit acht Jahren geholt.
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Das Handy, es läutet pausenlos in diesen Tagen bei Caroline Pilhatsch und geht vor Gratulationen nur so über. Das ist auch kein Wunder, schließlich hat die Grazerin knapp vor Weihnachten in China über 50 Meter Rücken mit Silber die erste österreichische Schwimm-WM-Medaille seit acht Jahren geholt. Mit der WOCHE sprach sie über Sport als Lebenseinstellung, Silvesterpläne und Bücher zum Abschalten.

WOCHE: Was ist beim größten Erfolg Ihrer Karriere in Ihnen vorgegangen? Spielt sich der Lauf wie ein Film im Kopf ab?
Caroline Pilhatsch: Ein bisschen wie in Trance ist man da schon, es ist alles viel zu schnell gegangen. Erst durch die unzähligen Nachrichten von Familie und Freunden habe ich begonnen, den zweiten Platz zu realisieren.

Ihr Vater war Olympiateilnehmer im Schwimmen, Ihre Mutter Staatsmeisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik. War ein Leben ohne Sport überhaupt denkbar?
Keine Frage, der Sport spielt bei uns natürlich eine sehr große Rolle. Ich und mein jüngster Bruder waren von Kindesbeinen an im Wasser, wir hatten zuhause auch ein kleines Schwimmbecken.

Wann kam die Entscheidung, sich intensiver dem Schwimmsport zu widmen?
In jungen Jahren habe ich neben dem Schwimmen auch Rhythmische Sportgymnastik betrieben. Im Alter von elf Jahren habe ich dann aber doch gemerkt, dass es mir im Wasser mehr Spaß macht.

Sie sind 19 Jahre alt, haben erst vor rund zwei Jahren maturiert. Wie konnten Sie mit der Doppelbelastung Schule und Leistungssport umgehen?
Alle meine Geschwister wie auch mein Vater sind ins BG/BRG Lichtenfels gegangen. Dort hatte man immer großes Verständnis, wenn ich einmal gefehlt habe. Es hat nie an Unterstützung gemangelt.

In Ihrem Alter gehen viele junge Leute auf Partys und feiern. Hatten Sie bisher das Gefühl, etwas versäumt zu haben?
Natürlich gibt es die eine oder andere Familienfeier, die ich versäumt habe, große Entbehrungen musste ich meiner Meinung nach nicht hinnehmen. Zuletzt habe ich zwar eine Maturafeier verpasst, am selben Tag holte ich mir die Silbermedaille in China. Das war ein guter Trost (schmunzelt).

In vielen Sportarten stehen Frauen auch heute noch immer im Schatten der Männer. Wie sieht die Situation im Schwimmbecken aus?

Bei uns gibts keine Vor- oder Nachteile, es macht zum Glück keinen Unterschied, ob man Schwimmer oder Schwimmerin ist.

Sie haben Ihre Medaille just an einem Wochenende geholt, wo im TV ein Wintersportevent nach dem anderen gezeigt wurde. Wie ist es um den Stellenwert des Schwimmsports bestellt?
In Österreich ist es zuletzt ein wenig ruhiger geworden, die großen Erfolge von Markus Rogan und Mirna Jukić liegen einige Jahre zurück. Insofern ist auch das öffentliche Interesse gesunken. Ich hoffe, das ändert sich jetzt wieder.

International gesehen gibt es viele weibliche Schwimmstars. Schauen Sie sich von denen auch etwas ab?

Primär ist es gut für den Sport, dass es Leitfiguren, wie eine Katinka Hosszú, gibt. Gewisse Dinge, wie technische Übungen, kann man sich abschauen. Zuletzt hat mir mein Trainer Dirk Lange ein Detail von einem südafrikanischen Schwimmer gezeigt, der super Starts hinlegt. Das habe ich mir jetzt auch zunutze gemacht.

Sie absolvieren parallel zum Leistungsport die Ausbildung zur Polizistin. Ist Ihnen das wichtig?
Ein zweites Standbein ist unumgänglich. Vieles läuft im Selbststudium ab, das ist gut mit dem Sport kompatibel. Dazu macht es unglaublich großen Spaß. Nach dem Ende der Ausbildung hat man einfach etwas in der Hand.

Ausbildung, tägliches Training, Reisestress: Bleibt noch Zeit für Hobbys?
Sicher doch: Ich lese sehr gerne, ansonsten verbringe ich so gut es geht Zeit mit Freunden und der Familie.

Wie verbringen Sie den Jahreswechsel?
Zu Silvester werde ich am Abend etwas machen, am 1. Jänner wird aber wieder trainiert. Ich hatte eh über Weihnachten frei.

Steckbrief

Geboren am 1. März 1999
Hat am BG/BRG Lichtenfels maturiert.
Seit 2012 wird sie von Dirk Lange am steirischen Landesleistungszentrum trainiert.
Größter Erfolg: Silber über 50 Meter Rücken (Kurzbahn-WM 2018 in Hangzhou)

WOCHE-Wordrap

Bestzeiten und Rekorde ... sind erste Schritte, um weiterzukommen.
2019 ... will ich das Olympia-Limit für Tokio schaffen.
Graz ... ist einfach meine Heimat.

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