Johann Rausch im Bruseum
Der Künstler hinter dem Werbefachmann
Die Ausstellung "Johann Rausch. Searching Myself" im Bruseum in Graz begibt sich auf die Spurensuche nach dem Künstler hinter dem erfolgreichen Werbefachmann und präsentiert einen ersten umfangreichen Einblick in sein unbekanntes Œuvre.
GRAZ. Mit Johann Rausch stellt das Bruseum einen österreichischen Künstler vor, der seit 40 Jahren kontinuierlich Kunst auf internationalem Niveau produziert und dennoch völlig unbekannt ist. Nur zweimal im Abstand von 20 Jahren hat er sich in Wiener Galerien kurz an die Öffentlichkeit getraut, doch unmittelbar darauf wieder zurückgezogen. "Ich bin demütig. Und ich war immer voller Zweifel an meiner Kunst", erklärt der Künstler, während er MeinBezirk.at durch seine Ausstellung in Graz führt. Mit großer Überredungskunst habe es Kurator Roman Grabner geschafft, ihn und seine Werke für die Ausstellung zu gewinnen. Als eine "kleine Sensation in der österreichischen Kunstlandschaft" beurteilt das Bruseum die Ausstellung.
In seinem Hauptberuf war Rausch eine der prägendsten Figuren der österreichischen Werbelandschaft. Besonders eng arbeitete er lange mit Formel-1-Weltmeister und Airline-Gründer Niki Lauda zusammen, zeichnete etwa für diverse Designs für Lauda Air verantwortlich. In der Stille seines Ateliers hat er sich dennoch tagtäglich seiner Kunst gewidmet. Auf die Frage hin, inwieweit seine Tätigkeit in der Werbebranche seine künstlerisches Schaffen beeinflusst, antwortet Rausch: "Ich verdränge es. Aber dass ich künstlerisch so autark arbeiten kann, verdanke ich dem Geld, das ich damals verdient habe."
Autobiografische Spurensuche
"Searching Myself" nennt sich die Ausstellung, die am Donnerstag eröffnet wurde und bis 14. April 2023 im Joanneumsviertel zu sehen ist. Eine Spurensuche, autobiografisch und gespickt mit dem erwähnten Zweifel, der in den Werken Rauschs mitschwingt, führt die Besucherinnen und Besucher durch mehrere Zyklen des Künstlers. Den ersten Ausstellungsraum bespielt die Serie "Rouge Grenade". Unter der malerischen Struktur eines kräftigen Rottons sind Bildnisse von Menschen verborgen, die sich erst in der Distanz erkennen lassen.
Rausch hat Persönlichkeiten ausgewählt, die für sein Heranwachsen und seine Sozialisierung prägend waren und ihm wie geisterhafte Nachbilder immer wieder erschienen. So sind beispielsweise seine Eltern und ein Teddybär neben Lenin oder Adolf Hitler zu sehen. "Ich hatte zuerst Angst, auch diese Bilder zu zeigen. Aber ich bin 1945 geboren – Hitler war der meistgenannte Name. Das hat sich eingeprägt", schildert der Künstler.
Der gegenwärtigen Werbelandschaft erteilt Rausch übrigens ein schlechtes Urteil: "Die Werbung heute ist fürchterlich", findet der Künstler. Medienkritik spiegelt sich demnach auch in mehreren seiner Kunstwerken wider: Rausch hat etwa alte Bildschirme von Röhrenfernsehern bemalt und damit zum einen Produkte poetischer Schönheit geschaffen, andererseits Statements gegen die manipulative Kraft des Mediums gesetzt.
"Johann Rausch. Searching Myself"
- Bruseum, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
- Laufzeit: 20.10.2023‒14.04.2024
- Kuratiert von Roman Grabner
- Information: www.neuegaleriegraz.at
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