Kaffeehauskultur in Graz
Genießen und Verweilen in entspannter Atmosphäre

Wie ein zweites Wohnzimmer: Das Café Kaiserfeld | Foto: S. Engelbert
7Bilder
  • Wie ein zweites Wohnzimmer: Das Café Kaiserfeld
  • Foto: S. Engelbert
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Sie gilt als immaterielles UNESCO-Kulturerbe: Die Wiener Kaffeehauskultur. Die Woche hat mit Grazer Kaffeehausbesitzern darüber philosophiert, was wahre Kaffeehauskultur ausmacht und dabei festgestellt: auch hier wird diese Tradition mit viel Leidenschaft gepflegt.

GRAZ. Klimperndes Geschirr, das Zischen der Kaffeemaschine, verschwimmendes Geplauder und der Duft von frischem Kaffee erfüllen den Raum. Menschen unterhalten sich, lesen Zeitung – sie sind alleine da, gemeinsam, oder gemeinsam alleine.... So oder so ähnlich ließe sich die Situation in einem Kaffeehaus schildern. Aber was macht sie eigentlich im Kern aus, die berühmte Kaffeehauskultur?

Entstanden ist sie Ende des 17. Jahrhunderts, als Kaffeehäuser nicht bloß Orte des Kaffeetrinkens waren, sondern Treffpunkt zum Reden und Philosophieren, Beobachten und Genießen. Man erfuhr Neuigkeiten aus der Zeitung, wurde unterhalten oder kam zum Schreiben und Arbeiten. Laut dem "Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer", sind für ein echtes Kaffeehaus zum Beispiel das Vorhandensein eines Zeitungstisches, das Glas Wasser zum Kaffee oder auch ein kulturelles Angebot unerlässlich.

Die Zeitung ist wichtiger Bestandteil der österreichischen Kaffeehauskultur | Foto: Daniel Kindler
  • Die Zeitung ist wichtiger Bestandteil der österreichischen Kaffeehauskultur
  • Foto: Daniel Kindler
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Der Standort Wien ist hingegen nicht Voraussetzung: Österreichische Kaffeehauskultur, wie sie auch bezeichnet wird, kann auch anderorts gelebt werden. „Diese besondere Kultur aIs Ort der gesellschaftlichen Begegnung pflegen wir nicht nur in Wien, sondern genauso in Graz", so zum Beispiel das traditionsträchtige Café Sacher.

Wohlfühlen und Verweilen

Im Gespräch mit Grazer Kaffeehausbesitzern wird jedenfalls deutlich: Kaffeehauskultur wird auch hier geehrt und leidenschaftlich zelebriert. Auch ist man sich einig: die wahre Kaffeehauskultur umfasst weit mehr als nur das Kaffeetrinken. „Es geht um das Gefühl, das mit dem Kaffeehaus einhergeht'', beschreibt es Franz Reiter vorn Café Fotter. „Gastfreundschaft und dass sich unsere Gäste wohlfühlen, ist uns besonders wichtig", so Reiter.

Ein Ort zum Wohlfühlen, seit 1936: Das Café Fotter in der Attemsgasse | Foto: Jutta Walker/ Café Fotter
  • Ein Ort zum Wohlfühlen, seit 1936: Das Café Fotter in der Attemsgasse
  • Foto: Jutta Walker/ Café Fotter
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Ähnlich beschreibt es auch Helmut Rebernegg vom Kaffeehaus im Erzherzog Johann. Er betont zusätzlich die Bedeutung von Entschleunigung: „Im Kaffeehaus kann man sich Zeit nehmen, in Ruhe Zeitung lesen oder am Geschehen teilnehmen — da darf man schon mal bei einem Kaffee versumpem".

„Im Kaffeehaus darf man versumpern...” - Helmut Rebernegg

„Keine Hektik, kein Stress. Unsere Gäste wollen in aller Seelenruhe genießen" – so beschreibt es das Kaffee Weitzer. Davon, dass sich diese spezielle Wohlfühl-Atmosphäre im Kaffeehaus ganz wesentlich um das Zwischenmenschliche, das Miteinander dreht, bekommt man einen authentischen Eindruck, wenn man mit Simon Lackner im Café Kaiserfeld sitzt: Während der Geschäftsführer begeistert darüber spricht, dass sich ein Kaffeehaus anfühlen solle wie ein zweites Wohnzimmer, vergeht keine Minute, in der ihn nicht jemand vom Nachbartisch oder einkehrende Gäste grüßen.

Bildergalerie von wechselnden Grazer Künstlern im Café Kaiserfeld | Foto: S. Engelbert
  • Bildergalerie von wechselnden Grazer Künstlern im Café Kaiserfeld
  • Foto: S. Engelbert
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Man fühlt sich bald selbst, als wäre man hier zuhause. Dann wird man auch noch den anwesenden Stammgästen persönlich vorgestellt und durch die Bildergalerie geführt, die von wechselnden Grazer Künstler:innen bespielt wird.
Das lebendige und gleichermaßen gemächliche Treiben ist hier unmittelbar spürbar, wenn die Gäste teils alleine teils zu mehrt das Geschehen beobachten oder doch ganz für sich bleiben.

Kulturauftrag

Die angenehme Geräuschkulisse, die authentische Gastfreundschaft und den Wohnzimmer-Flair der Grazer Kaffeehäuser scheinen viele wertzuschätzen: Die Kaffeehausbesitzer berichten durchwegs von vielen Stammgästen, ob jung ob alt. Im Café Fotter, das es schon seit 1936 (ursprünglich als Bäckerei) gibt, sei von 18 bis 80 alles vertreten: „Zu uns kommen viele Studierende, aber auch Leute, die schon vor vielen Jahren im Fotter zu Gast waren", freut sich Franz Reiter.

Das Kaffee Weitzer ist ein wahres "Kaffeehaus wie damals, nur eben heute". | Foto: Kaffee Weitzer
  • Das Kaffee Weitzer ist ein wahres "Kaffeehaus wie damals, nur eben heute".
  • Foto: Kaffee Weitzer
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

„Auch die Jungen wollen wieder bewusster genießen". beobachtet Helmut Rebernegg im Erzherzog Johann. Die für Betreiber wahrscheinlich rentablere Coffee-to-Go-Bewegung scheint die Kaffeehauskultur also nicht abgelöst zu haben. Bei den aus den USA stammenden Coffee-Shops mit Baristas und „Latte Art" ginge es stärker um das Produkt Kaffee, dahinter stecke aber ebenso eine eigene Philosophie wie heim Kaffeehaus, weiß Simon Lackner.

„Mit einem Kaffeehaus hat man einen gewissen Kulturauftrag" – Simon Lackner

Gleich wie seine Branchen-Kollegen ist der Café Kaiserfeld-Geschäftsführer der Überzeugung: "Beide Konzepte haben ihre Berechtigung". Er persönlich holt sich auch gerne mal einen Coffee to Go, den Erhalt des österreichischen Kaffeehauses sieht er nichtsdestotrotz als „Kulturauftrag".

"Wie damals, nur eben heute"

Die österreichische Kaffeehauskultur lässt aber trotz aller Tradition auch zu, mit der Zeit zu gehen: Das Kaffeehaus im Erzherzog Johann bietet eine große Auswahl an Zeitungen, viele lesen trotzdem lieber am Handy oder Tablet und das sei auch absolut in Ordnung, findet Helmut Rebernegg. Ebenso das Kaffee Weitzer — nach eigener Definition „ein Kaffeehaus wie damals, nur eben heute" — geht mit der Zeit und bietet gratis WLAN an. Im Kaffeehaus muss also nicht alles so sein, wie „damals", um die Kultur hochzuhalten.

Die Speis will das mit dem Kaffeehaus verbundene Gefühl modern auslegen.  | Foto: die Speis am LENDHAFEN
  • Die Speis will das mit dem Kaffeehaus verbundene Gefühl modern auslegen.
  • Foto: die Speis am LENDHAFEN
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Die Speis am Lendhafen zum Beispiel wirkt auf den ersten Blick nicht wie das klassische Wiener Kaffeehaus. Das modern gestaltete Lokal verzichtet auf holzvertäfelte Wände und andere klassische Ausstattungsmerkmale. Einen Ort zum Wohlfühlen zu schaffen, der zum Verweilen und Genießen einlädt, war aber auch hier der Kerngedanke, erzählt Geschäftsführer Florian Joham: "Wir haben versucht, das Gefühl, um das es im Kaffeehaus geht, stilistisch modern auszulegen".

Eine Kaffee-reiche Recherche ergibt schlussendlich: Die Grazer Kaffeehäuser nehmen ihren Kulturauftrag erfolgreich und mit Leidenschaft wahr.

 

Was macht die wahre österreichische Kaffeehauskultur für dich persönlich aus?

Mehr zum Thema Kaffee in Graz: 

Graz entdeckt den Kaffee neu

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.