Gefragte Frau
Pfarrerin Barbara Lazar über die "Kirche von heute"

Seit fast 20 Jahren ist Barbara Lazar Pfarrerin.  | Foto: Kreuzkirche
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  • Seit fast 20 Jahren ist Barbara Lazar Pfarrerin.
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Barbara Lazar ist ehrenamtliche Pfarrerin bei der evangelischen Pfarrgemeinde Graz-Kreuzkirche. Mit "MeinBezirk.at" hat die Wahlgrazerin über ihren Berufsweg, Frauen im Amt und darüber gesprochen, wie Kirche die Menschen heute noch erreichen kann. 

GRAZ. Welche Frau wäre in der Karwoche "gefragter" als eine geistliche Würdenträgerin?  Barbara Lazar ist seit fast 20 Jahren evangelische Pfarrerin, gleichzeitig unterrichtet sie Englisch an einem Grazer Gymnasium. Im Interview mit MeinBezirk.at spricht die Wahlgrazerin über ihren Berufsweg, Frauen im Amt und darüber, wie Kirche die Menschen heute noch erreichen kann. 

  • Wussten Sie schon immer, dass Sie Pfarrerin werden wollen?

Barbara Lazar: Ich habe immer gewusst, dass ich Englisch studieren will. Auf der anderen Seite wurde ich sehr früh vom Gottesdienst geprägt: Mein Ururgroßvater war schon Pfarrer – die Familie hat ein starkes evangelisches Gepräge geerbt und das kam bis zu mir herunter. Es hat sich dann für mich irgendwann angefühlt wie eine innere Berufung. Ich wollte mich aber nie entscheiden, nur Pfarrerin oder nur Lehrerin zu werden. Daher ist der Landesschulrat für Steiermark heute mein Brötchengeber und die Evangelische Kirche der Steiermark ist parallel mein Herzens-Arbeitsfeld.

Seit 2014 ist Barbara Lazar Pfarrerin im Ehrenamt in der Kreuzkirche in Graz. | Foto: Michaela Ziegler
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  • Frauen im geistlichen Amt – inwieweit war oder ist das für Sie noch Thema?

Ich habe in den 90ern studiert, da waren Frauen im Pfarramt schon Gang und Gebe. Ich würde also sagen, bei dem Thema dürfen wir dankbar sein und zurückblicken darauf, was wir schon seit Jahrzehnten haben. Schon im Zweiten Weltkrieg waren Frauen ja als sogenannte Notpfarrerinnen tätig – als die Männer wieder zurück waren, hat sich das aber wieder aufgehört. Die Steiermark war dann Vorreiterin, als es darum ging, das weibliche Pfarramt möglich zu machen. Erstmals 1966 haben sich einige wenige Pfarrerinnen ordinieren lassen, allerdings mit Zölibatsklausel. Die Frauen haben weitergekämpft, bis 1980 beschlossen wurde, dass Frauen in der evangelischen Kirche uneingeschränkt jedes Amt bekleiden dürfen. Heute sind Pfarrerinnen steiermarkweit sehr präsent und es ist durchwegs ein gutes Miteinander. 
 

  • Apropos 'Miteinander' – Sie sind als Delegierte der Evangelischen Kirche Mitglied im Ökumenischen Forum Steiermark. Warum ist die Zusammenarbeit verschiedener Konfessionen aus Ihrer Sicht wichtig? 

Meine Mutter ist katholisch, mein Vater war evangelisch. Mittlerweile hat sich da viel weiterentwickelt, aber zur damaligen Zeit war das nicht ganz so einfach, dass die beiden geheiratet haben. Meine Eltern haben sich aber ausgemacht, dass das nie ein Thema sein soll. Ich war sowohl bei einer evangelischen Jungschar als auch bei einem katholischen Kindergottesdienst, ich hatte da nie Berührungsängste. Ich denke wir sind in einer Zeit, in der Pluralismus tatsächlich gelebt werden soll. Daher ist es mir ganz wichtig, das Miteinander zu stärken und Brücken zu bauen, denn ich glaube, nur mit einem Miteinander kommen wir in der heutigen Zeit weiter. 

  • Wie erreicht Kirche Menschen heute noch?

Kirche muss immer in der Zeit sein. Es ist daher ganz ganz wichtig, neue Formen zu finden, um die Menschen wirklich anzusprechen. Früher hieß der Konfirmandenunterricht zum Beispiel evangelische Unterweisung – damit könnte man heute niemanden mehr gewinnen. Es geht nun auch mehr um Themen wie Identität und dergleichen. Natürlich wird nach wie vor über die zentralen Glaubensinhalte gesprochen, aber es stellt sich immer die Frage, wie sich das in die jetzige Zeit übersetzt. Ich merke, dass viele Menschen momentan Halt suchen. Mein Wunsch ist, dass wir gute Wege finden, diese Menschen zu erreichen und ihnen den Halt zu geben, den Kirche im positiven Sinn geben kann. 

Der Pfarrerin ist es ein Anliegen, den Menschen mit der Kirche Halt zu geben.  | Foto: kk
  • Der Pfarrerin ist es ein Anliegen, den Menschen mit der Kirche Halt zu geben.
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  • Welche Bedeutung hat das anstehende Osterfest für Sie?

Der Karfreitag ist in der evangelischen Kirche einer der höchsten Feiertage des gesamtem Kirchenjahres. Das war schon ein Wermutstropfen, dass man uns den als Feiertag weggenommen hat. Manche Wunden sind da noch nicht ganz geheilt. Nichtsdestotrotz werden natürlich Gottesdienste abgehalten. Ich persönlich finde, Ostern ist einfach das Hoffnungsfest schlechthin. Gerade hinsichtlich aktueller Herausforderungen ist daher die Botschaft: Gottes Kraft schafft es, selbst das Dunkelste zu überwinden. 

Steckbrief

Die gebürtige Wienerin hat evangelische Theologie und parallel dazu kombinierte Religionspädagogik und Anglistik studiert. Der Liebe wegen ist Barbara Lazar 2010 nach Graz übersiedelt und vorerst in der Pfarrgemeinde Eggenberg gelandet. Seit fast zehn Jahren ist die Wahlgrazerin nun in der Pfarrgemeinde Graz-Kreuzkirche als Pfarrerin im Ehrenamt. Als ehrenamtliche Pfarrerin darf Lazar wie alle anderen Pfarrerinnen und Pfarrer Gottesdienste in allen Formen und Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen halten. Auch gehört sie zum Leitungsgremium der Kreuzkirche – das alles jedoch auf ehrenamtlicher Basis. 

Als Delegierte der Evangelischen Kirche ist Lazar zudem Mitglied im Ökumenischen Forum christlicher Kirchen in der Steiermark , dessen erklärtes Ziel es ist, die zwischenkirchlichen Beziehungen zu fördern. Neben ihrer Tätigkeit als Pfarrerin unterrichtet die Lehrerin zudem Englisch am Grazer Oeverseegymnasium. 

Mehr aus unserer Serie "gefragte Frau" liest du hier: 

"Jugend am Werk"-Leiterin Sandra Schimmler im Interview
Autorin Elisabeth M. Jursa im Gespräch mit MeinBezirk.at

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