Helden des Alltags
100 Prozent Einsatz trotz Beeinträchtigung

In der Serie "Helden des Alltags" stellt MeinBezirk.at wichtige Berufsgruppen in der Gesellschaft vor und hebt die Menschen, die eine wichtige Tätigkeit ausüben, in den Vordergrund. Aber auch "vergessene" Berufe sowie unersetzliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden vor den Vorhang geholt. Diesmal haben wir einen Haustechniker einen Vormittag lang begleitet.

GRAZ. Hubert Vollmeyer hatte keinen leichten Start ins Leben. Bereits im Alter von zwei Jahren wurde festgestellt, dass sein Hörvermögen beeinträchtigt ist und er bekam Hörgeräte. Mit zehn Jahren hatte er einen Gehörsturz, seither kann er nur durch ein Cochlea-Implantat, ein Hörsystem, das Schall in elektrische Signale umwandelt und an den Hörnerv weiterleitet, hören. Trotzdem ist Hubert Vollmeyer heute Elektrotechniker und seit einem Jahr beim Team Styria als Haustechniker beschäftigt. Er schaut, dass "alles läuft" und wird gerufen, wenn irgendwo der Schuh drückt oder eine der Produktionsmaschinen steht.

Hubert Vollmeyer hält sich als Haustechniker "das Werk am Laufen".  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Hubert Vollmeyer hält sich als Haustechniker "das Werk am Laufen".
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Verflixte Montage

Von "Montagsproduktionen" kann er ein Lied singen, wenn auch in etwas anderer Form: "Am Montag ist am meisten Stress, da sind oft gleich mehrere Maschinen mit Störfehlern außer Betrieb." Beginnt ein Morgen wie dieser ohne große Störungen, geht Vollmeyers Alltag mit einem Rundgang des Geländes los. Die vermeintliche Ruhe währt aber nur kurz, denn schnell wird Vollmeyer auch an diesem Tag gebraucht. In der Tischlerei gibt es ein Problem mit der Kantenschleifmaschine. Nach schneller Fehleranalyse wird klar, dafür braucht es externe Hilfe vom Hersteller, für den Haustechniker geht es trotzdem gleich weiter, denn im Keller sind Sicherungen im Stromkasten zu tauschen.

Ohne Verschnaufpause geht es anschließend auch gleich zur nächsten Maschine, wo es ein Problem mit dem Steuerregler gibt. Ein Bauteil erfüllt seine Funktion nicht mehr so wie gewünscht, im Austausch mit Kollegen kann der Auslöser schnell eruiert werden, trotz lauter Umgebung in der Maschinenhalle ist von einer Beeinträchtigung im Umgang mit den Kollegen und im Arbeitsalltag nichts zu merken.

Am Vormittag standen Arbeiten an einem Stromkasten an.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Am Vormittag standen Arbeiten an einem Stromkasten an.
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Neu hören lernen

Der Weg dahin war allerdings kein leichter, denn als Vollmeyer im Alter von elf Jahren sein Hörimplantat bekommt, muss er komplett neu hören lernen: "Es war komisch, Dinge haben sich auf einmal komplett anders angehört als davor." Das Geräusch von einem fliesenden Wasserhahn beispielsweise klingt für ihn auf einmal metallisch. Heute hat er sich an den "neuen Klang" von Geräuschen und Sprache gewöhnt. Letzteres bildet das zweite Stichwort, denn Sprechen muss er in seinen Teenager-Jahren ebenfalls neu lernen, seinen Bulme-Abschluss macht er später berufsbegleitend. Eine Sache gibt es allerdings, die er immer noch vermeidet: das Telefonieren, was in Zeiten von WhatsApp, SMS und Co. kein Problem mehr ist.

Bei einer weiteren Maschine gab es ein Problem mit dem Steuerregler.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Bei einer weiteren Maschine gab es ein Problem mit dem Steuerregler.
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Kein Einzelfall

Wie Zahlen des Sozialministeriums belegen, ist Vollmeyer mit seiner Geschichte nicht alleine, waren mit Ende 2021 doch steiermarkweit 23.282 Menschen als "begünstigte Behinderte" eingestuft. Dabei handelt es sich um Personen, die mindestens eine 50-prozentige Behinderung aufweisen, aber trotzdem arbeitsfähig sind. Mit 49 Prozent war knapp die Hälfte davon auch berufstätig, 51 Prozent hatten keine Anstellung – was auch daran liegt, dass über 70 Prozent der steirischen Unternehmen der Beschäftigungspflicht nicht nachkommen. Laut Gesetz müsste jeder Betrieb pro 25 Mitarbeiter eine Person mit Behinderung einstellen, 71,40 Prozent zahlen lieber Strafe.

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