Grazer Fitnessstudios
Angespanntes Warten auf die Lockerung

- Mit großer Vorfreude startete das Führungsduo Katrin und Mario Nerad in das Jahr 2020, die Krise sorgte jedoch für eine Vollbremsung.
- Foto: Foto Jörgler
- hochgeladen von Anna-Maria Riemer
Brutal getroffen ist die Grazer Fitnessbranche. Fehlende Infos über mögliche Auflagen erschweren die Arbeit.
"Es ist mit Abstand das Schlimmste, das passieren hätte können. Wir wissen nicht, wie es weiter geht", blickt Katrin Nerad vom Grazer Fitnessstudio Vibes auf einen Scherbenhaufen in der Fitness-Branche: "Ich habe mit einigen Grazer Studiobetreibern gesprochen und rund ein Drittel zweifelt, ob sie nach der Krise überhaupt wieder aufsperren können."
Im Dunkeln gelassen
Nerad, die gemeinsam mit dem Vibes-Team den WOCHE-Regionalitätspreis 2019 gewonnen hat, sieht ein großes Problem vor allem auch darin, dass man nicht wisse, unter welchen Auflagen Fitnessstudios wieder eröffnen dürfen, da beispielsweise bei begrenzter Kundenanzahl nicht kostendeckend gearbeitet werden kann.
Christoph Zettl vom Grazer Fitnessstudio Twins ist ähnlicher Meinung: "Wir haben aufgrund von diversen Meldungen die Hoffnung, dass wir am 29. Mai wieder aufsperren dürfen. Das große Problem ist aber, dass wir keinerlei Informationen haben, wie eine solche Öffnung auszusehen hat und welche Maßnahmen es geben wird. Wir arbeiten derzeit auf Verdacht hin ins Blaue." Zettl wünscht sich von der Regierung vor allem mehr Klarheit in Bezug auf die Auflagen für einen möglichen Eröffnungstermin. "Wir werden zurzeit komplett im Dunkeln gelassen. Es ist sehr viel Unsicherheit da, wie die Zukunft aussieht. Man lebt von der Hoffnung und vom Optimismus."
Online und Outdoor
"Wir haben kurzfristig eine Online-Trainingsplattform mit rund 100 Workouts für unsere Mitglieder und Neukunden entwickelt, damit man sich mit unserem Team online fit halten kann", erzählt Nerad. Zudem bietet das Vibes auch Outdoor-Trainings: "Hier ist die Teilnehmerzahl allerdings begrenzt, weshalb wir nicht kostendeckend arbeiten können."
Nerad appelliert in diesem Zusammenhang auch an die Teilnehmer, verlässlich zu kommen, falls man sich anmeldet. Auch das Twins bietet Trainings im Freien an, dies dient vor allem auch dafür, um Trainer finanziell über Wasser zu halten und um die Kurzarbeit zu finanzieren. "Die Outdoor-Trainings werden sehr gut angenommen. Man darf das Studio nicht betreten, aber wir stellen das Equipment vor der Tür zur Verfügung", beschreibt Zettl. Bei beiden Fitnessstudios kann man sich über die Homepage für die Outdoor-Trainings anmelden.
"Brutal getroffen"
Einig sind sich die beiden Fitnessstudiobetreiber auch, dass ihre Branche brutal getroffen wurde. "Wir sind die Branche mit dem höchsten Nutzen für die Gesundheit, durch Fitness bleiben Menschen gesund. Aber das ist anscheinend nicht erwünscht", so Nerad, die auch kritisiert, dass beispielsweise die Gastro und Altenheime wieder aufsperren dürfen, für die Fitnessbranche allerdings noch keine Infos vorliegen: "Bei uns im Vibes wissen wir genau, wie viele Menschen zu den Trainings kommen. Keiner berührt sich und wer krank ist, kommt sowieso nicht zum Training. Ich finde es nicht gerechtfertigt, dass Fitnessstudios nicht öffnen dürfen", so Nerad.
Zettl möchte zwar nicht beurteilen, ob das nun fair oder unfair sei, allerdings kritisiert er: "Es dauert alles sehr lange und wir werden auch nicht gefragt. Für die Branche ist und wird es brutal. Zudem ist Ende Mai die schlechteste Jahreszeit für Studios, um aufzusperren, noch dazu wenn das Motto ,Stay at home' gilt. Die gesamte Branche muss mit gewaltigen Verlusten rechnen." Zettl wünscht sich nicht nur mehr Klarheit über die Auflagen, sondern auch um Rettungsmaßnahmen seitens der Bundesregierung: "Ähnlich wie bei der Gastro könnte man beispielsweise die Mehrwertsteuer auf Mitgliedsbeiträge von zwanzig auf zehn Prozent herabsetzen", hofft Zettel.


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