Brennpunkt Wohnungsamt: Alte (Wohn-)Liebe rostet nicht
Stadträtin Elke Kahr gilt in Graz vielerorts noch immer als erste
Ansprechpartnerin zum Thema Wohnen.
Am 5. Februar 2017 hat Graz einen neuen Gemeinderat gewählt. In der nachfolgenden Regierungsbildung hat sich schnell herausgestellt, dass Elke Kahr – die diese Position zuvor seit 2005 inne hatte – das Amt für Wohnungsangelegenheiten an die FPÖ und Vizebürgermeister Mario Eustacchio abgeben musste. So ganz scheint man sich bei der KPÖ allerdings noch nicht von diesem Ressort getrennt zu haben.
Die Hälfte der Anfragen
Obwohl Kahr seit über einem Jahr für das Verkehrsamt zuständig ist, bestätigt sie, dass Wohnungsangelegenheiten immer noch großes Thema in ihrem Büro sind. "Über 50 Prozent der Anfragen unseres Parteienverkehrs drehen sich um das Thema Wohnen", so Kahr. Für sie sei es wichtig, als politischer Ansprechpartner für alle Anliegen der Grazer Bürger da zu sein: "Nur weil man uns das Ressort wegnimmt, ist die Kompetenz ja trotzdem da. Wir kümmern uns ja nicht nur um Wohnungs- und Verkehrsangelegenheiten, auch mit Sozialthemen wenden sich viele an uns."
Keine Wohnungsstadträtin
Am heutigen Mittwoch findet an der Vorklinik eine Mietrechtsberatung mit Stadträtin Elke Kahr statt – organisiert vom Kommunistischen Studentinnenverband und der KPÖ Graz. Dass Kahr bei öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Wohnen als Stadträtin auftritt, ist für sie selbstverständlich: "Ich trete dort ja nicht als Wohnungsstadträtin auf, sondern diese Kooperation mit dem kommunistischen Studentinnenverband besteht schon lange und es ist für mich klar, dass ich mich da einbringe." Dass das Verkehrsressort unter diesen Bemühungen leiden könnte, glaubt Kahr nicht. "Die anderen Agenden machen wir nicht anstatt, sondern zusätzlich zum Verkehr. Es kommt nur darauf an, wie fleißig ein Stadtrat ist. Ich verzichte dafür einfach einmal darauf, kamerawirksam ein Bandl auf einer Eröffnung durchzuschneiden."
Trauer um Vergangenheit
Neben öffentlichen Auftritten wie an der Vorklinik werden aus dem Büro Kahr auch regelmäßig Medieninformationen zu Wohnthemen versendet. Im Büro von Wohnungsstadtrat und Vizebürgermeister Mario Eustacchio steht man Kahrs Aktivitäten im Wohnbereich skeptisch gegenüber. "Der Gemeinderat hat die Ressorts verteilt und mit Wohnen Graz deckt die FPÖ alle relevanten Bereich ab. Es ist schon ein wenig anmaßend zu glauben, dass man das Thema Wohnen besser behandeln kann", erklärt Eustacchio-Sprecherin Jasmin Hans. Aus dem Büro des Wohnungsstadtrates heißt es weiter, dass "sich jeder um das eigene Ressort kümmern und nicht der Vergangenheit nachtrauern soll." Der Grat zwischen politischer Offenheit für Bürgeranliegen und dem Schwelgen in der Vergangenheit ist anscheinend ein sehr schmaler.
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