Der Griesplatz braucht einen City-Designer

- Ein netter Platz, der aber von Müllinseln umrahmt wird. Gastgärten würden die Ecke aufwerten.
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Der Griesplatz hat enormes Potenzial: Architekt Erich Ranegger zeigt vor Ort, was zu tun wäre.
Der Griesplatz als gefährliche Zone? Viele Grazer haben im Rahmen der von m(Research für die WOCHE durchgeführten Umfrage angegeben, sich dort nicht sicher zu fühlen. Vielleicht sind wirklich negative Erlebnisse oder das schlechte Image der Vergangenheit an dieser Zuschreibung schuld, vielleicht liegt es aber auch an der Gestaltung des Platzes, die mit Sicherheit ausbaufähig ist.
Die WOCHE hat sich mit Architekt Erich Ranegger vom renommierten Atelier Thomas Pucher am zentralen Platz des fünften Grazer Bezirkes getroffen, um vor Ort Defizite und Potenziale aufzuzeigen. "Wenn man sich Plätze wie Räume vorstellt, dann ist der Kaiser-Josef-Platz die Küche, der Hauptplatz das Wohnzimmer, der Jakominiplatz die Garage. Beim Griesplatz fällt die Einordnung schwer, er ist quasi ein Mini-Busbahnhof und fungiert als große Verkehrskreuzung", sagt Ranegger.

- Architekt Erich Ranegger vom Atelier Thomas Pucher zeigte bei einem Lokalaugenschein, welche Potenziale und Problemfelder der Griesplatz hat.
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Müll und Stände stören
Dabei haben Plätze eigentlich andere Funktionen: "Wichtig ist einerseits die Platzoberfläche und andererseits alles, was rundherum in den Häusern passiert", sagt der Experte während eines Lokalaugenscheins im nördlichen Teil, unweit der Bushaltestellen. "Allein die Pflasterung sorgt hier schon für Abwechslung. Es ist aber unverständlich, warum eine Müllsammelstelle den Eingang in die Griesgasse verstellt. In Städten wie Ljubljana wird der Abfall unterirdisch gelagert." Die grundsätzlich vom Verkehrslärm wenig beeinträchtigte Ecke hätte laut Ranegger noch mehr Potenzial: "Man könnte mehr Bäume pflanzen, einen Kinderspielplatz errichten und Gastgärten aufstellen. Die Imbissstände hingegen erzeugen eine schlechte Stimmung, verstellen den Weg nach Süden und sind Angsträume in der Nacht."

- Wird links eine Fahrspur entfernt, wird der Gehsteig rechts breiter. Dann könnten etwa breitere Gastgärten aufgestellt werden.
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Nutzungsmix als Schlüssel
Weiter geht's, vorbei an der Welsche Kirche, an der westlichen Häuserzeile entlang. Auch an dieser Stelle sei mehr herauszuholen: "Die Fußgänger müssen auf einem teils unebenen Gehsteig zu nah an der Fassade gehen, auch Gastgärten kann man kaum aufstellen. Da kommt keine Atmosphäre auf." Der Geschäfte-Mix sei generell ein Problem. "Wenn Gründe fehlen, zum Einkaufen hierher zu kommen, wird es schwierig."
Potenzial habe der Platz aber zur Genüge. "Es braucht einen Kurator, eine Agentur, um den Griesplatz zu entwickeln. Analog zur kulturellen Vielfalt könnte der Platz in Sektoren eingeteilt und unterschiedlich programmiert werden. Die Erdgeschoßzone muss jedenfalls mit Geschäften belebt werden. Warum sollte nicht eine Außenstelle der Stadtbibliothek hier einziehen?" Auch der Verkehr müsse reduziert werden. "Es müssen definitiv Fahrspuren reduziert werden, um Flächen für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen."

- Beispiel für Oberflächen-Verschwendung: Ein Zigarettenautomat könnte auch an einer Hauswand und nicht mitten am Platz stehen.
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