Der "Opa" hat für alle ein Bett

Notschlafstelle feiert dieser Tage ihren 20. Geburtstag.
roland.reischl@woche.at
Am Anfang war der Balkankrieg. Und viele Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind und kein Dach über dem Kopf hatten. Also stellten Pfarrer Wolfgang Pucher und seine ehrenamtlichen Helfer 9 Großraumzelte auf, in denen man anno 1992 über 100 Hilfsbedürftige mit dem Notwendigsten versorgte: Mit einem (provisorischem) Dach über dem Kopf, einem warmen Essen und einem Bett zum Schlafen.
Aus dem Provisorium wurde schnell eine fixe Einrichtung. "Weil immer wieder neue Menschen nachkamen, die unsere Hilfe brauchten", erinnert sich Wolfgang Pucher an die ersten Tage des "Vinzinestes". In der Kernstockgasse im Bezirk Gries fand man - gegen viele Widerstände - eine fixe Bleibe. Genau 20 Jahre ist das mittlerweile her, ein würdiger Anlass um am 15. November ein Fest (siehe Info links) für diese unverzichtbare Sozialeinrichtung zu veranstalten.
Ebenfalls seit 20 Jahren ist August "Gustl" Eisner für diese Notschlafstelle im Einsatz. Ehrenamtlich, versteht sich, koordiniert er die rund 75 Betten, die für jene da sind, die sonst die Nacht im Freien verbringen müssten. Es ist ein illustres Publikum, das Abend für Abend in die Herberge einzieht. Vor Zeiten des Bettelverbotes hätte man sie wohl als Bettler bezeichnet, mittlerweile spricht man im Vinzinest lieber von "Zeitungskolporteuren", Straßenmusikanten - "oder einfach von Menschen, die um Hilfe bitten".
Warum sich "Gustl" Eisner, den seine Schützlinge, je nach Alter, Papa oder Opa nennen, das seit 20 Jahren für Gottes Lohn antut? "Weil ich's gerne mache. Und weil es immer noch besser ist, als ich würde im Kaffeehaus Karten spielen. Und das geht sich ja sogar trotzdem noch aus", schmunzelt der pensionierte Fleischhauer. Geschichten über "seine Pappenheimer" gibt es viele, fast alle kennt er beim Namen, weiß auch über ihre Geschichten Bescheid. Er hat für jeden ein offenes Ohr - und wenn der Platz einmal nicht reicht stellt der "Opa" halt noch ein paar Betten extra auf ...
Eines ist ihm aber auch klar: "Der Wolfgang Pucher ist für das alles der Motor. Wenn er sagt, das etwas geht, dann geht das auch."
Ein Satz, bei dem sich der Angesprochene bescheiden zurücklehnt. Und darauf verweist, dass es ohne die vielen Menschen, die ihn unterstützen, nicht möglich wäre, das alles aufrecht zu erhalten. Von seinem Kampfgeist für jene am unteren Ende der Gesellschaft hat er allerdings nichts verloren. Und er erzählt, was ihn antreibt: "Ich komme selbst aus ärmlichsten Verhältnissen, ich habe ihn meiner Kindheit und Jugend ständig unter Kälte gelitten. Es ist das Mitgefühl mit den Menschen, denen es elend geht." Und er hat über die Jahre eines gelernt: "Es geht viel mehr, als man glaubt. Und ,geht nicht' gibt es nicht!" Und wenn es doch einmal nicht mehr geht? "Wenn man selber alles gibt und trotzdem ansteht, dann hilft der liebe Gott", hat er volles Vertrauen in seinen "Chef".

Zahlen und Fakten:
Das "Vinzinest" bringt es in 20 Jahren auf rund 415.000 Übernächtigungen. Seit Beginn haben circa 150 ehrenamtliche Mitarbeiter die Notschlafstelle unterstützt, haben insgesamt eine Leistung von 122.000 Arbeitsstunden erbracht. Müsste man das bezahlen, wären in den 20 Jahren Lohnkosten in der Höhe von 3,6 Millionen Euro angefallen.
Die Kosten pro Bett und Tag betragen 4,84 Euro, die Subvention pro Bett beträgt 1,51 Euro.

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