Die Probleme mit der Wahrheit

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Der Grazer Medienprofi Bernd Chibici widmet der "Story" ein eigenes Buch. Mit spannenden Erkenntnissen.
"Ich muss dir schnell etwas erzählen ..." Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Der eine kann es besser, der andere schlechter, fest steht jedenfalls: Seit der Mensch gelernt hat, mit Sprache umzugehen, werden Geschichten erzählt, wird über Erlebtes berichtet, Wissenswertes, Spannendes und durchaus Nutzloses an Freunde, Familie und jeden, des es interessiert weitergegeben.

Die Story über die Story
Genau diesem Phänomen hat der Grazer Medien- und Kommunikationsberater Bernd Chibici nun ein Buch gewidmet: "Geschichten spielen eine tragende Rolle in unserem Leben, sie berühren, sie verführen, sie üben Macht über uns aus", beschreibt Chibici die Faszination, die ihn zu seinem Buch "Die Macht der Story" inspiriert hat. "Denn die Story prägt nicht nicht nur unser soziales Miteinander, sie ist das Schlüsselprodukt im Medien- und Unterhaltungsbusiness und erlebt jetzt auch einen Hype als Wunderwaffe im Marketing", spricht er unter anderem die neue Form der geschichtenerzählenden Werbespots an.
Was müssen gute Geschichten also können? "Sie faszinieren und schaffen jene Aufmerksamkeit, die bei permanenter Reizüberflutung ein kostbares Gut sind", erläutert Chibici. Und: "Storys lösen unbewusste Emotionen aus, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ansteckend." Deshalb werden die wirklich guten Geschichten auch wie ein Lauffeuer weiterverbreitet - ganze Fernsehsender leben von diesem Phänomen.

Alles nicht wahr?
Chibici ist bei den Recherchen zu seinem Buch aber auch auf interessante Aspekte der Gehirnforschung gestoßen, die sich überspitzt in einem Satz zusammenfassen lassen: Die Geschichten, die wir erzählen, sind alle nicht wahr. "Zumindest nehmen wir es mit der Wahrheit nicht so genau", schmunzelt Chibici. Das liegt unter anderem an dem von der Gehirnforschung entdeckten "False Memory-Syndrom": Der Mensch übernimmt Erzählungen, Erinnerungen und Ereignisse aus anderen Quellen und macht sie zu seiner eigenen Vergangenheit. Oder kurz gesagt: Vieles was wir erzählen, haben wir gar nicht erlebt, sondern nur erzählt bekommen - sind aber über die Jahre zu der festen Überzeugung gelangt, dass es uns selbst passiert ist ...
"Dazu kommt, dass wir dazu neigen Geschichten auszuschmücken und uns selbst in einem guten Licht darzustellen. Außerdem passt sich unser Gedächtnis der aktuellen Laune an. Steht das Stimmungsbarometer auf "Hoch" werden auch Rückblicke durch die rosarote Brille gesehen.
Resümee: Ob "G'schichtldrucker", begnadeter Erzähler oder faktenorientierter Aufzähler: Die gute Story hat immer Macht über uns. Wer mehr wissen will, sollte das Buch von Bernd Chibici lesen ...
Roland Reischl

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