Parkplätze als Pulverfass
Ringen um Parkzonenausbau in den Randbezirken
In den Randbezirken werden Auto und Parken zum Pulverhass. Fehlende Parkmöglichkeiten sorgen für Wut, Hass und Konflikte. Die Wetzelsdorfer Bezirksvorsteherin Belinda Walkner (SPÖ) fordert deshalb mehr Parkraum und liefert einige Ideen. Die Stadt warnt vor "Schnellschüssen" und evaluiert im Hintergrund derweil eine Ausweitung der Parkzonen auf den gesamten Stadtraum.
GRAZ. Die Situation in Wetzelsdorf ist wohl sinnbildlich für viele Grazer Randbezirke. Parkzonen gibt es keine, geparkt werden kann generell gratis "auf der Straße". Die Zahl der Anwohnerinnen und Anwohner ist über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte aber stetig gestiegen und damit auch die Anzahl der Fahrzeuge. Einfamilienhäuser weichen größeren Bauten mit mehreren Wohneinheiten, Parkplätze beinhalten diese oft nicht. Das Ergebnis: Viele Autos für wenig Parkraum.
Auch deshalb werde momentan überall geparkt, wo irgendwie Platz sei: Auf Privatgrund, im Kreuzungsbereich oder vor Ausfahrten. Das berichtet die Wetzelsdorfer Bezirksvorsteherin Belinda Walkner (SPÖ): "Wo sollen die Leute mit dem Auto auch hin?" Die Stimmung im Bezirk sei bereits mehr als angespannt. Immer mehr Grundstücksbesitzer würden dazu übergehen, Anzeige zu erstatten und mit Besitzstörungsklagen zu drohen. Walkner: "Die Autofahrer befinden sich im Spannungsfeld, Halte-und Parkverbote sind nicht die Lösung."
„Autofahrer können in diesem juristische Bogen, der vom Verwaltungsrecht bis zum Zivilrecht reicht, einige Probleme bekommen."
Belinda Walkner, Bezirksvorsteherin (SPÖ)
"Wetzelsdorf nicht Innenstadt"
Klimapolitik und Parklätze sind in der Stadt generell heißes Thema. In der Innenstadt weichen Zweitere im Zuge der Umstrukturierung immer öfter Radwegen, Bäumen und öffentlichem Lebensraum. Eine Entwicklung, die auch Walkner positiv sieht. Im Gespräch mit MeinBezirk bezeichnet sie sich als Verfechterin der Mobilitätswende, diese sei unausweichlich, allerdings: "Wir müssen uns bei der Umstellung an die Lebensrealität anpassen, Wetzelsdorf ist nicht die Innenstadt."
Um den Umstieg voranzutreiben, brauche es zuerst die passende Infrastruktur sowie eine verbesserte Öffi-Taktung. Außerdem solle der Grüne-Koaltionspartner Autofahrerinnen und Autofahrern, gleich wie Fußgängerinnen und Fußgänger oder Radfahrerinnen und Radfahrer, in den Prozess miteinbeziehen. "Das fehlt komplett", sagt Walkner.
Supermarktparkplätze als Alternative
Alternativideen gäbe es einige: Walkner spricht sich für eine Kooperation mit Supermärkten aus, um deren Parkplätze, ähnlich wie Busspuren, außerhalb der Geschäftszeiten als Parkfläche für Anrainerinnen und Anrainer zur Verfügung zu stellen. Auch der Ruf nach Parkhäusern wird laut, sowohl im Bezirk als auch an der Stadtgrenze – Stichwort "Steinberg". "Vielleicht muss aus einem Einfamilienhaus auch einmal ein Park- und kein Wohnhaus werden", so Walkner. Eine weitere Option wäre die Ausweitung der grünen Zone. Eine solche wird in der Grazer Verkehrsplanung schon länger diskutiert und steht auch im aktuellen Regierungsprogramm.
Flächendeckende Parkzonen
Seitens der zuständigen Vizebürgermeisterin Judith Schwentner heißt es, man stehe allen Wünschen zur Ausweitung der Parkzonen offen gegenüber. Alle zwei Jahre werde intern eine Analyse zur Parkzonenanpassung erarbeitet, die nächste finde im Sommer statt. Hierbei könnten auch Anrainer oder Bezirksvorsteher ihre Ideen einbringen. Außerdem evaluiere man eine Ausweitung der Parkzonen auf den gesamten Stadtraum.
"Dahingehend haben wir unter der Federführung der Verkehrsplanung eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung beschäftigt", betont Schwentner. Allerdings dürfe es dabei keine Schnellschüsse geben, vielmehr brauche es eine saubere Lösung, um das Problem nicht weiter zu verschieben. "Man muss sich ganz genau überlegen, welche Auswirkungen ein solches Riesenprojekt für die Stadt haben würde", so die Vizebürgermeisterin weiter. Die Ergebnisse werden im Herbst erwartet.
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