Interview mit Intendant Werner Schrempf
La Strada verjagt das Virus
Das Festival La Strada ist wieder da: Intendant Werner Schrempf über das Programm und Wünsche für 2022.
Es ist wieder La-Strada-Zeit: Ab heute (30. Juli) bringt das legendäre Straßenfestival Künstler aus aller Welt nach Graz. Bevor es losgeht, hat Intendant Werner Schrempf mit der WOCHE über das diesjährige Programm geplaudert und erklärt, wieso er kreative Knotenpunkte außerhalb der Stadt schaffen möchte.
WOCHE: Auch an La Strada ist Covid-19 nicht spurlos vorübergegangen – was ist heuer zu erwarten?
Werner Schrempf: Wir sehen La Strada durchaus als eine Veranstaltung, die dabei helfen kann, dieses Virus zu verjagen und Begegnungen zu ermöglichen, die so länger nicht mehr möglich waren. Dazu muss man sagen, dass es heuer schon anders ist als 2020. Wir sind wieder stärker im öffentlichen Stadtraum vertreten und können so auch mehr Menschen erreichen.
Zur Eröffnung spielt dieses Jahr ein Clown. Warum?
Ja, Leo Bassi zeigt da sein Solo-Programm "Me! Mussolini". Den wollten wir unbedingt haben. Nicht nur, weil man dieser durchaus kulturarmen Zeit mit Humor begegnen muss, sondern auch weil Bassis Performance uns zeigt, wie wir selbst in unserer Zeit politisch an der Nase herumgeführt werden. Wer könnte das besser auf die Schaufel nehmen als ein Clown?
Gleichzeitig wird es eine Eröffnung im Stadtpark geben...
Das stimmt, wir haben uns für zwei parallele Eröffnungen entschieden, eine davon im öffentlichen Raum, damit wir mehr Menschen einladen können. Deshalb wird gleichzeitig am Platz der Versöhnung eine Performance der französischen Compagnie "Rhizome" stattfinden. Das Stück nennt sich "La Spire".
La Strada ist ein Festival, das auch aktuelle, gesellschaftliche Themen aufgreifen will: Wie gelingt das heuer?
Für uns ist es immer wesentlich, dass nicht nur Künstler über die Veränderungen in der Gesellschaft nachdenken, sondern auch die Menschen vor Ort eingebunden werden. Das zeigt sich zum Beispiel in unseren Community-Projekten, mit denen wir Menschen vor den Vorhang holen, die ansonsten nicht in der Öffentlichkeit stehen. Außerdem gibt es ja nicht nur in Graz Veränderungen. Deshalb findet La Strada auch außerhalb des urbanen Raums statt.
Damit meinen Sie das steiermarkweite Projekt "Signal am Dachstein" – warum ist Ihnen das wichtig?
Die Grundidee ist, dass künstlerische Arbeit auch in ländlichen Regionen einen hohen Stellenwert haben sollte. Deshalb wollten wir regionale Künstler zusammenbringen und vernetzen. Nur so können wir in Zukunft regionale Antworten zu finden – zum Beispiel auf die Frage des Klimawandels. Das kann man aber nicht von heute auf morgen machen, das ist also ein langfristiges Projekt.
Noch einmal zum Programm: Was können Sie dieses Jahr besonders empfehlen?
Ich würde unbedingt eine Clown-Vorstellung anschauen. Leo Bassi zu verpassen, wäre schon ein großer Fehler. Im öffentlichen Raum würde ich versuchen, Compagnie XY zu sehen. Ich finde es interessant, dass Zirkuskünstler auch zunehmend von der Bühne auf die Straße hinausdrängen. Drittens würde ich eines der Community-Projekte empfehlen, etwa das Eggenberger Stadtgeflüster.
Was würden Sie sich für nächstes Jahr wünschen?
Früher hatten wir immer eine offene Tanzbühne in der Kaiserfeldgasse, die wir coronabedingt als Sitzkonzert umplanen mussten. Hoffentlich können wir nächstes Jahr wieder auf der Straße tanzen.
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