Offene Bühne
Jazz-Sängerin Irina Karamarkovic hat in einem Grazer Innenstadtlokal eine Session-Zeit mit offener Bühne eingeführt.
Ich habe es selbst in den 1980er-Jahren erlebt, wie wichtig Lokale sind, in denen sich junge Kreative vor einem Publikum erproben können.
Wer immer aus der Steiermark in den Bereichen Literatur, Jazz, Blues, Folk oder Kabarett etwas geworden ist, ein großer Teil davon hatte sich im Café des Rechbauer-Kinos, im „Schillerhof“, im "Petersstüberl", im „Grammel“, im „Feinkunstwerk & Tingeltangel“ etc. erste Erfahrungen geholt, wie man vor Publikum besteht.
So etwas sehe ich nun auch im Grazer „CuntRa la Kunsthure“, wo Karamarkovic jeweils den Montag dieser Möglichkeit gewidmet hat. Das „CuntRa“ zeigt auch gelegentlich Ausstellungen. Die günstige Lage in der Jakominigasse macht die Dinge unkompliziert.
Ich bin an der Theke etwas sentimental geworden, weil mir so vertraut erschien, wie die Youngsters sich in diesem Teil der Abläufe zusammenfinden, während ich mit einigen Routiniers des Kulturfeldes beim Plaudern war. Wie mag es sich anfühlen, wenn man dieses Metier noch nicht so kennt, sich aber darin bewähren möchte?
Natürlich erinnere ich mich zu gut, welchen Geschmack das alles hat. Außerdem bemerke ich nun die Bürde der Erfahrung, weil mir natürlich manches unterkommt, wo ich sagen möchte: „So wird das vermutlich nicht gehen.“
Aber das ist Blödsinn, weil erstens oft etwas geht, wie es die Routiniers nicht für möglich gehalten haben, und weil zweitens alle ihre Erfahrungen machen müssen, ohne daß ihnen ein alter Gaul die Welt erklärt.
Letzteres ist auch der Grund, warum Karamarkovic diese Möglichkeit der offenen Bühne forciert.
Im eigenen Badezimmer meint man ja bald, daß man vielleicht gut klingt und vor dem Spiegel eine passable Figur macht. Erst on Stage findet man dann heraus, was diese Annahme taugt…
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