Sexualität: Was ist normal?
Über Sex zu reden, ist lange kein Tabu mehr - außer es geht um den eigenen.
Bestseller wie "Feuchtgebiete" und "Shades of Grey" haben das Thema Sexualität in den Bücherregalen "salonfähig" gemacht. Über Sex zu lesen ist eines. Darüber - und über eventuelle Probleme - zu reden etwas ganz anderes. Diese Erfahrung hat auch Eva Stix, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin an der Landesnervenklinik Sigmund Freud gemacht und daher die Idee für eine sexualtherapeutische Ambulanz geboren.
"Let's talk about sex"
Laut einer internationalen Studie nimmt nur jede 5. Frau und gar nur jeder 10. Mann bei sexuellen Problemen Hilfe in Anspruch. "Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um Erektionsstörungen", weiß Eva Stix. "Diese wurden mit Viagra beantwortet." Stix hat sich daher mit ihrem Kollegen Martin Ecker, ebenfalls Psychiater am LSF, auf die psychische Komponente der Sexualität spezialisiert. Und das ist zugegebenermaßen ein weites Feld, denn was ist in der zwischenmenschlichen Beziehung schon normal? Was vom Großteil der Gesellschaft als normal erachtet wird? Das, was laut Gesetz "in der Norm liegt" oder das, was man selbst als normal empfindet? Der Umgang mit Homosexualität oder Transidentität, vormals Transsexualität genannt, ist erfreulicherweise lockerer geworden, dennoch werden die Betroffenen vielfach noch immer nicht als "normal" angesehen. Zumindest ist es aber gottlob kein Verbrechen, homo- oder transsexuell zu sein. Was aber, wenn jemand sexuelle Präferenzen zeigt, die wider die Norm und damit auch wider das Gesetz sind?
Prävention durch Gespräch
"Genau da möchten wir mit unserer sexualtherapeutischen Sprechstunde ansetzen", erklärt Eva Stix. "In Großbritannien und Deutschland laufen bereits derartige sexualtherapeutische Programme für Pädophile, die noch nicht straffällig geworden sind - mit Erfolg. Das Problem ist ja, dass die Täter erst therapiert werden, wenn es bereits einen Übergriff gegeben hat. Unsere Ambulanz setzt einen Schritt in Richtung Prävention", formuliert Stix. Konkret werden in der Gesprächstherapie gefährliche Situationen - Kontakt zu Kindern, Alkoholkonsum - angesprochen und gezeigt, wie diese vermieden werden können. "In besonderen Fällen werden auch Hormonsenker verordnet", so die Fachärztin für Psychiatrie. Jeder Kindesmissbrauch, der so verhindert werden kann, macht die sexualtherapeutische Sprechstunde zu einer unschätzbaren Einrichtung.
Sexualtherapeutische Sprechstunde
Ab Anfang 2013 werden die beiden Fachärzte für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin Eva Stix und Martin Ecker eine sexualtherapeutische Sprechstunde im LSF Graz abhalten.
Kontakt für Informationen und Anmeldung: martin.ecker@lsf-graz.at oder 0316/2191 2064.
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