Spielzeug ist hier Männersache

Blühende Anstaltsgärten: Rund 35 Tonnen Gemüse werden hier geerntet.
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  • hochgeladen von Heike Jantschner

7.15 Uhr – Arbeitsantritt in der Strafanstalt Karlau, allerdings nicht für die Justizbeamten. Rund 500 Männer sind dort derzeit inhaftiert. Von Rumsitzen und Nichtstun kann aber nicht die Rede sein. Rund 85 Prozent der Häftlinge gehen einem geregelten Arbeitsalltag nach. Gewaltverbrecher arbeiten neben Wirtschaftskriminellen. "Es ist eine Beschäftigungstherapie und dient der Resozialisierung", erklärt Oberstleutnant Gerhard Derler, der stellvertretende Anstaltsleiter.
In der Kunstwerkstatt wird mit Ton, Keramik, Holz und viel Farbe gearbeitet. Die Insassen produzieren unter Aufsicht des Betriebsleiters hochwertiges Kinderspielzeug wie Schaukelhasen aus Holz. Derzeit sind hier 22 Mitarbeiter tätig. Die Produkte werden bei diversen Märkten verkauft oder über Shops vertrieben.
In einem anderen Gebäude ist der Unternehmerbetrieb untergebracht, der Aufträge aus der Wirtschaft ausführt. Beispielsweise lässt ein Handelsunternehmen Verpackungsmaterial aufbereiten. Ein Häftling faltet Kartonagen, rund 250 Stück schafft er an einem Arbeitstag. "Ohne Arbeit würde ich hier drinnen verzweifeln. Ich arbeite gerne."
Einen Raum weiter wird an Metallteilen gewerkt. Jeder Handgriff sitzt, jeder Häftling weiß genau, was er zu tun hat. Auf den Arbeitsplätzen liegen Werkzeuge wie Scheren und Messer.
Die Gitter an Fenstern, Türen und im Hof wurden groteskerweise von den Häftlingen in der Schlosserei selbst gefertigt.

Nutzen für Grazer
Die Kapazitäten sind zwar begrenzt, man kann aber auch ein Schnäppchen ergattern. Neben den schon ausgelasteten Betrieben wie der Tischlerei, der Wäscherei und vor allem der Kfz-Werkstätte gibt es noch zahlreiche Leistungen, die von den Bürgern in Anspruch genommen werden können: Lassen Sie Ihre Diplomarbeit oder Vereinszeitung in der Strafanstalt drucken, Ihren Lieblingsschuhe reparieren, Schneiderarbeiten durchführen und vieles mehr. Nähere Infos dazu finden Sie in der Infobox unten.

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3 Fragen an...

Gerhard Derler, stellvertretender Anstaltsleiter

Wie hoch sind die Einnahmen durch die Arbeit der Häftlinge? Rund 1 Million Euro pro Jahr, das sind 10 Prozent von den gesamten Anstaltskosten.
Was bekommt der Insasse für seine Arbeit? Je nach Tätigkeit zwischen 1,10 und 1,80 Euro pro Stunde. Die Hälfte bekommt er ausgezahlt, der Rest kommt auf ein Konto für das Leben nach der Haft.
Wer ist von der Arbeit ausgenommen? All jene, die aufgrund von körperlichen oder geistigen Defiziten nicht in der Lage sind oder ein Sicherheitsrisiko darstellen.

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Infobox

Sie wollen Arbeiten preisgünstig durchführen lassen? In den Betrieben der Justizanstalt Karlau gibt es ein großes Angebot.
Der EDV-Betrieb und die Buchbinderei stehen auch privaten Kunden für Druck- und Bindearbeiten zur Verfügung.
In der Kfz-Werkstätte reicht das Angebot von der Autowäsche bis zu kleineren Lackierungsarbeiten. Aber Achtung: Termine sind nur schwer zu bekommen.
In den Unternehmerbetrieben werden verschiedenste Aufgaben erledigt: Von Aufträgen aus der Metall- und Kunststoffbranche über die Anfertigung von Verpackungen bis hin zu Sortierarbeiten von Gegenständen.
Die Wäscherei erledigt auch Wasch- und Reinigungsarbeiten für externe Auftraggeber.
In der Schuhmacherei werden Reparaturarbeiten an Schuhen und Lederwaren aller Art durchgeführt.
Nähere Informationen erhalten sie auf www. strafvollzug.justiz.gv.at. Anfragen können Sie elektronisch per E-Mail an leitung.grazkarlau@justiz.gv.at richten.

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