Inside Graz
Tunnel-Blick hinter die Wände des Plabutsch
Die WOCHE sah sich im zehn Kilometer langen Plabutschtunnel um und wagte sich auch auf die Zwischendecke
Rund 50.000 Autos fahren täglich durch Europas längsten zweiröhrigen Stadt-Autobahntunnel, der seit der Eröffnung der Oströhre im Jahr 1987 kontinuierlich ausgebaut wurde. Seit Herbst 2017 wird wieder saniert, bis Anfang Oktober sollen alle Arbeiten des 70-Millionen-Euro-Projekts abgeschlossen sein. Wer denkt, nach der für Autofahrer sichtbaren Decke ist der Tunnel vorbei, der irrt. In der Zwischendecke beispielsweise befinden sich große Lüftungsanlagen, die Zuluft in den Tunnel führen und im Brandfall Abluft aus der Tunnelröhre befördern.
Unauffällige Sicherheit
Quietschende Reifen, klirrendes Glas, Hupen, Türknallen, Schreie – bei diesen und ähnlichen Unfallgeräuschen schlägt das neu eingebaute, kaum sichtbare akustische Tunnelmonitoring Alarm. "Rund 300 Mikrofone im Tunnel nehmen alles auf und melden unübliche Geräusche an die Überwachungszentrale", erklärt Markus Reinwald, Asfinag-Projektleiter für elektromaschinelle Straßen- und Tunnelausrüstung. Zudem sind alle 80 Meter Kameras installiert, die unter anderem einen Geisterfahrer oder ein sehr langsames Auto als Gefahr erkennen und automatisch optische Warnsignale für Autofahrer aktivieren.
Bei weniger gefährlichen Ereignissen, zum Beispiel wenn ein Auto in einer Pannenbucht anhält, sehen das die Mitarbeiter in der Überwachungszentrale und können so reagieren. In den Tunnelröhren sowie in den Querschlägen dazwischen wurden auch rund zehn Kilometer Funkkabel verlegt, damit Einsatzkräfte durchgehend den Funk verwenden und die Mitarbeiter in der Warte Informationen – hörbar auf allen Frequenzen – einsprechen können. Auch der Radioempfang geht im Tunnel dank der Kabel nicht verloren.
Rauchfreie Flucht
Unscheinbar wirken die 40 Querschläge, doch im Ernstfall werden sie zu Lebensrettern. "Zwölf dieser Querschläge sind befahrbar, damit Einsatzkräfte über die Gegenröhre schnell zum Unfallort kommen", erklärt Reinwald und ergänzt: "Bei einem Tunnelbrand erzeugt eine spezielle Belüftung in jedem Querschlag einen Überdruck und verhindert dadurch, dass Rauch in die Querschläge eindringt." Sowohl in den Querschlägen als auch entlang der Straße befinden sich Notruftelefone, die mit der Warte verbunden sind. Zudem wird der Tunnel bis Anfang Oktober komplett mit weißem anstatt gelbem Licht ausgestattet. "Dieses neue Licht ist heller und angenehmer für Lenker", so Reinwald.
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