Unterstützung für Mütter
Wenn 365 Tage im Jahr Muttertag wär…

Utopie zum Muttertag: Bessere Kinderbetreuung, eine Pensionsreform und Anerkennung im Alltag. Grazerinnen darüber, was Mütter brauchen. | Foto: pixabay
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  • Utopie zum Muttertag: Bessere Kinderbetreuung, eine Pensionsreform und Anerkennung im Alltag. Grazerinnen darüber, was Mütter brauchen.
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Einmal im Jahr die eigene Mutter hochleben lassen, reicht nicht. Ein langer Wunschzettel zum Muttertag.

In der Früh den Kaffee herrichten und einen Blumenstrauß pflücken – so beginnt ein klassischer Muttertag häufig. Ein guter Zeitpunkt, um einmal nachzufühlen, welche Unterstützungen Mütter abseits von einem Packerl Schokolade brauchen. Die Liste ist lang, stellt sich heraus.

Toll, was du da leistest

Vera Pfeiler, Obfrau des Familienzentrums Ekiz in Graz, beginnt mit ihren Wunschzettel im direkten Umfeld. Mütter bräuchten hier vor allem Anerkennung und zwar das ganze Jahr über und nicht nur am Muttertag. "Bestärkt Mütter in eurem Umfeld ruhig einmal in dem, was sie tun", sagt Pfeiler. Die geleistete Arbeit anzusprechen anstatt sie als selbstverständlich anzusehen, habe oft schon eine große Auswirkung. 

"Bestärkt Mütter in eurem Umfeld ruhig in dem, was sie tun."  - Vera Pfeiler, Familienzentrum "Ekiz"  | Foto: privat
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Auf politischer Ebene fällt schnell das Thema Kinderbetreuung. "Da geht noch sehr viel", sagt Pfeiler. Es brauche nicht nur mehr Qualität sondern vor allem mehr Plätze. Alles illusorisch, fügt sie dann hinzu. Das sei ja immer eine Kostenfrage. Eine Kostenfrage sind Kinder auch für Eltern: Neben der Familienbeihilfe erhalten Mütter und Väter in Österreich zwar "Elterngeld", dieses ist aber auf 28 Monate begrenzt. So bleiben zumindest acht Monate zwischen dem Auslaufen des Elterngeldes und dem Beginn des Kindergartens. Gleichzeitig liegt die Versorgungsrate bei Kinderkrippen (0-3 Jahre) in Graz etwa bei 35 Prozent.

Es braucht mehr Flexibilität

"Was sich Politiker bei solchen Systemen denken, ist mir oft schleierhaft", kommentiert auch Elke Gaspari. Sie bietet mit ihrem Verein "M.A.M.A" stundenweise Kinderbetreuung an. Es brauche Flexibilität, ergänzt sie den Wunschzettel: "Die Kinderbetreuung muss sich der Mutter anpassen und nicht umgekehrt." Außerdem müsste Betreuung mehr wert werden, sind sich beide Frauen einig. "Vielleicht sollten sich politische Entscheidungsträger eine Woche in den Kindergarten setzen, damit sie sehen, was da geleistet wird."

Pensions-Nachteil

Auch Petra Leschanz, Rechtsberaterin beim Frauenservice Graz, hat eine lange Liste mit Wünschen. Weit oben steht das Pensionssystem. "Das Gender Pension Gap ist bei uns sehr groß", sagt sie. Tatsächlich bekamen Frauen laut Statistik Austria 2019 im Durchschnitt nur halb so viel Pensionsgeld wie Männer. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen viele berufliche Chancen haben – bis sie ein Kind bekommen", so Leschanz. "Dann finden sie sich in einer Welt aus den 50ern wieder." Eine Lösung verpflichtendes Pensionssplitting sein. Bislang sei das freiwillig und kaum bekannt, so die Beraterin. 

"Mütter finden sich oft in einer Welt aus den 50ern wieder." - Petra Leschanz, Frauenservice Graz | Foto: Monika Reiter
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Ein Punkt, den Leschanz in ihren Beratungen immer hervorhebt, ist der gesamtgesellschaftliche Charakter all dieser Probleme. Das seien keine individuellen Situationen, sondern strukturelle Defizite, die auch durch die allgegenwärtige Pandemie zu Tage getreten sind. Gleichzeitig kann die Pandemie auch ein Katalysator für Veränderung sein: "Wir müssen diese Krise nutzen, um mit alten Rollenbildern aufzuräumen", sagt Leschanz. Dafür brauche es Räume für Diskussionen. "Nur so kann Veränderung angestoßen werden."

Über Gerechtigkeit sprechen

Genug mit den gesellschaftlichen Träumereien und zurück zum Muttertag. Wie soll man den nun feiern? Leschanz hat da eine genaue Vorstellung: Es brauche immer noch mehr Gerechtigkeit in Beziehungen, sagt sie. "Paare sollten sich am Muttertag zusammensetzen und besprechen, wie es darum bei ihnen bestellt ist." Die Schokolade könne man später ja gemeinsam verschmausen.

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