Familienflüsterer Dr. Streit
Wie man Kinder für Bücher begeistert

Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen immer weniger lesen, dabei ist Lesen sehr wichtig – nicht nur für unsere Bildung und Kultur, weiß Psychologe Philip Streit. | Foto: Unsplash/Johnny McClung
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Anlässlich des internationalen Kinderbuchtages am 2. April erklärt der steirische Kinder- und Jugendpsychologe Philip Streit, wie man Kinder für Bücher begeistern kann und warum das wesentlich ist.

GRAZ. Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen immer weniger lesen, dabei ist Lesen sehr wichtig, nicht nur für unsere Bildung und Kultur – Lesen ist eine grundlegende Kompetenz für die Teilhabe am Leben. Lesen zu können ist außerdem wichtig für die Entwicklung anderer Kompetenzen und Fähigkeiten: Es fördert etwa Kreativität und Fantasie, Konzentrationsfähigkeit, Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit, Rechtschreibung und Schreibstile.

Außerdem wirkt Lesen auch positiv auf das das Allgemeinwissen und die Entwicklung von Empathie, da man sich in Büchern in unterschiedliche Charaktere einfühlen kann. Auch die Auseinandersetzung mit Fragen der Moral und dem Erreichen von Zielen wird angeregt. Wichtig im Unterschied zu Filmen ist, dass Bücher die kognitive Aktivität anders aktivieren, da die Buchstaben im Kopf erst zu Bildern umgewandelt werden müssen.

Lesen zu lernen ist keine leichte Sache: Kinder müssen erst die Verknüpfung von Buchstaben und Lauten hinbekommen, dann die Laute zu einem Wort zusammensetzen, die Bedeutung des Wortes erfassen, Wörter zu seinem Satz zusammenfügen und schließlich ganze Textpassagen verstehen. | Foto: Unsplash/Annie Spratt
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Lesen lernen

Doch Lesen zu lernen ist keine leichte Sache: Kinder müssen erst die Verknüpfung von Buchstaben und Lauten hinbekommen, dann die Laute zu einem Wort zusammensetzen, die Bedeutung des Wortes erfassen, Wörter zu seinem Satz zusammenfügen und schließlich ganze Textpassagen verstehen. Die gute Nachricht: Es liegt in der Natur von Kindern, dass sie lernen möchten und die Welt entdecken. Die Lust am Lesenlernen kann man jedoch gut stören, wenn man Kinder zum Lesen zwingt, ihnen mit viel Kritik den Spaß an der Sache verdirbt und Druck aufbaut anstatt zu motivieren.

Welche Bücher eignen sich nun, um Lesen zu lernen? In der Lese-Vorstufe sind es Bilderbücher mit großer Schrift und Bücher, in denen einzelne Wörter durch Bilder ersetzt werden. Danach, für Leseanfänger, sind Bücher zum Gemeinsam Lesen hilfreich, bei denen man sich beim Lesen mit dem Kind abwechselt und andere Erstlesebücher für die 1. Klasse.

Welche Bücher eignen sich nun, um Lesen zu lernen? In der Lese-Vorstufe sind es Bilderbücher mit großer Schrift und Bücher, in denen einzelne Wörter durch Bilder ersetzt werden.  | Foto: Unsplash/Jonathan Borba
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Begeisterung schaffen

Wie gelingt es nun, Kinder dafür zu begeistern statt aufs Handy oder in einen Laptop in ein Buch zu schauen? Hier einige Tipps vom Familienflüsterer:

  1. Etabliere ein Lese-Ritual. Schaffe eine fixe Zeit zum gemeinsamen Lesen - das muss nicht lange sein, dafür lieber regelmäßig, zum Beispiel 15 Minuten am Abend.
  2. Das Wie ist entscheidend: Sorge für Spaß und schöne Erlebnisse beim Lesen. Wenn es sich wie eine Prüfung anfühlt, macht es wenig Freude.
  3. Richte eine gemütliche Leseecke mit einer Decke und Pölstern ein. So kann dein Kind das Lesen als etwas Schönes wahrnehmen.
  4. Lies vor, das macht nicht nur die Magie von Büchern greifbar, sondern hilft auch beim Lernen von Betonungen und Intonation.
  5. Lies auch abwechselnd mit deinem Kind. Jeder übernimmt ein paar Sätze.
  6. Sei ein Vorbild. Zeige durch dein Verhalten, wie wertvoll Lesen sein kann. Erzähle von tollen Büchern, die du gelesen hast.
  7. Stell eine Liste von Büchern zusammen, aus dem dein Kind selber wählen darf.
  8. Stell im Alltag kleine Leseaufgaben, zum Beispiel mit Schriftzügen an Häusern oder der Speisekarte in einem Lokal.
  9. Nutze auch digitale Medien. Bücher sind schön, aber es gibt heute noch viel mehr Quellen für guten Lesestoff.
  10. Lobe. Anerkennung wirkt wie Balsam, gerade auch wenn Kinder mit Schwierigkeiten kämpfen.
  11. Lade zu Familien-Leseabenden. Dabei kann jeder etwas vorlesen und es gibt wertvolle gemeinsame Zeit.
Der Experte für Familienfragen: Philip Streit. | Foto: Konstantinov
  • Der Experte für Familienfragen: Philip Streit.
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Der Experte

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@regionalmedien.at


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