38. Grazer Kleinkunstwettbewerb
Zwei Kleinkunstvögel für Thomas Gassner
Der Grazer Kleinkunstvogel bot in seiner 38. Ausgabe insgesamt 18 vielschichtigen und vielseitigen Nachwuchskleinkünstlerinnen und -kleinkünstlern und Duos eine Bühne. Sechs davon gaben ihre Programme vor Publikum und Fachjury im Theatercafé zum Besten. Am Ende flogen sowohl der Publikumsvogel als auch der Juryvogel mit Thomas Gassner nach Hause.
GRAZ. Sechs waren fast nicht genug: So hoch war das Niveau laut Moderator Simon Pichler, dass man andachte, noch mehr Nachwuchstalente aus den drei Vorrunden im Finale antreten zu lassen. Schlussendlich blieb man bei sechs Darbietungen, vollführt von fünf Ein-Personen-Acts und einem Duo im restlos ausverkauften Theatercafé. Langweilig wurde es dem Publikum, bestens versorgt mit Getränken und Eierspeisen, garantiert nicht. Zu vielfältig waren die Themen und die Stile der Auftretenden, als dass die Auftritte einen ermüden hätten können.
Thematische und stilistische Vielfalt
Der gebürtige Padovano Nicolo Loro Ravenni widmete seinen Auftritt seiner überspitzen Liebe zu Österreich und widmete seiner neuen Heimat sogar ein Liebeslied.
Mit Klischees und Stereotypen spielten ebenso Tare und Gerald Markovic. Ersterer verpackte seine Erfahrungen als Schladminger und Wiener mit Migrationshintergrund unter anderem in Storys von Umzugsodysseen und dialektalen Missverständnissen und lieferte dabei eine Mischung aus Stand-up-Comedy und Kabarett. Zweiterer ließ bei seinem Auftritt dagegen kein gutes Haar an den Bewohnerinnen und Bewohnern der Bezirke Geidorf und Liebenau und erläuterte in seinem kurzfristig verfassten Programm, wie weit seine persönliche Komfortzone für Crocs reicht.
Ganz klassisch wiederum reimte Weilich J. Grossbein und verpackte das Leiden eines Mannes in der Midlife-Crisis und eines wohlbekannten österreichischen Generalsekretärs musikalisch – ganz im Stile der Kabarettlegende Fritz Grünbaum, die 1941 im KZ Dachau ermordet wurde. Ebenso musikalisch unterwegs war das Duo Coleja aus Wien. Mit Stimmgewalt und Klavierbegleitung, humorvoll und mit bitterem Ernst erzählten die Jungtalente vom Niedergang eines übergriffigen Alpha-Mannes und dem Leiden einer alkoholkranken Mutter.
Doppelsieg für Martin Gassner
Am Ende brachte der Abend einen Doppelsieger hervor: Thomas Gassner wurde mit dem Steirerkrone Publikumsvogel und dem E-Kleinkunstvogel der Jury geehrt. Die Jury rund um Kabarettistin Betty O war sogar so begeistert von Gassner, dass sie seinen Sieg einstimmig beschloss. Der in Wien lebende Tiroler überzeugte mit vor Misanthropie strotzendem und pointiertem Humor. Beschwerden über Bemühungen, die Menschheit vorm Aussterben zu bewahren sorgten ebenso für Lacher wie die Erzählung eines gescheiterten Versuches, sein Herz zu verschenken, um endlich das Zeitliche segnen zu können.
Sichtlich erfreut und etwas überrascht wirkte Gassner, als er seine beiden Trophäen entgegennahm. Diese wurden von den Schülerinnen der Meisterklasse „Keramische Formgebung“ der HTBLVA Graz Ortweinschule Ingrid Herbst und Kasia Wojciechowska gestaltet.
Nach seinem, wie er es selbst formulierte, masochistischem Selbstversuch mit dem Titel „Die letzte Runde der Menschheit“, hatte Gassner noch Zeit für ein abschließendes Statement.
Auf die Frage, ob er Menschen nach seinem Sieg nun mehr oder noch weniger möge als davor, erwiderte er lachend: "Weiß ich nicht. Ich mag Menschen ja eigentlich, aber ich erlebe halt immer wieder Rückschläge. Deshalb habe ich das Programm auch so geschrieben."
Gassner erhält als Preis nicht nur die beiden kunstvoll gestalteten Vögel, sondern auch eine dreitägige Auftrittsreihe im Theatercafé sowie Auftritte in der Brücke Graz und in Straden. Man darf sich also bald auf mehr freuen!
Tipp!
Schon bald kannst du weitere Siegerinnen und Sieger des Grazer Kleinkunstwettbewerbs im Theatercafé bewundern. Am 2.4. betritt die Gewinnerin des Publikumsvogels 2021 Chrissi Buchmasser, am 9.4. Martin Puntigam die Kleinkunstbühne.
Reservierungen an: 0316/825365 oder buero.hinwider@aon.at
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