Nachhaltigkeitskoordinator Wilhelm Himmel meint: Auch Graz muss seine Müll-Philosophie überdenken!

Die Steiermark, und damit auch Graz, gehört zu den Recycling-Vorreitern. Und dennoch: "Um weitere Anreize für höhere Quoten zu setzen, sind Verbesserungen notwendig", ist sich Wilhelm Himmel sicher. | Foto: KK
  • Die Steiermark, und damit auch Graz, gehört zu den Recycling-Vorreitern. Und dennoch: "Um weitere Anreize für höhere Quoten zu setzen, sind Verbesserungen notwendig", ist sich Wilhelm Himmel sicher.
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Es sind Zahlen, die man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen muss: Das Gesamtabfallaufkommen in Österreich beläuft sich mittlerweile auf unfassbare 60 Milliarden Kilogramm pro Jahr. Mehr als 500.000 Tonnen fallen davon allein in der Steiermark an, das sind immerhin an die 450 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Ein Blick in den Jahresbericht zur Abfallwirtschaft 2015 lässt vor allem einen Schluss zu: Die Tendenz ist steigend, ganz egal, ob bei Restmüll oder biogenen Abfällen.

Mehr Müll auch in Graz

Auch in Graz wird, nicht zuletzt dank des permanenten Zuzugs, der Unrat mehr und mehr (siehe Artikel rechts), in den Deponien wird es daher eng. "Zwar gehen mittlerweile über 70 Prozent der Abfälle in die richtige Form der Behandlung und können in irgendeiner Art und Weise wiederverwertet werden, doch dürfen wir uns auf keinen Fall auf den Lorbeeren ausruhen", mahnt Wilhelm Himmel vom Referat Abfallwirtschaft und Nachhaltigkeit.

Höhere Recycling-Quoten

In Österreich sei man zwar im Gegensatz zu anderen Ländern im Bereich Recycling vorne dabei, ein gerade in der Endverhandlung befindliches europäisches Abfallwirtschaftspaket würde aber auch hierzulande höhere Wiederverwertungs-Quoten bedeuten. "Anhand von Abschätzungen und Studien können wir davon ausgehen, dass auch bei uns künftig zwischen 35.000 und 56.000 Tonnen mehr Altstoffe pro Jahr gesammelt werden müssen." Doch wie können diese ambitionierten Ziele erreicht werden? "Mittels besserer getrennter Sammlung, insbesondere aus dem Rest- und Sperrmüll, können die zusätzlichen Mengen sicher aufgebracht werden", ist sich Himmel sicher. Möglich sei das aber nur dann, wenn ein Umdenken hinsichtlich der aktuell vorherrschenden Philosophie stattfindet.

Kooperationen als Ziel

Was Himmel damit meint? "Wir müssen beginnen, überregional zu denken. Die Kirchturmpolitik muss ein Ende haben." Heute gibt es in der Steiermark über 330 Altstoffsammelzentren, oft haben diese nur ein Mal im Monat geöffnet, außerdem fehle oft der Platz für eine genaue Trennung. "Dazu kommt, dass wir beispielsweise an die 50.000 jährliche Einfahrten von Nicht-Grazern zu Sammelzentren in der Landeshauptstadt registrieren, umgekehrt kann ein Grazer seinen Müll nicht in ein Sammelzentrum im Umland bringen." Mit ein Grund, warum Himmel für eine verstärkte Kooperation zwischen Gemeinden und Stadt eintritt. "Die aktuellen Erfordernisse gehen in Richtung sogenannter ,Ressourcenparks‘ mit einem Einzugsbereich von 20.000 Einwohnern mit Abfallberatung, Re-Use-Shops und besseren Öffnungszeiten."

WOCHE-Wissen

Eine verbesserte Mülltrennung ist das eine, Müllvermeidung das andere. Frei nach dem Motto "Reparieren statt wegwerfen" wurde daher im Vorjahr die Website www.reparaturfuehrer.at ins Leben gerufen. Wer also ein kaputtes Elektrogerät zu Hause hat, sieht nun auf einen Blick, wo sich in der Nähe Reparaturstellen befinden. Mit der Abfall-ABC-App gibt’s zudem einen Online-Wegweiser zu allen steirischen Altstoffsammelzentren.

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