Olympia 2026 in Graz: Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht

Präsentierten die Studie: Jürgen Winter, Peter Mennel, Bürgermeister Siegfried Nagl, Vizebürgermeister Mario Eustacchio und Markus Pichler | Foto: Stadt Graz/Fischer
  • Präsentierten die Studie: Jürgen Winter, Peter Mennel, Bürgermeister Siegfried Nagl, Vizebürgermeister Mario Eustacchio und Markus Pichler
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Seit die Idee, Olympische Winterspiele in Graz, Schladming und weiteren Gemeinden in Österreich und Bayern durchzuführen, heuer im Jänner erstmals von den Bürgermeistern von Graz und Schladming, Siegfried Nagl und Jürgen Winter, an die Öffentlichkeit getragen wurde, hat sich viel getan. Geht es bei den teilnehmenden Sportlern meist um Meter und Sekunden, so läuft ein Bewerbungsprozess im Zeichen der fünf Ringe eher wie ein Langstreckenbewerb ab. Zuletzt war sogar der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, Juan Antonio Samaranch jr., in der Murmetropole zu Gast, um wichtige Fragen zu klären (wir haben bereits berichtet). Bevor sich aber heuer im Herbst entscheidet, ob Graz offiziell Bewerber-City sein darf, mussten noch zahlreiche Vorbereitungsarbeiten erledigt werden.
Ein zentraler Punkt betraf dabei die Erstellung einer Machbarkeitsstudie.

Zwischen Euphorie und kritischem Hinterfragen

Rund drei Monate wurde in Summe intensiv an besagter Studie gearbeitet, unter anderem waren Institutionen wie Campus 02, Joanneum Research und die TU Graz mit im Boot. Dazu kam die Unterstützung von weiteren Experten aus dem Sport- und Eventmanagementbereich. Im Beisein von Nagl, Vizebürgermeister Mario Eustacchio, ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und Graz 2026-GmbH-Geschäftsführer Markus Pichler wurde die Studie jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. Auf mehr als hundert Seiten wurde über Potenziale, Chancen und Risiken der Winterspiele 2026 berichtet. "Die Vorgabe war, jene Euphorie, die bei uns vor allem in den Austragungsorten vorherrscht, zu kanalisieren und auch kritisch zu hinterfragen", erläutert Pichler. Analysiert wurden im Endeffekt vier große Kernbereiche: Das Spielstättenkonzept ebenso wie das Verkehrskonzept, darüber hinaus das Budget sowie volkswirtschaftliche Effekte.

Standort: alles vorhanden

Hinsichtlich des Standortes und der Spielstätten wurde Joachim Pölzl in seinem Vortrag deutlich: "Wir haben alle möglichen Orte hinsichtlich der Olympischen Anforderungen getestet und auch, inwieweit eine Verwurzelung des jeweiligen Sports in der Region gegeben ist. Dazu wurden auch abgesteckt, ob totale Inklusion möglich ist, sprich, ob die Sportstätten auch für die Paralympischen Winterspiele zu benutzen sind." Letztendlich konnte so erhoben werden, dass von 13 Sport-Venues, wie sie genannt werden, bereits zwölf bestehen. "Lediglich in Graz ist ein neues Messehallen-Konzept C geplant, wo Eiskunstlauf ausgetragen werden sollte." Aufgrund der vom IOC propagierten Agenda 2020, wonach die Anforderungen an Olympia-Gastgeber viel geringer werden, sei es auch kein Problem, kleinere Stadion für Eishockeyspiele anzubieten.

Tourismus: Kapazitäten übererfüllt

In weiterer Folge wurden auch nicht-sportliche Schauplätze durchleuchtet, von deren 26 auch bereits 19 fix-fertig bestehen. "Da hat Österreich natürlich den Vorteil, dass man große Erfahrung in der Austragung von Wintersportevents hat. Am Kreischberg beispielsweise sind alle Strukturen aufgrund von vorangegangenen Weltmeisterschaften vorhanden." Dass es künftig nicht nur einen Medal Plaza geben muss, ist ebenfalls der Agenda 2020 "geschuldet". Auch der touristische Aspekt wurde nicht außen vor gelassen. "24.000 Zimmer werden für ein Event dieser Größenordnung benötigt, in den betreffenden Regionen stehen 100.000 Zimmer zur Verfügung. Große Cluster wird es da in Graz, im Ennstal und am Kreischberg geben", so Pölzl. Zusammengefasst könne hinsichtlich des Standortes grünes Licht gegeben werden. "Man auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen, große Neubauten speziell nur für Olympia bleiben aus."

Verkehr: Koralmtunnel entlastet

Als zweiter großer Punkt wurde das Verkehrskonzept analyisert. Michael Haberl von der TU Graz legte sein Augenmerk speziell darauf, welche Kapazitäten bereits vorhanden sind und was noch benötigt wird, um alle Austragungsorte bestmöglich zu erreichen. "Die Kapazitäten an den Flughäfen Graz, Salzburg, Wien und München reichen sicher aus. Die regionale Erschließung mittels Straßen- und Schienennetz ist auch gegeben. In die Karten spielt natürlich auch die Tatsache, dass der Koralmtunnel im Jahr 2025 eröffnet wird. So ist anzunehmen, dass sich eine Reduktion des Fernverkehrs im Ennstal ergeben wird." Potenzial ortet er allerdings im Ausbau der B 320: "Da könnte man investieren, unbedingt notwendig ist es aber nicht." Lediglich der Ausbau beim Knoten Trautenfels wäre hilfreich. "Große Infrastruktur-Maßnahmen sind zusammengefasst aber nicht notwendig."

Budget: Drei Szenarien berechnet

Die wirtschaftlichen Belange hat Katharina Tatra vom Campus 02 genauer unter die Lupe genommen. "Wir haben die Erlöse konservativ berechnet und bei den Kosten etwas höher angesetzt." Ein Organisations-Budget von 1,137 Milliarden Euro, für das keine öffentlichen Gelder benötig werden würden, sei demnach realistisch. Grundsätzlich wurden drei Szenarien analysiert: Ein Best Case, ein Average Case und ein Worst Case. Zusätzlich zum oben angeführten Average Case, wonach die Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben zu einem Nullsummenspiel führt, würden im besten Fall 80 Millionen Euro übrig bleiben, während der pessimistischste Fall von einem Minus von 50 Millionen Euro ausgeht. "Bei all diesen Zahlen haben auch noch eine gewissen Reserve für unerwartete Ausgaben eingerechnet, diese beträgt 100 Millionen Euro." Selbst im Worst Case wäre das Risiko also abschätzbar. Öffentliche Gelder müssten hingegen bei den Sicherheitsausgaben und bei infrastrukturellen Maßnahmen in den Partnerregionen in die Hand genommen werden.

Wertschöpfung: Region profitiert

Im letzten großen Themenblock widmete sich Michael Kernitzkyi (Joanneum Research) den volkswirtschaftlichen Effekten, die der Olympia-Zuschlag mit sich bringen würde. "Man kann in Summe von rund 1,4 Millionen Nächtigungen ausgehen. Abzüglich Verdrängungseffekten, sprich, Zeiten, in denen die Nächtigungszahlen sowieso überdurchschnittlich hoch sind, kommt man auf eine Million plus. Davon würden rund 900.000 Nächtigungen allein in Österreich anfallen. Der heimische Wertschöpfungseffekt wurde mit rund 1,67 Milliarden Euro berechnet. An zusätzlichen Steuern könnten demnach rund 665 Millionen Euro generiert werden. Potenzial werden auch hinsichtlich einer langfristigen Regionalentwicklung gesehen, darüber hinaus könnte mit den Partnerregionen eine enge Zusammenarbeit auf Vereinsebene und mit den Wintersportfachverbänden entstehen. Gemäß den Ergebnissen dieser Machbarkeitsstudie stünde Olympischen Winterspielen in Graz und Schladming nichts im Wege.

Stadt zufrieden, Land abwartend

Ein Ergebnis, dass Bürgermeister Siegfried Nagl glücklich macht. "Es ist aus meiner Sicht eine konservativ gerechnete und sehr ausführliche Studie von hervorragenden Institutionen dieses Landes. Wir haben das Glück, dass wir in den letzten Jahrzehnten in den Wintersport investiert haben, daher müssen wir nichts Neues bauen." Auf Landesebene ist man noch vorsichtiger: Die Daten und Fakten zu möglichen Olympischen Winterspielen 2026 liegen in Form der präsentierten Machbarkeitsstudie auf dem Tisch. Wir werden diese nun genau prüfen lassen und in der Folge eine Entscheidung über einen etwaigen Beitrag des Landes treffen", lässt Tourismuslandesrätin Barabara Eibinger-Miedl ausrichten. Kritik hagelte es aus Oppositionskreisen.

Opposition ist nicht zufrieden

"Man muss bedenken, zur Infrastruktur zahlt das IOC nichts dazu. Denn während behauptet wurde, es wäre keine zusätzliche Infrastruktur vonnöten, konnte kein Ort für die Eröffnungs- bzw. Schlusszeremonie der Olympischen Spiele in Graz benannt werden. Man habe im Süden von Graz bereits Grundstücke für eine solche Lokalität ausfindig gemacht, hieß es. Wie das Gebäude auf diesem Gelände aussehen und finanziert werden soll, darauf wurde nicht eingegangen", sagte KPÖ-Klubobmann Manfred Eber. Die Unterschriften für eine Volksbefragung werde man noch im Sommer einreichen. Auch die grüne Stadträtin Tina Wirnsberger ist nicht zufrieden: "Es fehlen Kosten für notwendige Infrastruktur zur Gänze und die mit 50 Millionen Euro veranschlagten Sicherheitskosten sind nach den Erfahrungen der vergangenen Wettbewerbe viel zu niedrig angesetzt." Auch NEOS-Gemeinderat Niko Swatek ortet in der Studie Lücken. "Das Infrastrukturbudget wurde einfach nicht präsentiert. Dabei ist genau dieses Budget bei allen Olympischen Spielen immer der Kostentreiber und steht unter starker Kritik."
SP-Klubvorsitzender Michael Ehmann ist jedenfalls skeptisch: Machbar ist natürlich alles, machbar sind auch olympische Winterspiele 2026 mit Graz als Host City. Was aber für uns nach wie vor offen ist, und das lässt sich auch durch eine Machbarkeitsstudie nicht seriös beantworten: Wie hoch ist letztlich tatsächlich der Preis – und wer zahlt? Und das sind die entscheidenden Fragen!“ Es gibt viele wichtige Vorhaben, die es zu finanzieren gilt – wir brauchen einen massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs, eine Grünraumoffensive, leistbaren Wohnraum, Millionen für Schulen."

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