Vergessene Größen des Grazer Fußballs

Historisch: Der ehemalige ESV Südbahn spielte unter dem neuen Namen ESV Austria Graz 1950 gegen den KSV aus der Landesliga. | Foto: Archiv ESV Austria Graz
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  • Historisch: Der ehemalige ESV Südbahn spielte unter dem neuen Namen ESV Austria Graz 1950 gegen den KSV aus der Landesliga.
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Von LUV über den GSC bis hin zum ESV – der Grazer Fußball ist und war nicht bloß schwarz-weiß oder rot.

Auch wenn es viele Grazer Fußballfans kaum glauben, in der Vergangenheit waren mehr Klubs als "nur" Sturm und GAK erfolgreich.
Die Arbeiter des Heizhauses gründeten 1921 den Eisenbahnersportverein (ESV) "Südbahn" Graz, der rasch bis in die höchste Steirische Liga durchmarschierte. Dort angekommen führte ihn aber die politische Spaltung des Fußballverbandes naturgemäß ins Lager des Arbeiterfußballs (VAFÖ). Nach der überragenden Saison 1930, die Südbahn den VAFÖ-Meistertitel brachte, siegte jedoch der sportliche Ehrgeiz über das Klassenbewusstsein und die Eisenbahner wechselten in die höchste Liga des bürgerlichen Verbandes. Der erste steirische Meistertitel wurde 1944 als „Reichsbahn“ gewonnen, am Weg zum Titel 1945 wurde die Meisterschaft kriegsbedingt abgebrochen.
Bei Duellen um den Aufstieg in die höchste Liga Österreichs in den 1950ern füllten 5.000 Zuschauer den 1933 eröffneten Sportplatz in der Überfuhrgasse, dessen betonierte Tribünen noch heute unter dem angeschütteten Hügel schlummern. 1955/56 spielte der Verein in der höchsten österreichischen Spielklasse und eröffnete die Saison mit zwei Derbysiegen gegen GAK und Sturm.

Die ersten Steirer ganz oben

Dass der heute in der untersten Liga spielende Grazer Sportklub Straßenbahn der erste steirische Verein in der höchsten Spielklasse Österreichs war, weiß kaum noch jemand. Wo heute das Liebenauer Stadion steht, wurde 1928 die erste Heimstätte errichtet. Mit dem ersten steirischen Meistertitel im Gepäck trat der GSC eine einzigartige Tournee nach Niederländisch-Indien an. Seit damals trägt man offiziell und stolz das Landeswappen im Klub-Emblem – als einziger Fußballverein der Steiermark. Der Sportklubplatz in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße zählte bei seiner Eröffnung 1937 zu den modernsten in Mitteleuropa und blieb fast 70 Jahre Heimstätte. Seit 2006 spielt der GSC in der Gruabn und zeichnet sich vor allem durch seine Nachwuchsarbeit aus.

Damals topmodern in Europa: der Sportklubplatz 1937 | Foto: Archiv Grazer Sportklub
  • Damals topmodern in Europa: der Sportklubplatz 1937
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Meister statt Lehrlinge

32 Saisonen spielten die LUV (Lehrlingsunterstützungsverein)-Damen in der höchsten Liga und zählen damit nicht nur zu den Wegbereiterinnen des Frauenfußballs, sondern haben immer wieder auch Teamspielerinnen abgestellt. Ein Cupsieg (1978/79) und zwei Vizemeistertitel (1985/86 und 2006/07) sprechen eine deutliche Sprache. Weniger bekannt sind die LUV-Herren, die dennoch zwei Bundesligateilnahmen (zweite Liga) vorweisen können. 1983/84 gelang der Meistertitel in der damaligen Unterliga, dem sofort der erste Landesligasieg folgte. Bis zum freiwilligen Abstieg 1995/96 und zu der folgenden, immer engeren Zusammenarbeit mit Sturm zählte LUV stets zu den Top Sechs der steirischen Landesliga. Besonders in Erinnerung ist jedoch die legendäre Cupsaison 1990/91, die ihren Höhepunkt im Viertelfinalsieg über Sturm hatte. Nach der Auflösung der Spielgemeinschaft mit Sturm (2001) musste LUV „ganz unten“ neu beginnen. Zahlreiche Nachwuchsteams belegen aber nach wie vor die – auf der nicht mehr ganz neuen Anlage geleistete – hervorragende Talentförderung.

Historisch: Der ehemalige ESV Südbahn spielte unter dem neuen Namen ESV Austria Graz 1950 gegen den KSV aus der Landesliga. | Foto: Archiv ESV Austria Graz
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