Zwei Taktgeber mit der Kraft der Mitte

„Schau dich um – es ist bummvoll, die machen alles richtig.“ Warum wir uns für den „Business-Lunch“ (der diesmal eine richtig urbane „Business-Jause“ war) im Tribeka in der Kaiserfeldgasse getroffen haben, hat Rene Koch schnell erklärt. Gemeinsam mit Humphrey Zöberer hat er in den letzten Jahren aber auch einiges richtig gemacht.
Mit seinem Café Mitte am Freiheitsplatz hat das Duo in Sachen Design und Flair nämlich neue Maßstäbe gesetzt – ein derartiges Gastrokonzept hat’s an der Mur noch nie gegeben.
Mit der WOCHE sprachen die beiden Szenegrößen und Hobbymusiker über ihre Ideen, Konkurrenz und natürlich Graz.

Das Café Mitte ist irgendwie so ganz anders – wie kommt man eigentlich auf die Idee, so ein Lokal zu eröffnen?

H. Zöberer: Das ist ganz zufällig entstanden. Wir waren ja nie auf der Suche nach einem Lokal. Irgendwie ist uns aber diese Location untergekommen und dann ist’s schnell gegangen. Innerhalb von einem Monat war alles fertig – wir haben ja immer im Kopf gehabt, wie etwas auszuschauen hat, wenn sich für uns einmal die Möglichkeit auftut. Im Grunde ist es aber einfach so passiert.

R. Koch: Das Allerwichtigste war für uns, etwas anzubieten, was die anderen nicht haben. Und qualitativ sehr gute asiatische Küche hat in der Innenstadt einfach gefehlt.

Auf eurer Homepage ist zu lesen, dass man Café Mitte nie mit Artikel benutzt – also etwa, ich bin Café Mitte, dazu Slogans wie „Du bist so Graz“. Was steckt da dahinter?

R. Koch: Naja, wir wollten uns werbetechnisch natürlich schon abheben. Man muss ja nicht immer zwangsläufig den eigenen Namen transportieren – unserer Meinung nach kann da schnell eine Übersättigung eintreten. Wir finden, dass diese Message einfach zur Stadt passt und eben auch unser Lokal widerspiegelt. Wir wollen die Leute ja nicht mit unserem Betrieb penetrieren.
H. Zöberer: Die Slogans haben wir im Grunde selbst kreiert und unsere Inputs haben wir dann gemeinsam mit Kathi Seiler von der Agentur Nebulabor, die eigentlich alles für uns machen, realisiert.

Ihr habt seinerzeit mit dem Citybeach im wahrsten Sinne des Wortes neue Ufer in Graz erschlossen – wie macht man das eigentlich, dass man sich regelmäßig derart von der Konkurrenz abhebt?

R. Koch: Ich glaube, die Grundregel ist, authentisch zu sein. Wenn du das verkaufst, was dir selbst taugt, was dir gefällt, dann bist du eh schon auf dem richtigen Weg. Im Grunde solltest du einfach alles so machen, wie du es selbst gerne hättest – und vor allem nicht so, wie es die anderen tun.

Euer Mitte-Konzept funktioniert augenscheinlich sehr gut – wohin soll die Reise jetzt führen, welche Pläne gibt’s für die Zukunft?

H. Zöberer: Aktuell passt es für uns wirklich. Aber wir wissen auch, dass es gerade in der Gas-tronomie schnell gehen kann, du in fünf Jahren schon wieder out sein kannst. Und im Grunde sind wir keine Planer – es kann schon morgen die nächste Killer-Idee kommen, genauso gut kann auch nix passieren. Das klingt jetzt vielleicht unspannend, aber so sind wir eben.

Die einfachste Frage zum Schluss – wie gefällt’s euch in Graz?

R. Koch: Graz ist für uns die perfekte Stadt, hat genau die richtige Größe – vielleicht würden wir uns manchmal nur mehr Offenheit wünschen, einfach mehr Toleranz gegenüber jungen Leuten und ihrer Lebensweise.
H. Zöberer: Meiner Meinung nach sollte sich das Leben vielleicht noch mehr auf der Straße abspielen – im Sommer auch nach 23 Uhr, man sollte die Leute nicht so einschränken.

Steckbriefe:

Rene Koch
Geboren: 11. 12. 1980 in Salzburg
Ist mit 8 Jahren nach Graz gekommen.
Hat sich nach der Matura in der HAK Monsbergergasse quasi sofort selbstständig gemacht.
Mit „Bar-Society – American Bar Catering“ spielt er in der Top-Liga der Event-Caterer, zeichnete schon für die MTV Music Awards oder die EURO 2008 verantwortlich.
Bezeichnet sich nach wie vor als treuen GAK-Anhänger – „eben den Rahmenbedingungen angepasst“.

Humphrey Zöberer
Geboren: 14. 2. 1978 in Voitsberg
Hat seinen Vornamen seinem Onkel zu verdanken, der auch schon Humphrey hieß und erzählt die Geschichte gefühlte 100-Mal am Tag.
Seine Mutter stammt aus Indonesien und landete über den Umweg Holland in der Weststeiermark.
War einst Hollands größte Skihoffnung, fuhr bei FIS-Rennen und bei der Junioren-WM – einer seiner Gegner damals war ein gewisser Benjamin Raich. „Und danach war ich eigentlich Rockstar – und spielte in einer Band ...“