Plätze: "Der Mensch im Mittelpunkt"
Stadtbaudirektor Bertram Werle nimmt Stellung zur WOCHE-Debatte um die Grazer Plätze.
Es ist eine spannende und emotionale Debatte, die von der WOCHE angezettelt wurde: "Unsere Plätze haben zu wenig Flair" war die Kernaussage - zahlreiche Leserinnen und Leser haben sich mittlerweile mit Ideen und Vorschlägen eingebracht.
Wir wollten nun wissen, wie dies von offizieller Seite gesehen wird. Und haben deshalb beim obersten "Bauherren" der Stadt nachgefragt. Stadtbaudirektor Bertram Werle stand der WOCHE Rede und Antwort.
Wie ist es also bestellt um Haupt-, Jakomini-, Kaiser-Josef-Platz und Co.?
Im Prinzip wurde die gesamte Innenstadt in den letzten drei Jahrzehnten neu gestaltet, alle größeren Plätze sind dabei über Wettbewerbe zu ihrem derzeitigen Aussehen gekommen.
Vielerorts wird das berühmte italienische Flair vermisst ...
Das sollte man schon etwas genauer betrachten: Italienische Plätze haben in den meisten Fällen kein Fleckchen Grün. Bei uns wird das aber immer wieder gefordert.
Also entstehen Betonwüsten, meinen die Grazer ...
Wir verfolgen in der Platzgestaltung ganz klare Kriterien. Oberste Regel dabei ist, dass der Mensch Vorrang hat, der Mensch im Mittelpunkt steht. Urbanes Leben bedeutet, dass wir Raum brauchen, um die Plätze bespielen zu können. Grün sind bei uns die Parkanlagen.
Worauf wird noch Rücksicht genommen?
Einerseits darauf, dass die Plätze vielfältig nutzbar sind. Die scheinbare Leere ist weg, wenn Veranstaltungen stattfinden. Und davon haben wir in der Grazer Innenstadt ja viele. Auch die viel gelobte Schanigarten-Athmosphäre ist nur durch freie und offene Plätze möglich.
Andererseits gilt in der Menschenrechtsstadt Graz Barrierefreiheit. Daher darf es keine Stufen, keine Rampe, keine Hindernisse geben. Und auch der Belag muss tauglich sein.
Das bedeutet?
Natürlich wäre es optisch schön, überall Stöcklpflaster zu haben. Aber das ist halt für behinderte Menschen nicht optimal. Und nachdem wir eine Stadt mit viel Chic sind: Stöcklpflaster eignet sich halt auch nicht für Stöckelschuhe.
Aber im Sinne des Weltkulturerbes achten wir natürlich darauf, hochwertiges Material zu verwenden und Asphalt weitestgehend zu vermeiden.
Also haben die Grazer Plätze gar nich so wenig Flair?
Alloen werden wir es nie recht machen können, Einzelinteressen müssen sich am Gemeinwohl messen. Aber ich denke der Erfolg gibt uns recht. Unsere Plätze sind doch nicht menschenleer, oder?
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