Vom Flüchtling zum Schauspieler
„Dachsberg hat mir extrem geholfen“
- Vor zwölf Jahren wurde der Afghane am Gymnasium Dachsberg unterrichtet - heute ist er als Schauspieler in Serien wie SOKO Donau und Tatort zu sehen.
- Foto: Bagher Ahmadi
- hochgeladen von Magdalena Wimmer
Mit nur 13 Jahren verließ Bagher Ahmadi seine Heimat Afghanistan. 2012 landete er in Gallspach und wurde danach am Gymnasium Dachsberg zusammen mit anderen Flüchtlingen unterrichtet. Heute wohnt er in Wien und verwirklicht seinen großen Traum als Schauspieler.
BEZIRKE GRIESKIRCHEN & EFERDING, WIEN. "Schule für Afghanistan“ - so hieß das 2013 gestartete Projekt, in dem minderjährige Asylsuchende am Gymnasium Dachsberg unterrichtet wurden. Einer davon war Bagher Ahmadi, der im Flüchtlingsheim in Gallspach durch die freiwilligen Helfer erstmals vom Gymnasium erfuhr. Bis er volljährig wurde, erhielt er an der Schule Unterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik. Ahmadi erinnert sich gerne an seine Zeit dort: "Dachsberg hat mir extrem geholfen. Ich habe Deutsch und Dialekt verstehen gelernt. Ich hatte endlich Kontakt zu österreichischen Leuten." Dank seines guten Deutschs durfte er sogar noch ein extra Jahr im Gymnasium lernen. Darüber hinaus konnte der Berufsschauspieler einen weiteren Meilenstein an der Schule verzeichnen.
"Ich glaube, ich bin in Dachsberg das erste Mal auf der Bühne gestanden. Da wurde das Dschungelbuch aufgeführt und ich habe einen Zoowärter gespielt. Wir haben das Stück sicher 23 Mal gespielt - ich war jedes einzelne Mal nervös"
, so Ahmadi. Ein erneuter Auftritt in Dachsberg sei aktuell in Planung, verrät er.
Vom Schlepperbus ins Volkstheater
Krieg und familiäre Probleme waren der Auslöser dafür, dass Ahmadi mit 13 Jahren von Afghanistan in den Iran flüchtete und dort als Anzugschneider arbeitete. Dass er seinen Traum als Schauspieler im Iran nicht nachgehen konnte, wurde ihm schnell bewusst, sagt der inzwischen 29-Jährige. Also sparte er über drei Jahre Geld für einen Schlepper und landete über Umwege in Oberösterreich - mit nur noch 50 Euro in der Tasche und ohne zu wissen, welche Sprache überhaupt gesprochen wird, erinnert sich Ahmadi. Als minderjähriger Jugendlicher wurde er im Asylheim in Gallspach untergebracht, bevor er mit 18 Jahren nach Linz in ein Erwachsenenheim kam. Dort holte er seinen Pflichtschulabschluss nach und erhielt schließlich subsidiären Schutz. Danach durfte er erst arbeiten und Oberösterreich verlassen, erklärt Ahmadi. 2016 zog er nach Wien und schaffte 2017 die Aufnahme an der Musik- und Kunst-Privatuniversität Wien, wo er bis 2021 Schauspiel studierte. Während und nach seiner Ausbildung konnte der Wahl-Wiener in Serien wie SOKO Donau und Tatort mitwirken und übernahm sogar eine Rolle in einem Kinofilm. Auch auf großen Bühnen wie dem Volkstheater Wien oder dem Landestheater Niederösterreich war er schon zu sehen. Beim Stück "Das kleine Gespenst" spielte er sogar die Hauptrolle.
„I was made in Austria“
Der gebürtige Afghane würde nicht mehr zurückwollen. "Ich denke oft an meine Heimat, aber ich würde es nicht vermissen nennen, weil ich keine schönen Erlebnisse hatte. Trotzdem ist es natürlich ein Teil von mir.", erzählt der 29-Jährige. Auf seine Reise blickt der Schauspieler mittlerweile positiv zurück:
"Für die meisten Schauspieler ist ein Oscar der größte Erfolg. Aber selbst wenn ich einen Oscar gewinnen würde, wäre ich stolzer darauf, meinen Weg gegangen zu sein und heute hier zu stehen."
Gerne wäre er ein Vorbild für andere junge Menschen in ähnlichen Lebenssituationen: "Ich hoffe, andere Leute sehen mich und denken: Wenn er das gemacht hat, kann ich das auch machen. Durch meinen Migrationshintergrund können sich manche Menschen vielleicht besser mit mir identifizieren als mit berühmten Schauspielern." Ahmadi hat klare Zukunftspläne: Er würde weiterhin "alles dafür geben", um ein erfolgreicher Schauspieler zu werden. Nachdem er bereits erste eigene Theaterstücke umsetzen konnte, würde er in den kommenden Jahren auch Filme machen wollen. Seine Geschichte schreibt er gerade in einer Biografie nieder, teilt Ahmadi mit. "Seit ich in Österreich bin, entwickle ich mich ständig weiter", erzählt der Schauspieler. "Ich wurde zwar in Afghanistan geboren, aber Österreich hat mich gemacht. Auf Englisch würde ich sagen: I was born in Afghanistan, but I was made in Austria."
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