"Ermi Oma" feiert 20 Jahre
"Ermi" nimmt sich kein Blatt vor den Mund

"Markus Hirtlers "Oma" hätte "Erni" heißen sollen, berühmt wurde die "wortgewandte alte Dame" mit einem Schreibfehler. | Foto: Markus Wache
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Zum 20jährigen Bühnenjubiläum lässt Kabarettist Markus Hirtler seine "Ermi Oma" mit dem neuen Programm "Heimsuchung" wieder durchstarten.

Seit dem Jahr 2003 ist "Ermi Oma" gern gesehener Stammgast auf den Bühnen des Landes  und bricht mit spitzer Zunge eine Lanze für die Sorgen und Anliegen der älteren Generation, für pflegbedürftige und pflegende Menschen. Eigentlich, so schildert ihr Erfinder Markus Hirtler, hätte sie ja "Erni" heißen sollen. Aber dann schlich sich ein Schreibfehler ein - und für seine Kunstfigur fand der Kabarettist mit Fürstenfelder Wurzeln schließlich die "Ermi" absolut passend.

Kabarett war nicht geplant

Markus Hirtler arbeitete 20 Jahre lang als Krankenpfleger, Pflegedienstleiter, Heimleiter und Sozialmanager. Damit ist er von Grund auf mit den vielschichtigen Themen und Problematiken des Älterwerdens und der wie er es nennt "Altersentsorgungsgesellschaft" vertraut.
"Ich habe nie verstanden, warum Menschen, nur weil sie alt sind, von unserer Gesellschaft nicht mehr gehört werden. Ganz im Gegenteil, ich durfte viele alte Menschen mit enormen sozialen und emotionalen Kompetenzen kennenlernen. Kabarett zu machen, war nicht geplant, dass es eine Oma wurde, war Zufall", erzählt Markus Hirtler. Nicht er habe die "Ermi", sondern vielmehr sie ihn gefunden.
Nachdem er eine Großmutter im Fasching gespielt hatte, wusste er, wie er das, was ihn im Beruf berührt, bewegt und belastet auf die Bühne bringen kann. Nächtelang schrieb er "drauf los" und entwickelte die "Ermi Oma".  Der Frauenanteil in Heimen sei beträchtlich höher. Das Alter sei in diesem Fall "entsexulasiert", obwohl es Markus Hirtler in der Realität für eine völlige Fehleinschätzung hält, dem Alter die Sexualität abzusprechen.

Geänderte Sichtweise

Danach gefragt, was die "Ermi Oma" rund um die Vielschichtigkeit des Themas bewirken könne, so heftet sich Markus Hirtler ein wenig auf die Fahnen, dass nicht nur die Situation der zu pflegenden Menschen, sondern auch jene der aktiv Pflegenden durch seine Programme in den Fokus gerückt und damit die Sichtweise geändert werden konnte. Nur wenige oder keine Fortschritte sieht der sozialkritische Kabarettist in der Personalpolitik beim Pflegethema. Solange Aktiengesellschaften bei der Pflegepersonaldebatte mitreden würden, liege der Schwerpunkt eher auf Shareholder Value als auf guten Bedingungen für Mitarbeiter und Bewohner, befürchtet er.

Kabarett und nicht Comedy

Dem Genre "Kabarett" schreibt Markus Hirtler im Gegensatz zur "Comedy" eine gewisse Ernsthaftigkeit zu. Sein Werkzeug, um in die Tiefe zu gelangen, ist der Humor - quasi wie "ein Schuhlöffel oder Herzensöffner". So wird schwer Vertaubares dem Publikum mit Unterhaltungswert in gut verträglichen Portionen serviert. Es sei die Kunst, nicht Antworten zu liefern, sondern die richtigen Fragen zu stellen.
"Mein Ziel ist es, einen Spiegel in den Raum zu stellen. Der Humor ist gleichsam das Lockmittel, damit das Publikum hineinschaut.  Wer etwas erkennt, darf es ändern - wer nicht, hat hoffentlich eine schöne lustige Zeit in meinen Vorstellungen", geht es Markus Hirtler nicht um Witze, sondern um den Wortwitz mit Bedacht.

Wie kommt "Ermi Oma" dazu?

Markus Hirtler ist ebenso unter die Buchautoren gegangen. Gemeinsam mit seiner Gattin Tina Hirtler und Werner Lode schrieb er das Buch "3x7 ist Donnerstag". Mit dem Werk soll der Umgang mit Demenzerkrankten erleichtert werden, auch die zweite Auflage ist bereits ausverkauft. Nun steht ein neues, bunt und lustig gehaltenes Buchprojekt an.  Es ist gespickt mit Lebensweisheiten und Geschichten des Kabarettisten und seiner Kunstfigur ganz nach dem Motto "Wie kommt der Markus Hirtler dazu, einfach dies und das seiner Ermi Oma in den Mund zu legen?".

Interaktion und Überraschung

Markus Hirtler geht es um das soziale Engagement. Als Figur bleibt die "Ermi Oma" kongruent, sie hat allerdings laufend neue Themen auf Lager. Im Programm "Heimsuchung" erscheint erstmals eine virtuelle Pflegeperson auf der Leinwand, die "Ermi" - gerade auf der Suche nach einem anderen Heim" - etwas durcheinander bringt. Es geht nicht nur darum, welche Kriterien für die richtige Auswahl entscheidend sein könnten, sondern auch um das Generationenthema im Sinn von "Alt braucht Jung & Jung braucht Alt".
Markus Hirtler kennt jede Zeile seines Texts in- und auswendig. Immer wieder zu Überraschungen bei seinen Auftritten kommt es aber auch durch die Interaktion mit den Besuchern im Saal. Fällt dann der Vorhang und es gibt den Schlussapplaus, so Markus Hirtler, empfinde er jedesmal tiefe Dankbarkeit.

Im Wald

Die intensiven Arbeiten für das aktuelle Programm dauerten rund ein Jahr, seine Texte paukt der Kabarettist zumeist im Wald. In seiner eigenen Menschlichkeit sieht er sich selbst als "vermutlich ganz normal" mit Stärken und Schwächen und einer Empfänglichkeit für Freundlichkeiten, wie eben andere auch.  Streit, Zerstörung und Herzenskälte machen ihn traurig. Besondere Freude bereitet es Markus Hirtler, Zeit mit den Kindern und Enkelkindern zu verbringen, Backgammon spielen mit Gattin Tina und gelingende Beziehungen. Und schließlich: Pilze sammeln und das Rascheln der Blätter im Wald.

Zur Person:

Markus Hirtler, Jahrgang 1969, lebte bis 2015 in Fürstenfeld und im Südburgenland, seither in Graz
Verheiratet mit Tina, zusammen fünf erwachse Kinder und 3 Enkelkinder,
arbeitete zwanzig Jahre lang als Krankenpfleger, Pflegedienstleiter, Heimleiter und Sozialmanager.
Kabarettist seit 2003, seit 2006 hauptberuflich, Autor von zwei Büchern
Auszeichnungen: Grazer Kleinkunstvogel, Krone Panther, Hirschwanger Wuchtel
Botschafter für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen, Botschafter für "Steirer helfen Steirern"

Neues Programm "Heimsuchung"

Nächste Termine in der Region:
17. Oktober: Kulturzentrum Oberschützen, 19.30 Uhr
18. Oktober: Kulturzentrum Güssing, 19.30 Uhr
19. Oktober: KUGA Großwarasdorf, 19.30 Uhr
9. November: Mehrzwecksaal Grafendorf bei Hartberg, 19.30 Uhr
21. November: Kulturhaus Bad Waltersdorf, 19.30 Uhr
23. November: Stadthalle Fürstenfeld, 19.30 Uhr
Alle weiteren Termine auf www.ermi-oma.at

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