Brauch Raunächte
Heute kommt die Pudelmutter...
In der letzten Rauhnacht vom 5. auf 6. Jänner zieht die Pudelmutter im Raum Hartberg von Haus zu Haus.
„Griaß enk, wir san die Pudelmuatta. Wir wünschen eich a neies Johr, alles Guate und bleibt´s schön gsund!“ - mit diesen Worten wird auch dieses Jahr vom 5. Jänner auf 6. Jänner in der Nacht zu Heiligen Dreikönig wieder die "Pudelmutter" um die Häuser ziehen - jedenfalls im Raum Wenigzell.
WENIGZELL. In Vorau und im umliegenden Joggland ist diese Art des "Schiarchpercht" in der letzten der zwölf Rauhnächten stumm unterwegs und wird den Leuten Nüsse, Äpfel und Mandarinen wortlos durch die Tür ins Haus "pudeln" lassen, um neben der Vertreibung der bösen Wintergeister, auch das Gute der "Pudelmutter" hervorzukehren. Auch im Raum Hartberg und Fürstenfeld ist dieses Brauchtum teilweise noch bekannt.
Mit dem gleichnamigen Hund, dem Pudel, hat dieser Brauch allerdings wenig zu tun. Der Name kommt ursprünglich von der gebückten Haltung, des alten Weibleins, das sehr gebückt oder eben "pudelnd" um die Häuser zieht. Mit einem tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch will die "Gestalt der Finsternis" unerkannt bleiben.
Woher kommt der Brauch?
Viele Sagen ranken sich um das Entstehen dieses alten Brauchtums, der bereits beinahe in Vergessenheit geraten ist und dessen Entstehung auf die "verdunkelten" Mythenwesen der Rauhnächte zurückzuführen ist. Die tatsächlichen Wurzeln und die Entstehung sind jedoch nicht eindeutig zurückzuverfolgen.
Zum einen könnte es sich um eine Abwandlung des italienischen Brauchtums der Hexe Befana handeln, die ebenfalls in der Nacht vom 5. auf 6. Jänner - auf der Suche nach dem Jesuskind - auf einem Besen von Haus zu Haus fliegt und Geschenke bringt oder straft. Hier wird die Befana als Parallelgestalt zum mitteleuropäischen "Perchta" gesehen. Der Name kommt von Epiphanie, dem Kirchenfest der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar.
Märchenhafter Ursprung?
Zum anderen wäre - laut der Abhandlung von Joseph Haltrichs "Sächsische Volksmärchen aus Siebenbürgen" in der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde aus dem Jahr 1959 - auch ein Rückschluss auf das umherziehende Mythenweib der halbvergessenen Brauchtumsformen des "Luzienweibes", des nordöstlichen Sloweniens möglich.
Bis ins 19. Jahrhundert spielte in den slowenischen Dörfern des nordöstlichen Murfeldes der "Luzienbrauch" vom gabenbringenden und kinderschreckenden Weiblein am 13. Dezember nämlich eine bedeutende Rolle.
Im Dreiländerbereich erschien die Pudelmutter gelegentlich auch am Christtag, um als weiß gekleidetes Mütterchen (meist mit weißem Tuch) die Funktion des Christkindes zu erfüllen.
Damit die Pudelmutter nicht in Vergessenheit gerät
Du begehst diesen alten Brauch auch noch? Dann schicke uns doch ein Foto der WOCHE und deine Erlebnisse von der Nacht des 5. Jänners, wenn die Pudelmutter um die Häuser zieht.
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