100 Jahre Republik
Wo die "Monarchie" in Fürstenfeld noch spürbar ist
FÜRSTENFELD. Im Zuge unserer Serie "100 Jahre Republik" nehmen wir dieses Mal Plätze und Gebäude unter die Lupe, die mit der Zeit der Monarchie verbunden sind. Dazu begeben wir uns auf einen historischen Streifzug durch die Thermenhauptstadt Fürstenfeld.
"Die neuen Entwicklungen im bürgerlich-sozialen Leben, Veränderungen in zivilisatorischen und ökonomischen Aufgaben bedingen die Erweiterung der Stadt außerhalb der Altstadt. Die alten Begrenzungen, die durch die Stadtmauern gegeben waren, werden im 19. und 20. Jahrhundert überschritten", erklärt Gabriele Jedliczka vom Museum Pfeilburg in Fürstenfeld.
Tabakfabrik als baulicher Anstoß
Geräumige Schulbauten, Fabriks- und Lagerhallen, Betriebe, Krankenhaus, Bahnhof, E-Werk, Wasserwerk und Schlachthof benötigten Platz. Deshalb erfolgte die Erweiterung von Fürstenfeld Richtung Grazer- und Ungarvorstadt, bevor auch die Mühl- und Mitterbreiten einbezogen wurden. Bezeichnend ist der Abbruch des Ungartores 1839, um den Verkehr zwischen Tabakfabrik und den Magazinen in der Ungarvorstadt zu erleichtern.
Generell war die Tabakfabrik ein bedeutender Faktor für die Stadtentwicklung. 1827 bzw. 1847 erfolgte der Bau des Zigarrenfabrikationsgebäudes, 1858 das Dampfkesselhaus mit Schmiede und Schlosserei sowie der Bau des Wohn- und Verwaltungsgebäudes; und 1898 das dreigeschossige Zigarettenfabrikationsgebäude.
Urbaner Charakter verstärkt sich
All diese Gebäude waren als schmucklose Zweckarchitektur konzipiert. Diese Stilphase, die mit der baufreudigen Gründerzeit zusammenfällt, hinterlässt auch Spuren auf vielen Altstadthäusern. In der Hauptstraße, Santner- und Bismarckstraße und am Grazerplatz entstehen neue Fassaden und auch Neubauten (Grazertor, Brauerei Pferschy Grazerplatz). 1890 entstehen Einfamilienhäuser in der Übersbachgasse und in der Raiffeisengasse. In dieser Zeit wurde der urbane Charakter des Fürstenfelder Stadtbildes verstärkt.
Ausbau der Schillerstraße
Um die Jahrhundertwende entwirft die Stadt ein Bebauungskonzept, das die Ausdehnung Richtung Süden vorsieht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der Schillerstraße, die die Verbindung zum Bahnhof (1886) herstellt.
Hier ist es besonders der aus Fürstenfeld stammende Architekt Karl Hupfer, der seine architektonischen Spuren hinterlässt. 1904 entwarf er die Knaben-Volksschule (heute Neue Mittelschule), die von den klaren Formen der Wiener Sezession geprägt ist. Aus der gleichen Zeit stammt die „Feischlvilla“ in der Hundeggergasse (heute im Besitz der Familie Ohnewein). 1908-10 folgte das Fürstenfelder Krankenhaus.
Von 1907-1910 entstand die Evangelische Heilandskirche durch Architekt Otto Kuhlmann aus Berlin. In den 1920er Jahren entstand das "Cafe Kirchner", heute Polizei und Gericht. Mit dem Bau der ersten höheren Schule der Oststeiermark, dem Bundesrealgymnasium - errichtet nach den Plänen des Architekten Norbert Schwab - wurde 1915 begonnen.
Mehr zur Serie 100 Jahre Republik finden Sie hier.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.