Bad Blumau: Dimensionen

Bauer Richard Hubmann zur Frage nach Dimensionen: „Bio- bzw. Kreislauflandwirtschaft muss nicht notwendigerweise in ‚kleinen’ Betrieben stattfinden. Mittlerweile gibt es ziemlich flächenstarke Ackerbau Biobetriebe in Österreich.“
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  • Bauer Richard Hubmann zur Frage nach Dimensionen: „Bio- bzw. Kreislauflandwirtschaft muss nicht notwendigerweise in ‚kleinen’ Betrieben stattfinden. Mittlerweile gibt es ziemlich flächenstarke Ackerbau Biobetriebe in Österreich.“
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Welche Dimensionen von Landwirtschaft sind in Österreich vorherrschend? Worüber reden wir, wenn bäuerliche und industrielle Landwirtschaft nennen?


Ich hab hier schon angedeutet, daß einige Kriterien für die Begriffswahl in den Produktionsmethoden liegen. Andere Kriterien ergeben sich aus Flächen, Lagen und dem, wofür die Flächen genutzt werden.

Bei Frutura habe ich disebezüglich nachgefragt. Das „Gemüseland Bierbaum im Safental“ soll auf einer Gesamtfläche von 40 Hektar Gewächshäuser im Ausmaß von 26,8 Hektar erhalten. Diese Angaben inkludieren „Landschaftselemente, Regenwassersammelbecken, Sozialräume, Lagerhallen, Technik, Wege etc.“

Die 40 Hektar sind eine erhebliche Betriebsansiedlung, die 26,8 Hektar für den eigentlichen Anbau in Österreich untypisch groß. Als Frutura und die Rogner Holding im April 2012 noch eine Kooperation verhandelten, ging es in deren Geschäftskorrespondenz um „die Errichtung eines Glashauses (in mehreren Ausbaustufen in einer Größe von voraussichtlich 20 bis 35 ha)“.

Die Dimension war also von Anfang an kein Geheimnis. Aber was besagt die genannte Größe? Maria Perl, die Chefin des regionalen Tourismusverbandes, teilte per Presseinfo mit: „Großindustrielle Agrarwirtschaft schadet langfristig nicht nur dem sanften Tourismus in Bad Blumau sondern der gesamten Region im Thermenland Steiermark“.

Großindustrie ist natürlich etwas ganz anderes, dieser Begriff geht hier ins Leere. Doch es ist eine große Landwirtschaft, weit über allem, was wir in der Steiermark zu kennen meinen. Deshalb habe ich mich ein wenig umgehört. Was ist bei uns eine große und was eine kleine Landwirtschaft? Was woanders? Was darf als „riesig“ gelten?

Dabei fiel mir auf, daß die bei uns zur Debatte stehenden Flächen eher klein sind, gemessen an dem, was man in anderen Ländern findet. Wenn nun kleine Wirtschaften verschwinden, weil sie von größeren Betrieben geschluckt werden, was heißt das?

Der Biobauer Richard Hubmann meinte zu einigen meiner Fragen: „Die Fläche bleibt ja bestenfalls gleich. Vergiss das nicht in Deinen folgenden Überlegungen. Landwirtschaft ist nicht gleich Industrie. Über Peak oil kann man noch diskutieren, über peak soil nicht.“

Von ihm erhielt ich einige relevante Quellen, die helfen, ein realistisches Bild zu bekommen, was in Österreichs Landwirtschaft groß und was klein ist. Bei uns gibt es stets gegen Ende eines Jahrzehnts eine sehr umfassende Agrarstrukturerhebung, deren Details man bei „STATISTIK AUSTRIA“ nachlesen kann und die von vielen Institutionen interpretiert werden.

Das Lebensministerium teilte vergangenen Juni mit: „Konkret ergab die Agrarstrukturerhebung zum Stichtag 31. 10. 2010, dass die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe seit 1999 um 20% auf 173.317 gesunken ist.“

Da heißt es ferner: „Verglichen mit anderen EU-Ländern ist die österreichische Landwirtschaft nach wie vor klein strukturiert. Dennoch hält der Trend zu größeren Betriebseinheiten ungebrochen an…“

Folgendes Detail fand ich bemerkenswert:
„Deutliche Verschiebungen ergaben sich für den Bereich Nebentätigkeiten. Rückgänge um 36% beim Tourismus stehen deutlichen Zuwächsen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien gegenüber. Insgesamt gibt es in Österreich 14% Biobetriebe…“

In er Gesamtbetrachtung ist von „Kulturfläche“ die Rede, außerdem von diversen „Größenklassen“. Das Ministerium legt dar, daß 72,0% der Betriebe weniger als 30 ha bewirtschafteten. „Bei lediglich 7.617 (4,4%) konnte eine Fläche von mehr als 100 ha ermittelt werden.“

Da heißt es ferner:
„Die stärkste Zunahme von Betrieben verzeichneten die Klassen von 50 bis unter 100 ha mit 38% (1995: 11.716; 2010: 16.118) beziehungsweise von 100 bis unter 200 ha mit 39% (1995: 3.668; 2010: 5.108).“

Noch einmal zurück zu Hubmann, „peak soil“ spielt es nicht. Das Land ist das Land, verfügbare Flächen werden unterschiedlich genutzt. In Österreichs Landwirtschaft lautet der Trend seit Jahren: Die Betriebe werden weniger, die Flächen bleiben etwa gleich, ergo werden die Betriebe größer. Vom Ministerium erfahren wir: „Hingegen wurde in der Klasse von unter 5 ha der stärkste Rückgang (-47%) festgestellt.“

Zur Orientierung, fünf Hektar sind selbst für die seit jeher eher bescheiden aufgestellte Oststeiermark ziemlich kleine Betriebe. Spricht man hier mit alten Leuten, nennen die acht bis 11 Hektar eine „kleine Wirtschaft“.

Für unsere Erörterungen scheint mir auch folgendes Zitat erwähnenswert:
„Die Zahl der Biobetriebe hat sich im Zeitraum 2007 bis 2010 von 19.500 auf 21.180 Bewirtschafter (13,8%) erhöht. Im Durchschnitt bewirtschaftete ein heimischer Biobetrieb 21 ha landwirtschaftliche Nutzfläche.“

Zur Abrundung noch ein paar grundlegende Dimensionen, die im „Grünen Bericht 2012“ (Bericht über die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft) aus dem Statistikmaterial zusammengefaßt wurden: „In Österreich wurden im Jahr 2010 insgesamt 173.317 land- und forstwirtschaftliche Betriebe ermittelt. Gegenüber der letzten Vollerhebung im Jahre 1999 hat die Zahl der Betriebe um 20,3% abgenommen, und seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 hat sich die Betriebsanzahl um 27,5% verringert.“

Wie macht das gesamt auf Österreich verteilt?

„Das größte Agrarbundesland war auch 2010 wieder Niederösterreich mit 41.570 Betrieben, gefolgt von der Steiermark mit 39.388 und Oberösterreich mit 33.341 Betrieben. Zwei Drittel aller österreichischen Betriebe lagen in diesen drei Bundesländern.“

Und welche sind die kleinsten Formationen? „Die geringsten Betriebszahlen wurden in Salzburg (9.785), Vorarlberg (4.493) und Wien (558) ermittelt.“

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