Zum Weltmilchtag: Sinkender Milchpreis bringt Bauern unter Druck

Bio-Milchbäuerin Maria Kopper aus Grafendorf zählt derzeit 60 Milchkühe. Sie hofft auf die Bewusstseinsbildung der Konsumenten.
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  • <f>Bio-Milchbäuerin Maria Kopper aus Grafendorf</f> zählt derzeit 60 Milchkühe. Sie hofft auf die Bewusstseinsbildung der Konsumenten.
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HARTBERG-FÜRSTENFELD ist der rinderreichste Bezirk und ist zu eine der milchlieferstärksten Regionen der Steiermark. 575 Milchlieferanten produzieren derzeit rund 84 Millionen Kilogramm Milch. Die Menge würde ausreichen, um den Großraum Graz und Umland zu versorgen.
Pro Milchbetrieb werden durchschnittlich 149.000 Kilogramm Milch produziert, mehr als genug würde man meinen, um davon leben zu können. Tatsächlich liegt der aktuelle Milchpreis bei rund 0,32 Euro. Von einem Liter Milch mit Durchschnittspreis von 1,15 Euro, kommen also 32 Cent tatsächlich beim Bauern an - das ist nicht einmal ein Drittel des Verbraucherpreises im Regal.

Zweites Standbein für Landwirte

Zwar immer noch mehr als im Jahr 2016, als der Milchpreis mit 28 Cent pro Liter seinen Tiefststand erreichte, aber trotzdem zu wenig, um die Herstellungskosten decken zu können. Das weiß auch Bio-Milchbäuerin Maria Kopper aus Grafendorf: "Die Lage ist so, dass es für uns als Milchviehbetrieb immer schwieriger wird, sich Reserven für notwendige Investitionen wie zum Beispiel für das Tierwohl, zurücklegen zu können. Bereits ein paar Cent mehr würden für uns eine Erleichterung bedeuten."
Viele Vollerwerbsbetriebe setzen darum auf ein zweites Standbein. "Eine Möglichkeit als zusätzliche Einnahmequelle wäre das Zwei-Nutzungsrind", beschreibt Kammerobmann Johann Reisinger.

Eigenmarken und "Aktionitis" als Problem

Denn die auseinanderklaffende Preis-Kostenschere führte in den vergangenen Jahren dazu, dazu immer mehr steirische Milchviehbetriebe ihre Stalltüren für immer schließen mussten. Um die Preis-Kostenschere möglichst klein zu halten, versuchen immer mehr Milchbauern durch größere Milchmengen die Kosten zu decken. "Es gibt zwei Drittel weniger Milchbauern als beispielsweise noch 1995, aber die Produktionsleistungen ist um zwei Drittel gestiegen", verdeutlicht Reisinger das Ungleichgewicht. Dazu kämen die Milchmengen aus dem Ausland, denen durch Eigenmarken von Handelsketten verstärkt die Türen in die Regale der heimischen Supermärkte geöffnet werden. Der Eigenmarken-Anteil bei Milch steige kontinuierlich und lag im ersten Quartal 2018 bereits bei zwei Drittel. Vor allem "Aktionitis" der Handelsketten bei Milch- und Milchprodukten gefährde die Existenz der bäuerlichen Betriebe.

Bewusstsein schaffen und Konsumverhalten hinterfragen

Die Supermarktketten sollten ihre Marktmacht nicht auf den Rücken der bäuerlichen Familienbetriebe austragen. Neben einer fairen Preisgestaltung und einer geregelten Mengenorientierung sei darum aber auch der Konsument selbst gefragt, fordert Kopper. Es sei wichtig, sich bewusst zu fragen, woher das Lebensmittel kommt und wie es produziert wird, appelliert Kopper auch an Familien, dass neben den Bildungsinstitutionen auch die Eltern gefordert seien, ihren Kindern dieses Bewusstsein mitzugeben und Kaufentscheidungen zu hinterfragen. Auch Johann Reisinger sieht das Konsumentenverhalten als Gebot der Stunde. Durch die Marken der Handelsketten, sei die Transparenz der Produktion, nicht mehr ersichtlich.

"Straffung" der Gütesiegel

Ein Wegweiser für eine sichere heimische Herkunft von Milch- und Milchprodukten seien Gütesiegel wie AMA oder das Bio-Gütesiegel. Aber auch hier wünsche sich der Kammerobmann eine Straffung der zahlreichen Gütesiegel, um dem Konsumenten einen Weg durch den "Gütesiegeldschungel" zu zeigen.

Details

  • 575 Milchlieferanten gibt es derzeit in Hartberg-Fürstenfeld
  • Hartberg-Fürstenfeld ist der milchlieferstärkste und rinderreichste Bezirk in der Steiermark
  • 84 Millionen Kilogramm Milch werden allein in HF produziert - damit ließe sich der Großraum Graz und Graz Umland versorgen.
  • Derzeit bekommt ein Landwirt pro Liter Milch 0,32 Euro - das ist nicht einmal ein Drittel des Verbraucherpreises im Regal.
Bio-Milchbäuerin Maria Kopper aus Grafendorf zählt derzeit 60 Milchkühe. Sie hofft auf die Bewusstseinsbildung der Konsumenten.
Kammerobmann Johann Reisinger:"Die Handelsketten müssen mehr Respekt vor den heimischen Produkten haben." | Foto: KK
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