Ausstellung in der Galerie Theodor von Hörmann
Die Kunst der Wiederholung - Laura Manfredi zeigt „L´orizzonte degli eventi“ in Imst

Laura Manfredis Konzept besticht durch tiefgründige Ansätze, die sie anspruchsvoll und ästhetisch umsetzt..
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  • Laura Manfredis Konzept besticht durch tiefgründige Ansätze, die sie anspruchsvoll und ästhetisch umsetzt..
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IMST(alra). Das Jahresprogramm der Städt. Galerie Theodor von Hörmann eröffnete die in Telfs lebende Künstlerin Laura Manfredi. Die Italienerin präsentiert bis 4. März ihre eigens für diese Schau konzipierte Serie „L´orizzonte degli eventi“. Zu sehen sind Zeichnungen, Aquarelle, Drucke und Collagen, die Manfredis Leitthema – der Wiederholung – zugeordnet sind. Zur Vernissage begrüßte Kulturreferentin Barbara Hauser, die einführenden Worte sprach Ao. Univ.-Prof. Dr. Markus Neuwirth. Christine Köhle gestaltete an der Flöte den musikalischen Part des Abends.

Die deutsche Übersetzung des Ausstellungstitels – Ereignishorizont – bezieht sich inhaltlich in der allgemeinen Relativitätstheorie auf die Grenzfläche eines schwarzen Loches. Für Laura Manfredi war dieser Begriff in seiner ebenso klangvollen wie vielschichtig interpretierbaren Aussage, Inspirationsquelle für eine Serie von Bildern. Die Künstlerin zeigt in Imst Exponate, in denen die Berührungsflächen zwischen innen und außen ausgelotet werden. Wahrnehmung, Denken und Fühlen stehen sich dabei als Optionen gegenüber und in Beziehung zueinander.

Dialog mit Räumen

Manfredi entwickelte eigens für die drei Schauräume der Städtischen Galerie, die um eine zentrale Achse angeordnet sind, einen Korpus von Arbeiten. Gefolgt ist sie dabei ihrer Wahrnehmung, gewissermaßen einer bestimmten Art von Bewegung, die sich räumlich betrachtet von groß nach klein bzw. von öffentlich nach privat und intim vollzieht. Für sie ist es wichtig, ein Austellungskonzept ausgehend von den Gegebenheiten der Galerie zu denken, um die Kommunikation zwischen Kunst und Raum zu initiieren. Geprägt ist Manfredis Ansatz durchaus von ihrer Zeit in Mailand, wo sie lebte und arbeitete. Dort absolvierte sie die Kunstakademie von Brera und spezialisierte sich unter anderem auf Radierung und Druckkunst. Die Schaffensperiode in Mailand war stark der Architektur und bühnenbildnerischen Tätigkeiten gewidmet.

„Etwas Neues zu entwickeln ist eine Herausforderung, die mich auch immer einen weiteren Schritt in meinem persönlichen und künstlerischen Parcours machen lässt“, betont die Künstlerin ihren anspruchsvollen Arbeitsprozess.

Faszination der Veränderung

So reduziert das sichtbare Endergebnis von Manfredis Arbeiten der Betrachterin und dem Betrachter entgegentritt, so weitreichend und komplex sind die Gedankengänge, die sie transformiert und visualisiert und in zarten und klaren Linien sowie homogenen Bildaussagen bündelt. Sie schöpft bei den „Zutaten“ für ihre feine Kunstrezeptur aus dem reichen Fundus der Natur. Über Jahre hinweg entstand eine Kollektion an Materialien wie getrocknete Blüten, Äste und Samen. Der Trocknungsprozess fasziniert die Künstlerin weitreichend – die Veränderung von Farben und Formen, der Übergang bis hin zum monochromen, kristallinen Erscheinungsbild gibt ihr Raum für die Freiheit in die Dimensionen zwischen Abstraktem und tatsächlich Existierendem einzudringen und ihn neu zu befüllen.

Vertrautes beobachten und neu denken

Sie stellt und dreht ihre natürlichen Materialien im Zuge der intensiven Betrachtung in unterschiedliche Positionen und sucht dabei neue Perspektiven und Zugänge, die der veränderte Zustand als Entdeckung bereithält. Es sind neue Impressionen in alt Vertrautem – Zweige, Blumen treten als Ahnung von Landschaften, Architekturen oder insektenähnlichen Gebilden in den Fokus der offenen Wahrnehmung Manfredis. Sie findet, interpretiert und zeichnet die Vorgaben der Natur neu – ihrer eigenen Sicht und Ordnung folgend. Diese Wunderkammer wird in den Arbeiten auf Papier in vegetabilen Formen sichtbar. Manfredi hat einen Teil von Druckgrafiken auf Japanpapier sowie Aquarelle und Zeichnungen mit verschiedenen Stiften erarbeitet. In Natürlichkeit, aber auch Doppeldeutigkeit präsentieren sich die spannenden Exponate. Sie sind einerseits gut les- und deutbar, bieten jedoch eine breite und vielschichtige Wahrnehmungsebene, die individuell erkundet und betreten werden darf.

„Meine Kunst ist reduziert auf Formen und Linien und jede und jeder hat die Freiheit darin zu finden, was er will“, erklärt Laura Manfredi.

Konstante Motive und ausbrechende Details

Laura Manfredis Konzept gliedert den ersten Raum in eine Wahrnehmung der Realität. Dasselbe Sujet wiederholt sich mit jeweils kleinen Variationen, etwa in Farbe oder minimalistischen Details im Motiv. Die Anordnung spricht für die Konsequenz, mit der die Künstlerin ihrem Konzept Nachdruck verleiht. Im zweiten Raum bezieht sie sich auf das Bedürfnis die Impulse und Erlebnisse des Alltags zuzuordnen – sie zu erklären und zu verstehen. Der dritte Raum hingegen steht für die Loslösung von rationalen Erklärungen und damit für die Hinwendung zur einfachen Bewunderung der kleinen, aber kostbaren Erlebnisse, die die Routine unterbrechen. Manfredi ist eine exakte Beobachterin – und ihre Kunst erfordert auch vom Betrachter ein hohes Maß an Aufmerksamkeit sowie einen präzisen Blick. Die Künstlerin denkt, übersetzt und arbeitet in Feinabstufungen. Die Wiederholung ihrer Motive ist Metapher für die gespeicherten Erinnerungen, für die Impulse, die sich in uns festmachen und unsere Identität prägen. Kleine Variationen – scheinbar unscheinbar – sind die Essenz, die sich aus dieser in sich ruhenden Komposition erheben. Manfredi greift inhaltlich auf das Leben an sich zurück, das sich in ähnlichen Tagen, gleichbleibenden Abfolgen in einer nahezu übergeordneten Monotonie aneinanderreiht. Was sich manifestiert sind Momentaufnahmen – kleine, aber entscheidende Ausbrüche, die sich erheben und mit denen sich emotionale innere Landschaften aufbauen, die als Erinnerung überdauern und dominant abrufbar bleiben.

Bis 4. März ist die Ausstellung zu sehen, die Künstlerin wird am Samstag, 4. Februar und Samstag, 25. Februar während der Öffnungszeiten persönlich anwesend sein.

Ausstellungen:

Seit 1997 hat sie ihre Kunstwerke in mehr als 90 Gruppe und Einzelausstellungen, in Italien und Österreich, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Irland, Lettland, Litauen, Polen, Portugal, Schweiz, Serbien, Spanien, China, Japan, Korea sowie Amerika ausgestellt.

2020 - „Tapete“ - Galerie Marenzi, Leibnitz
2019 - „Arbeiten mit Mauerblümchen-Hintergrund“ - moving gallery ALTROSA, Innsbruck
2019 - „Tracce“ - Studio d’arte Andromeda, Trento
2018 - „Carte“ - Ca’ Pisani Hotel, Venezia
2017 - „Fragile“ - Burg Hasegg Münze Hall, Hall in Tirol
2016 - „Innere Räume“ - Kunstwerkraum Mesnerhaus, Untermieming
2016 - „Inneres“- Styleconception.openspace, Innsbruck

Was: Ausstellung Laura Manfredi L´orizzonte degli eventi

Wann: 19. Jänner bis 4. März 2023, Do bis Sa von 14 bis 18 Uhr, an Feiertagen geschlossen.
Am Samstag, 4. Februar und Samstag, 25. Februar ist die Künstlerin anwesend

Wo: Städtische Galerie Theodor von Hörmann, Stadtplatz 1, 6460 Imst

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