Vorsorge und Prävention
21. Kardiologie Kongress in Innsbruck

Die Experten standen Frage und Antwort zum Thema Prävention von Herzinfarkten: Dr. Guy Friedrich, Dr. Günter Weiss, Dr.in Andrea Podczeck-Schweighofer, Dr.in Monika Lechleitner, Dr. Christoph J. Brenner, Dr. Dietmar Trenk, Dr. Christoph Säly, Dr. Gert Mayer (v.l.)
  • Die Experten standen Frage und Antwort zum Thema Prävention von Herzinfarkten: Dr. Guy Friedrich, Dr. Günter Weiss, Dr.in Andrea Podczeck-Schweighofer, Dr.in Monika Lechleitner, Dr. Christoph J. Brenner, Dr. Dietmar Trenk, Dr. Christoph Säly, Dr. Gert Mayer (v.l.)
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Der 21. Innsbrucker Kardiologie Kongress stand ganz im Zeichen der Herzinfarktprävention – primär sowie sekundär. Primärprävention bezeichnet in diesem Sinne „einen ersten Herzinfarkt vermeiden“ und Sekundärprävention „einen weiteren Herzinfarkt verhindern“.

Diskutiert wurden während des Pressegesprächs vor allem Mythen: Die tägliche Dosis Acetylsalicylsäure (ASS) sowie regelmäßige Einnahme von Vitatminen und Omega-3-Fettsäuren bringen in puncto Prävention leider nichts.

Herzinfarkt-Risiko um 65 % senken

Richtige Vorsorge ist meist nicht einfach. Sie bedarf in den meisten Fällen einer deutlichen Veränderung des Lebensstils. Wer allerdings nicht raucht, seine Cholesterinwerte und seinen Blutdruck im gesunden Rahmen hält, Übergewicht vermeidet, sich gesund ernährt und regelmäßig – drei bis vier Mal die Woche – intensiv Sport treibt sowie Stress so gut es geht vermeidet, hat gute Chancen, dem Herzinfarkt aus dem Weg zu gehen.

Mythos: täglich ASS

„Die tägliche Dosis Acetylsalicylsäure bringt nichts für gesunde Menschen, auch nicht, wenn sie ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben“, erklärt Prof. Dr. Dietmar Trenk, Leiter der Klinischen Pharmakologie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg. Anders allerdings bei Menschen, die schon einen Herzinfarkt hatten: In der Sekundärprävention empfehlen die Leitlinien der Fachgesellschaften die lebenslange Behandlung mit dem Medikament. Das Risiko für einen weiteren Herzinfarkt oder Schlaganfall lässt sich damit um 2,5 % verringern.

Stellenwert von Nahrungsergänzungsmitteln

Was Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamintabletten anbelangt, zeichnet sich ein ähnliches Bild: „Die Vitamine C, E und D bringen diesbezüglich nichts. Hohe Vitamin-E-Gaben steigern möglicherweise sogar die Sterblichkeit“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christoph Säly, Innere Medizin 1, Feldkirch. In Hinblick auf die Herzinfarkt-Prophylaxe zeigte 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag keine Wirkung. Lediglich nach einem Herzinfarkt konnte das neuerliche Risiko mit einer speziellen, hochkonzentrierten Omega-3-Fettsäure-Arznei um 25 % gesenkt werden. „Aber da sind wir schon weit weg von einer Nahrungsergänzung“, sagt Säly.

Richtiges Blutdruckmessen

Bei der Messung des Blutdrucks muss Einiges beachtet werden. Der Wert nach der ersten Messung hat oft wenig Aussagekraft: „Im Gegensatz zu den amerikanischen Leitlinien wird in der Diagnostik noch immer auf die Ordinationsblutdruckmessung zurückgegriffen. Allerdings müssen die Messungen wiederholt durchgeführt werden. Heimblutdruckmessverfahren werden als eine gleichwertige Alternative gesehen“, so Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV, Innsbruck. Dabei ist es empfehlenswert mindestens drei Blutdruckwerte zu haben, um dann den Mittelwert auszurechnen.

Blutdruck und Cholesterin

Als normal gelten Blutdruckwerte bis 139/89, eine Therapie sollte ab 140/90 eingeleitet werden. Bei Menschen unter 65 Jahren sollte der Zielwert des systolischen Blutdrucks bei 120-129 liegen und der diastolische Druck bei unter 80. Hochrisikopatienten wird bereits ab Blutdruckwerten von 130-139/85-89 eine medikamentöse Therapie empfohlen. Im Visier steht beim Fettstoffwechsel der sogenannte LDL-Wert (Low Density Lipoprotein). Die Leitlinien sehen Normalwerte von 130 bis 150 in der Primärprävention vor. Nach einem Herzinfarkt darf der LDL-Wert nur mehr 70 sein.

Abnehmen senkt das Infarktrisiko

Übergewicht und Adipositas gehören zu den Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch weil das Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Typ-2-Diabetes erhöht ist. Ernährungsumstellung und mehr Bewegung zählen zu den Basisbehandlungen von Übergewicht und Adipositas und können daher das Herzinfarkt-Risiko senken. „Eindrucksvolle Ergebnisse über die Effekte einer Gewichtsreduktion auf das Herz-Kreislauf-Risiko liegen aus Studien über bariatrisch-chirurgische Eingriffe vor“, berichtet Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner, Ärztl. Direktion Landeskrankenhaus Hochzirl. Studien bestätigen auch, dass Abnehmen mit Medikamenten wie Orlistat günstige kardiovaskuläre Effekte bei Typ-2-Diabetikern hat.

Sekundärprophylaxe: „Polypillen“

Ein eindeutiges Problem bei der Sekundärprophylaxe stellt die Menge der einzunehmenden Pillen dar: „Die Einnahmetreue sinkt dabei mit der Anzahl der einzunehmenden Tabletten und der Krankheitsdauer“, weiß Priv.-Doz. Dr. Christoph J. Brenner vom REHA-Zentrum Münster. „Unter anderem durch Kombinationstabletten, die mehrere Wirkstoffe enthalten (sogenannte „Polypillen“), kann das Einnahmeschema für Patienten vereinfacht und die langfristige Therapietreue deutlich gesteigert werden.“

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