Porträt
American Football: Ein Sport für Mädchen

Lisa Ruetz (beim Angriff) ist leidenschaftliche Footballerin und spielt meistens in der Defensive oder als "Running Back". | Foto: privat
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  • Lisa Ruetz (beim Angriff) ist leidenschaftliche Footballerin und spielt meistens in der Defensive oder als "Running Back".
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Schnell und brutal: American Football ist männlich. Oder doch nicht? Footballerin Lisa Ruetz im Porträt.

IBK/GRINZENS/TELFS. Wenn ein Mann das macht, ist er ein harter Kerl, wenn eine Frau, dann vor allem eines: verrückt. Und das ist etwas, was der 21-jährigen Lisa Ruetz gewaltig auf die Nerven geht.

Lisa Ruetz in voller Montur. | Foto: privat

"Es schaut schlimmer aus, wie es ist", erzählt Lisa gleich am Anfang des Gespräches. Denn als Frau wird sie ständig mit den Vorurteilen ihrer Mitmenschen konfrontiert, wenn sich herausstellt, dass sie American Football betreibt. Dabei ist die gebürtige Grinzigerin, die auf der Uni in Innsbruck Chemie studiert, nicht irgendeine Freizeitsportlerin. Sie hat es in das Österreichische Nationalteam geschafft und ist mit der Mannschaft nach England zur EM geflogen. Das war im August 2019. Wirklich eine echte Leidenschaft, denn Geld oder Sponsoren gibt es in dieser Kategorie des American Footballs keine. Die Mädels, deren Aufenthalt bei der EM pro Kopf zirka 1.400 Euro kostete, holten sich die Ausgaben auf kreative Weise herein: mit Crowdfunding und Kuchenverkauf. Der Rest – 200 Euro – wurde aus der eigenen Tasche berappt. Dabei war in England vor allem das Erlebnis – "alles ging um American Football" – das Wichtigste. Ein gutes Ergebnis blieb den Österreicherinnen verwehrt, dafür spielte man gegen die Besten Europas.

Sanftes Football

Lisa wurde schon als kleines Kind mit der Liebe zum American Football infiziert. Ihre Eltern waren große Fans und wohnten den Spielen in Innsbruck live bei. Natürlich mit im Schlepptau: die kleine Tochter. Mit sechzehn Jahren war Lisas Neugier dann so groß, dass sie sich beim Raiders Flag Football anmeldete. Das ist eine "sanftere" Version von American Football. Statt einander "niederzurammen" wird hier an einer Schnur gezogen, die zu einer Flagge führt. Wenn die Flagge aufspringt, wurde der Gegenspieler außer Gefecht gebracht. "Eigentlich wollte ich schon am Anfang richtig mitmachen und American Football spielen, aber der Mutter zuliebe habe ich mal mit Flag Football begonnen."

Foto: privat

Wenn sie ihren Bekannten erzählt, dass sie nun bei den Telfs Patriots mitspielt, kommen gemischte Reaktionen: "Die meisten meinen, dass man sich dabei eh nur wehtut. Das stimmt schon, man kriegt blaue Flecken, aber es macht auch irrsinnig viel Spaß."
Ein Leben ohne American Football kann sich Lisa nicht mehr vorstellen. Zweimal in der Woche fährt sie nach Telfs, um mit ihren Mannschaftskolleginnen zu trainieren. Dreimal die Woche gibt es dann Krafttraining. Von September bis November dauert die "Frauensaison". Die Jungs dürfen in den warmen Sommermonaten spielen. Etwas, was sich auch Ruetz manchmal wünschen würde, schließlich ist es auf dem offenen Feld kühler als wenn sich die Männer matchen. Trotzdem klagt sie nicht: "Klar wäre es feiner, im Sommer zu spielen, aber wir sind ein kleiner Verein mit großem Zusammenhalt. Da kommen unsere ZuschauerInnen auch schon mal mit der Decke, um das Spiel anzuschauen."

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