Redakteurin unterwegs 11
Auf den Spuren einer japanischen Kampfkunst

Noch nie etwas von Hakko Ryu gehört? Dann wird es Zeit! Die japanische Kampfkunst dient zur Verteidigung und dabei steht nicht Kraft, sondern Technik und innere Einstellung im Vordergrund. Mich hat diese Sportart sehr neugierig gemacht, deshalb besuchte ich Österreichs ersten Großmeister Fabian Walch und seine Truppe im Judozentrum Innsbruck.

INNSBRUCK. Es ist mit Sicherheit nicht die bekannteste Sportart in Innsbruck: Hakko Ryu Ju-Jutsu. Aber genau deshalb hat sie mich auch so neugierig gemacht. Was steckt hinter dem mysteriösen Namen? Und was kann man sich unter einer japanischen Kampfkunst vorstellen? Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg ins Judozentrum Innsbruck gemacht. Dort trainiert nämlich Fabian Walch – Österreichs erster Großmeister im Hakko Ryu – mit seinem Team. Schnell wurde mir klar, dass es für diese Kampfkunst zwar nicht viel Kraft braucht, aber dafür umso mehr Körpergefühl und innere Stärke.

Foto: Lisa Kropiunig

Wer locker lässt ist klar im Vorteil

Wie bei den meisten anderen Sportarten mussten wir uns zuerst einmal aufwärmen (die Liegestützen bescherten mir einen ordentlichen Muskelkater....). "Sensei" Fabian Walch demonstrierte dann anschließend die Übungen. Beim Hakko Ryu geht es vorwiegend um Selbstverteidigung, das heißt, es wird eine Angriffsszene imitiert, aus der man sich ohne viel Kraftaufwand, aber mit umso mehr Technik befreien muss. Zu der Technik gehört, dass man sich bei einem potenziellen Angriff darauf konzentriert locker zu lassen und nicht mit Kraft entgegenwirkt. Für eine blutige Anfängerin wie mich war das gar nicht so leicht – doch mit etwas Übung und Konzentration verstand ich nach und nach, worauf es bei Hakko Ryu ankommt. Mit den richtigen Handgriffen, Hebeltechniken und Druckpunkten, gelang es sogar mir, meinen Gegner zu Boden zu bringen.

Sogar ich schaffte es, meinen Gegner zu Boden zu bringen.  | Foto: Lisa Kropiunig
  • Sogar ich schaffte es, meinen Gegner zu Boden zu bringen.
  • Foto: Lisa Kropiunig
  • hochgeladen von Lisa Kropiunig

Lächle und die Welt lächelt zurück

"Viele meinen, japanische Kampfkunst ist sehr streng und ernst. Aber so ist es nicht. Beim Training darf auch gelacht und gescherzt werden. Das gehört sogar zur Philosophie von Hakko Ryu, denn wenn man freundlich und positiv in die Welt hinaus geht, ist es auch weniger wahrscheinlich, dass man angegriffen wird",

erklärte mir Sensei Fabian. Nach meinem Tag im Judozentrum kann ich das nur bestätigen. Die Truppe war um keinen Witz verlegen, so wurden Sprüche wie "dieser Sport ist etwas für Masochisten" gerissen. Natürlich mit einem Augenzwinkern und gefolgt von Lachen. Aber wer hart trainiert, darf auch seinen Spaß dabei haben. 

Ich hatte definitiv meinen Spaß. | Foto: Lisa Kropiunig
  • Ich hatte definitiv meinen Spaß.
  • Foto: Lisa Kropiunig
  • hochgeladen von Lisa Kropiunig

Innere Stärke

Im Hakko Ryu gibt es keine Wettkämpfe wie bei anderen Kampfsportarten, denn es ist eine Kampfkunst und soll lediglich zur Selbstverteidigung dienen. Für die Ausbildung werden natürlich mögliche Kampfszenen nachgespielt, dabei soll der Angreifer mit Techniken kontrolliert werden, ohne ihn dabei zu verletzen. 

"Mich hat von Beginn an die Philosophie dahinter fasziniert. Hakko Ryu ist ein Kampf mit dem eigenen selbst, bei dem es um eine ständige Verbesserung geht. Es gilt nur, sich selbst zu besiegen“,

so Sensei Fabian über seine Leidenschaft. Beim Hakko Ryu werden folgende philosophischen Prinzipien gelehrt:

  • Haltung/Stabilität – Kamae 
  • Zentrum/Lebensenergie/Nutzung – Hara/Ki/Tanden 
  • Fokus – Kime
  • Vorbereitung/aus dem Gleichgewicht bringen/Ausführung – Tsukuri/Kuzushi/Kake 
  • Distanz/Intervall – Maai 
  • Timing/Initiative – Sen 
  • Schwachstellen/Öffnungen entdecken – Suki 
Foto: Lisa Kropiunig

Mein Fazit

Um ehrlich zu sein, wurde ich bei meinem Besuch im Judozentum vom Hakko Ryu Fieber angesteckt. Für mich war es faszinierend zu sehen, wie man mit den kleinsten Bewegungen und einem gewissen Körpergefühl jemanden "ausknocken" kann. Mir wurde aber auch schnell bewusst, dass es sehr viel Training braucht, damit die Handgriffe in Fleisch und Blut übergehen und man diese Kampfkunst wirklich beherrscht. Da man so wenig Kraft wie möglich einsetzen sollte, war es teilweise körperlich nicht sehr anstrengend, dafür musste ich umso mehr mein Köpfchen einschalten und meinen sowie den Körper des Gegners bewusst wahrnehmen. Lange Rede, kurzer Sinn: Diese Kampfkunst ist nur zu empfehlen, denn man lernt nicht nur sich selbst zu verteidigen, sondern auch seine innere Stärke zu nutzen.

Weitere Reportagen

Ein Blick hinter die Kulissen der Stadtgarde
Mein Tag bei der Tafel des Roten Kreuzes
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.