Altstadt
Baustelle mit gemischten Gefühlen

Die Meinungen zum vorgezogenen Baubeginn der Altstadt-Baustelle sind geteilt. | Foto: zeitungsfoto.at
  • Die Meinungen zum vorgezogenen Baubeginn der Altstadt-Baustelle sind geteilt.
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INNSBRUCK. Der verzogenen Beginn der Bauarbeiten in der Innsbrucker Altstadt sorgt für Diskussionen. Nach der Coronoa-Krise wird die Baustelle für wenig Bewegung in der Altstadt sorgen. Die Altstadt Unternehmer hoffen auf begleitende Unterstützung durch die Stadt.

Beschluss

Nach zwei Videokonferenzen hat sich die Innsbrucker Stadtregierung einhellig für den raschen Baustart in der Altstadt ausgesprochen. Ab Juni 2020 sollen bis zum Sommer 2021 schrittweise die Leitungen in der Altstadt erneuert werden, vor allem die teilweise über 100 Jahre alten Trinkwasserleitungen. Die Stadtregierung hat das Pro und Contra gewissenhaft abgewogen, wissend, dass es in der Altstadt auch ein unterschiedliches Stimmungsbild gibt. Der Sommer 2020 wird touristisch schwach ausfallen. Daher mache es Sinn, die Arbeiten vorzuziehen und die Leitungen rasch zu erneuern. Ein Rahmenprogramm für die Baustellenphasen soll von den Innsbrucker Kommunalbetrieben, der Wirtschaftskammer, dem Tourismusverband und der Stadt Innsbruck konzipiert und in Form eines Stufenplanes in Kürze präsentiert werden. „Wir wollen sicherstellen, dass die Altstadt auch während der Baustellenzeit all ihre Qualitäten ausspielen kann und ein einzigartiger Ort zum Einkaufen, Essen gehen und Erleben sein kann“, betonen die Regierungsmitglieder.

Proteste

Geplant waren die Bauarbeiten nach den Passionsspielen Oberammergau. Diese wurde inzwischen auf Mai 2022 verschoben. Die Passionsspiele sorgen vor allem im Bereich Innsbruck für eine gute Buchungslage der Hotels. Die Corona-Krise war Anlaß für die Überlegungen, den Beginn der Arbeiten vorzuziehen. Gestützt wird die Entscheidung auch auf ein Stimmungsbild, dass von der Kommunikationsberatung Clavis durchgeführt wurde. Hier hätte sich eine Mehrheit der erreichten Unternehmer und Hausbesitzer für den raschen Baubeginn ausgesprochen. Die Erhebung stösst nicht nur auf Zustimmung. So hält ein Unternehmen aus der Herzog-Friedrich-Straße in einem Schreiben an Landeshauptmann Günther Platter und Bürgermeister Georg Willi fest: " Wir hatten vor, unsere gesamten Mitarbeiter für Corona-Kurzarbeit anzumelden. Sollte die Baustelle tatsächlich im Juni 2020 kommen, sind wir und viele weitere Händler in der Altstadt dazu gezwungen, die Mitarbeiter auf‘s AMS zu schicken!" Ein Unternehmer aus der Kiebbachgasse fordert in einem Schreiben: "Ich bin wie viele Kollegen in der Altstadt der Meinung, dass die Baustelle zum Wohl der Wirtschaft in der Altstadt um mindestens 2 Jahre verschoben und dann entsprechend der ausgearbeiteten zeitlichen Planung (baustellenfreie Zeit ab Juni/Juli) in Etappen umgesetzt werden muss, um so viele Betriebe wie möglich „durch zu bekommen“."

Altstadtwirtschaft

Peter-Paul Bloder von der Interessengemeinschaft Altstadt-Innsbruck (IAI) hat im Rahmen einer mehrteiligen Umfrage unter den Mitgliedern ebenfalls die Stimmung der Unternehmer eingeholt. Dabei zeigt sich die Mehrheit gegenüber einen vorgezogenen Baubeginn skeptisch. Nach dem Beschluss der Stadtregierung hofft Bloder nun auf ein entsprechendes "Unterstützungspaket" der Stadt für die Altstadtwirtschaft. "Wie auch in den Vorgesprächen schon angeführt, wäre die Baustelel auch in "normalen" Zeiten für die Unternehmen eine enorme Belastung, daher ist es jetzt von enormer Wichtigkeit, Unterstützungen und Entlastungen für die betroffenen Unternehmen zu beschließen", fordert Peter-Paul Bloder ein wirtschaftliches Rahmenkonzept für die Altstadtarbeiten. Im Mittelpunkt der Forderungen: "Erlass der Kommunalsteuern, Strom, Wasser, Gas, Mietunterstützungen, Kammerumlage und die Durchführung des Christkindlmarktes in der voller Länge damit wenigstens Weihnachtsgeschäft vorhanden ist."

Abwicklung

Im Juni sollen die Arbeiten in der Kiebachgasse, der Herzog-Friedrich-Straße von Höhe Riesengasse bis zum Goldenen Dachl und weiter bis zur Ottoburg, der Pfarrgasse, dem Bereich nördlich des Doms, der Hofgasse sowie Teilen der Stiftgasse beginnen. Im Oktober werden die Arbeiten in der Seilergasse durchgeführt ehe es im Dezember eine "Christkindlmarkt-Pause" gibt. Ab Jänner 2021 sollen die Arbeiten mit dem südlichen Teil der Herzog-Friedrich-Straße (von Höhe Riesengasse bis zur Maria-Theresien-Straße), der Riesengasse, der südlichen Kiebachgasse ab Höhe Seilergasse, einem Teil der Schlossergasse, der Hofgasse, dem Domplatz sowie dem Bereich vor dem Goldenen Dachl und dem Vorplatz der Ottoburg fortgeführt werden. Der Großteil dieses Abschnittes soll bis April 2021 fertiggestellt sein. Die finalen Arbeiten fidnen bis Juni 2021 in der südlichen Herzog-Friedrich-Straße, einem Teilbereich der Schlossergasse, am Dom­platz sowie am östlichen Ende der Hofgasse statt. Das Ende der Bauarbeiten ist für den Beginn der Sommerferien 2021 geplant.

Politische Reaktion

Von Seiten der Gemeidneratsfraktionen meint Gerald Depaoli vom Gerechten Innsbruck: “Vorverlegung der Baustelle in der Altstadt wird logistisch nicht möglich sein! Baustart soll erst 2022 bzw. 2023 erfolgen. Auch wenn der Grundgedanke richtig ist, die Baustelle in der Altstadt vorzuverlegen, wird eine Vorverlegung der Baustelle vermutlich logistisch nicht möglich sein. So kann ich mir nicht vorstellen, dass die ausführenden Firmen ohne Vorlauf und dementsprechender Terminplanung die Dienstleistungen aus zeitlichen Gründen sofort erledigen können, ebenso wie auch die Hauseigentümer und die Mieter der Altstadt eine gewisse Zeit benötigen werden, um sich auf die Großbaustelle vorbereiten zu können.“ Das Gerechte Innsbruck warnt daher eindringlich vor einem Schnellschuss, und schlägt vor, die Baustelle auf 2022 bzw. 2023 zu verlegen, und gegebenenfalls nur die notwendigsten Sanierungen durchzuführen. Sanierungen, die bis jetzt 100 Jahre warten konnten, können auch garantiert auch noch ein bis zwei Jahre warten!“, schließt Depaoli ab.

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