25 Jahre Betreutes Wohnen Innsbruck
Ein Neustart für viele Jugendliche

- Sozialpädagogin Johanna Steffani gemeinsam mit Valentina.
- Foto: SOS-Kinderdorf
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Das Betreute Wohnen von SOS-Kinderdorf in Innsbruck unterstützt seit 1999 Jugendliche mit schwierigen Lebensanfängen. Ziel ist es, sie auf dem Weg in ein eigenständiges Leben zu begleiten. In eigenen Wohnungen lernen sie schrittweise, Verantwortung zu übernehmen. Bisher konnten über 100 Jugendliche und junge Erwachsene betreut werden.
INNSBRUCK. Das Bewo feiert seinen 25. Geburtstag! In den vergangenen Jahren hat sich das Betreute Wohnen Innsbruck stark weiterentwickelt und erheblich erweitert, um die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen besser erfüllen zu können. Aufgrund des gewachsenen Angebots wird es nun von Susi Zoller-Mathies, Gloria Grimm und Andrea Worsch geleitet.
„Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Jugendliche in Tirol ist deutlich gestiegen. Die letzten Jahre, geprägt von multiplen Krisen wie der Corona-Pandemie und den steigenden Lebenshaltungskosten, haben die Ausgrenzung junger Menschen sowie psychische Belastungen dramatisch verschärft. Immer mehr Jugendliche fallen aus dem System und sind mit Diskriminierung, Krisen in der Familie und Arbeitslosigkeit konfrontiert“,
erklärt Susi Zoller-Mathies, Pädagogische Leiterin im Bewo.

- v.l.n.r.: Susi Zoller-Mathies, Gloria Grimm und Andrea Worsch übernehmen gemeinsam die Pädagogische Leitung vom Betreuten Wohnen Innsbruck.
- Foto: SOS-Kinderdorf
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Hier ist immer jemand da
Ursprünglich bot das Haus am Lohbach sieben Plätze in einem familiären Umfeld für Mädchen an. Heute stehen insgesamt 32 Plätze in kleinen Wohnungen, verteilt über Innsbruck, für Jungen und Mädchen im Alter von 15 bis 21 Jahren zur Verfügung. In diesen eigenen Wohnungen lernen sie schrittweise, mehr Verantwortung zu übernehmen. Viele der Jugendlichen haben belastende familiäre Hintergründe, darunter Vernachlässigung, überforderte Eltern, psychische Erkrankungen, Gewalt oder andere traumatische Erlebnisse. Wenn sie es bis zum Bewo schaffen, haben sie bereits einiges hinter sich und sind richtige Kämpferinnen und Kämpfer.
„Wir können das Vergangene nicht rückgängig machen. Jedoch können wir den Jugendlichen in dieser wichtigen Lebensphase des Erwachsenwerdens zur Seite stehen. Wichtig ist, auf jede*n Jugendliche*n individuell einzugehen, persönliche Ressourcen gezielt zu stärken, dranzubleiben, und gemeinsam Wege zu erarbeiten, sodass sie einen guten Umgang mit Problemen finden",
so Susi Zoller-Mathies.

- Die Pädagogische Leiterin Susi Zoller-Mathies hat bereits viele bewegende Momente im Bewo miterlebt.
- Foto: SOS-Kinderdorf
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Den Alltag meistern lernen
Die Betreuungsintensität wird an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst. Pädagoginnen und Pädagogen helfen ihnen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und emotionale Stabilität sowie Sicherheit wiederzufinden. Sie vermitteln auch den Zugang zu psychotherapeutischer oder psychiatrischer Unterstützung. Zudem ist es wichtig, dass die Jugendlichen Alltagsfähigkeiten wie Haushaltsführung und finanzielle Absicherung erlernen und Struktur in ihr Leben zurückbringen.
„Wir betreuten junge Menschen, die in ihrem Leben häufig auf sich allein gestellt waren. In der Betreuung ist es wesentlich, die Jugendlichen dabei zu unterstützen, sich ein soziales Netzwerk mit verlässlichen Bezugspersonen aufzubauen und im Arbeitsmarkt anzudocken. Nur so können sie sich ein eigenes Leben nach ihren Vorstellungen aufbauen und genau das ist das Ziel“,
erzählt Sozialpädagogin Katharina Zeillinger.
Einzigartiges Programm bei SOS-Kinderdorf
Seit 2021 bietet das Betreute Wohnen Intensiv Plus ("SAFE") eine intensivere Unterstützung für stark drogenkonsumierende Jugendliche mit sechs Plätzen an. Neben der Tagesbetreuung gibt es dort einen Nachtdienst der jeden Abend im Einsatz ist, um die gesundheitliche Situation der Jugendlichen zu überwachen und bei Bedarf sofortige Hilfe zu leisten. Diese spezielle Betreuungsform gibt es in Tirol nur bei SOS-Kinderdorf. In den Wohnungen dürfen die Jugendliche nicht konsumieren, die Pädagoginnen und Pädagogen sprechen aber generell kein striktes Drogenverbot aus.
„Für manche Jugendliche ist ein Nicht-Konsumieren keine Option. Sie fliegen aus unterschiedlichen Angeboten und erfahren einen Beziehungsabbruch nach dem anderen. Genau diese Jugendlichen finden im Betreuten Wohnen Intensiv Plus in Innsbruck einen sicheren Hafen“,
erklärt Susi Zoller-Mathies. Ziel der Betreuung ist, das Überleben zu sichern, eine sichere Unterkunft und stabile Beziehungen anzubieten sowie die Selbstständigkeit zu fördern.

- Sozialpädagogin Johanna Steffani gemeinsam mit Valentina.
- Foto: SOS-Kinderdorf
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Endlich volljährig – und jetzt?
In Österreich ziehen junge Erwachsene im Durchschnitt mit 25 Jahren von zu Hause aus. Jugendliche, die nicht bei ihrer Familie leben können, sollen laut Gesetz schon mit 18 Jahren alleine klarkommen. Das ist oft unrealistisch, weil viele dafür noch nicht bereit sind. Simon (Name wurde geändert), der selbst im Bewo wohnt, formuliert es so:
„Es braucht mehr Bewusstsein und Verständnis von der Gesellschaft dafür, dass nicht alle Jugendlichen das Glück haben, in einer intakten Familie aufzuwachsen. Viele von uns hatten einen schwierigen Start ins Leben. Wir benötigen dringend mehr Unterstützung, damit wir uns ein selbstständiges Leben aufbauen können.“
In Tirol ist es häufig möglich, die Fristen zu verlängern, sodass die Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr bei sozialen Trägern unterstützt werden können. Doch diese Verlängerung der Maßnahme muss ab 18 Jahren alle paar Monate neu beantragt werden.
„Wir würden es als wichtiges Signal sehen, dass diese Form der Unterbringung von der Kinder- und Jugendhilfe prinzipiell bis zum 21. Geburtstag genehmigt wird, da unsere Betreuten kaum oder gar nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können. Wichtig wäre zudem Wohn- und Betreuungseinrichtungen bis zum 24. Geburtstag massiv auszubauen, denn gerade in Innsbruck ist es fast unmöglich leistbaren Wohnraum für junge Menschen zu finden",
appelliert Zoller-Mathies.

- v.l.n.r.: Die 20-jährige Valentina zusammen mit Sozialpädagogin Katharina Zeillinger. Valentina wird im Bewo seit vier Jahren betreut und hat den großen Wunsch selbst in den Sozialbereich zu gehen.
- Foto: SOS-Kinderdorf
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Schützlinge ziehen lassen
Zahlreiche Erfolgsgeschichten aus dem Betreuten Wohnen beweisen, wie sich eine Betreuung über das 18. Lebensjahr hinaus auf das Leben der jungen Menschen auswirken kann. Seit Bestehen wurden über 100 Jugendliche und junge Erwachsene im Bewo auf einem Stück ihres Weges begleitet. Bewegende Momente gab es viele. Die 20-jährige Valentina wird seit vier Jahren im Bewo unterstützt:
„Ich bin sehr dankbar für die Betreuung im Bewo. Die Pädagoginnen und Pädagogen sind immer für einen da, wenn es ein Problem gibt oder man Fragen hat. Inzwischen bin ich sehr selbstständig, ich erledige meinen Alltag, gehe einkaufen und putze die Wohnung. Mein Wunsch ist es, später selbst im Sozialbereich mit Kindern mit Beeinträchtigung zu arbeiten und eine eigene Wohnung zu haben.“
Es sind Geschichten wie diese, die Sozialpädagog*innen im Bewo in ihrem Arbeitsalltag antreiben und motivieren.
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