Charlotte Jöel
Ein vergessener Blick – Fotografien und Zeitdokumente

1916 eröffnete das Atelier von Charlotte Joël und Marie Heinzelmann in Berlin. Sie hat bekannte Personen wie Martin Buber, die 17jährige Marlene Dietrich (im Bild), Karl Kraus und Walter Benjamin fotografiert.  | Foto: Charlotte Jöel
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  • 1916 eröffnete das Atelier von Charlotte Joël und Marie Heinzelmann in Berlin. Sie hat bekannte Personen wie Martin Buber, die 17jährige Marlene Dietrich (im Bild), Karl Kraus und Walter Benjamin fotografiert.
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Die Ausstellung von Markus Ender, die von 24. September bis zum 31. Dezember im Brenner-Archiv zu sehen ist, würdigt Charlotte Joël, eine vergessene Fotografin, mit Arbeiten und persönlichen Dokumenten, die ihre Karriere und das tragische Ende im Nationalsozialismus dokumentieren.

INNSBRUCK. Die Ausstellung, die von Markus Ender am Forschungsinstitut Brenner-Archiv kuratiert wurde, ist eine bedeutende Hommage an die lange vergessene Fotografin Charlotte Joël. Zum ersten Mal werden ihre Arbeiten in einem so umfassenden Kontext gezeigt, was dem Publikum neue Einblicke in ihr beeindruckendes Werk und ihre Lebensgeschichte gewährt.

Charlotte Joël

...die 1916 zusammen mit Marie Heinzelmann in Berlin-Charlottenburg ein „Atelier für moderne Photographie“ eröffnete, hat zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten der Zeit porträtiert, darunter Marlene Dietrich, Gustav Landauer und Walter Benjamin. Besonders hervorzuheben ist ihre wiederholte Zusammenarbeit mit Karl Kraus, die zwischen 1921 und 1930 stattfand.

Kindheitsporträt von Charlotte Joël aus einem kürzlich entdeckten und in der Ausstellung gezeigten Familienalbum.  | Foto: Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Karl Kraus-Sammlung Friedrich Pfäfflin
  • Kindheitsporträt von Charlotte Joël aus einem kürzlich entdeckten und in der Ausstellung gezeigten Familienalbum.
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Zeitzeugnisse und Erinnerungen 

Die Ausstellung bietet eine repräsentative Auswahl von Exponaten aus der Karl Kraus-Sammlung von Friedrich Pfäfflin, die sowohl das künstlerische Werk von Joël als auch ihre besondere Beziehung zu Kraus dokumentieren. Ein besonders wertvolles Stück ist ein britisches Fotoalbum, das erst kürzlich entdeckt und jetzt zum ersten Mal in dieser Ausstellung gezeigt wird. Dieses Album enthält Kinderporträts, die zwischen 1930 und 1937 entstanden sind, und stellt somit ein einzigartiges Zeitdokument dar. Trotz der schwierigen Umstände, die die Familie zur Emigration nach England zwangen, blieb das Konvolut vollständig erhalten und bietet wertvolle Einblicke in Joëls Arbeit. Neben dem Fotoalbum werden auch Materialien präsentiert, die Friedrich Pfäfflin über Jahrzehnte gesammelt hat. Diese Dokumente zeichnen den Weg zu einem Werkkatalog nach, der von Pfäfflin und Werner Kohlert erstellt wurde, um Charlotte Joël vor dem Vergessen zu bewahren.

Der Publizist Karl Kraus fotografiert von Charlotte Joël   | Foto: Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Karl Kraus-Sammlung Friedrich Pfäfflin
  • Der Publizist Karl Kraus fotografiert von Charlotte Joël
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Eine Fotografin im Nationalsozialismus

Trotz der beeindruckenden Karriere und der Anerkennung durch ihre Zeitgenossen wurde Charlotte Joël nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft mit einem Berufsverbot belegt. Das Atelier wurde offiziell von Marie Heinzelmann weitergeführt, aber Joël verdiente ihren Lebensunterhalt durch die Produktion von Kinderporträts. Im Angesicht der sich verschärfenden Verhältnisse entschied sie sich gegen eine Emigration und blieb in Berlin. 1941 schloss sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin Clara Grunwald, einer frühen Montessori-Pädagogin, einer Hachscharastätte in Neuendorf im Sande an. Im April 1943 wurden beide ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo ihre Spur sich verliert. Die Ausstellung ist nicht nur eine Würdigung des künstlerischen Schaffens von Charlotte Joël, sondern auch eine Mahnung an die dunklen Kapitel der Geschichte, die viele bedeutende Künstler und Menschen betroffen haben.

Ausstellung

Ins Bild gerückt: Die Fotografin Charlotte Joël (1887–1943)
Originale und Reproduktionen aus der Karl Kraus-Sammlung Friedrich Pfäfflin

Ausstellungsdauer: 24.9.– 31.12.2024
Ort: Forschungsinstitut Brenner-Archiv Josef-Hirn-Str. 5/10. Stock, Innsbruck

Vernissage: Dienstag, 24.9.2024, 17:30 Uhr
Begrüßung:

  • Gregor Weihs, VR für Forschung
  • Ulrike Tanzer, Leiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv
  • Maria Piok, Leiterin des Literaturhauses am Inn

Einführung:

  • Markus Ender: „Mein Zeiger ist zurückgewendet.“ Die vergessene Fotografin Charlotte Joël und ihre Wiederentdeckung durch Friedrich Pfäfflin

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