"Es gibt noch immer Nachbeben in Nepal"

Thomas Preindl packt an: "Nepal braucht Notunterkünfte bevor der Monsun kommt" | Foto: Caritas
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  • Thomas Preindl packt an: "Nepal braucht Notunterkünfte bevor der Monsun kommt"
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Der langjährige Katastrophenhelfer aus Arzl, Thomas Preindl, flog letzte Woche im Namen der Caritas Österreich nach Katmandu. 6.200 Tote wurden seit letzter Woche geborgen und die Zahl der Opfer steigt weiter. Preindl hilft beim Verteilen der Zelte in den ländlichen Regionen und sprach mit dem STADTBLATT über die Situation vor Ort.

STADTBLATT: Wie geht es den Menschen in Nepal?
Thomas Preindl: Wir sind nun im Westen Nepals und es gibt immer wieder Nachbeben. Natürlich ist das keine beruhigende Situation. Die Leute harren vor allem aus und warten ab, bis die Lage überstanden ist. Wir Helfer stehen unter Zeitdruck, um unsere Planen und Zelte an die Leute zu bringen: Es wird erwartet, dass der Monsun in vier bis sechs Wochen kommt. Bis dann sollte wenigstens jeder ein Zelt als Notunterkunft haben. Wir haben schon tausende Sets – Planen, Zelte, Schlafsäcke – verteilt.
STADTBLATT: Wie kommen Sie voran?
Thomas Preindl: Nur sehr langsam, da die Wege kaum befahrbar sind. Teilweise bringen wir die Sets auf langen Strecken zu Fuß bis zur Bevölkerung.
STADTBLATT: Wie fühlen sich die Menschen?
Thomas Preindl: Wir haben Dolmetscher vor Ort und versuchen, jedem eine Plattform zu geben und neben der Verteilung auch darüber zu sprechen, was sie fühlen. Meistens warten die Leute ab. Natürlich entsteht auch teilweise Wut, wenn die Hilfe nicht schnell genug ankommt, aber Aggressionen gibt es keine. Die Zeit um sechs Uhr ist hier am härtesten für die Leute: Da regnet es eine Stunde lang und einige haben noch kein Zelt. Sonst ist es tagsüber warm.
STADTBLATT: Wie packt man für eine Reise in ein Katastrophengebiet?
Thomas Preindl: Jede Person hat seine eigene Strategie. Ich packe immer Kleidung für drei Wochen ein, damit ich regelmäßig frische Wäsche habe, aber wichtig ist auch meine Box mit Standardmedikamenten – Antibiotika, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel. Ich bin öfters in Afrika, da muss man nicht so viel Kleidung dabei haben. Nepal ist ein Bergland: Hier ist es kühl und regnerisch, dementsprechend braucht man Spezialkleidung.
STADTBLATT: Tirol hat 300.000 Euro Soforthilfe versprochen – für was reicht das?
Thomas Preindl: Am dringendsten werden momentan Plastikplanen, wasserdichte Zelte und Aufbaumaterial gebraucht, damit die Leute vor Wind und Wetter geschützt sind. Aber das Geld kann dann auch weiterverwendet werden zum Ausbau der Infrastruktur. Momentan wird regional eingekauft: Aus Indien kommen die Güter dann am Landweg nach Nepal. Aber man sieht auch Hubschrauber der indischen Armee, die Aufklärungsflüge machen und Hilfsgüter zustellen. Aber das ist noch immer viel zu wenig.
STADTBLATT: Woher weiß man, wo im Land am dringendsten Hilfe gebraucht wird?
Thomas Preindl: Zum Glück hat in jedem Dorf jemand ein Handy und kann telefonieren – die mobile Kommunikation funktioniert sehr gut. Aber vor kurzem hat sich herausgestellt, dass im Osten des Landes noch immer viel zu wenig Hilfe geleistet wird. Wir fahren morgen in dieses Gebiet, um dort weitere 3-4 Tage Hilfe zu leisten.

Das Gespräch führte
Agnes Czingulszki

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