Linie 6 und 1 ist 13,1 km lang (Videos)
Es gibt noch viel Luft nach oben

Direkte Verbindung vom Innsbrucker Zentrum bis nach Igls: die Linie 6 wird in Linie 1 integriert. | Foto: Wilhelm
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  • Direkte Verbindung vom Innsbrucker Zentrum bis nach Igls: die Linie 6 wird in Linie 1 integriert.
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Die Linie 6 wird in Linie 1 integriert und damit soll eine direkte Verbindung vom Innsbrucker Zentrum bis nach Igls gewährleistet werden. Seit der ersten Fahrt im Jahre 1900 beschäftigt die Bahn die heimische Politik. Für den "Igler" Stadtrat Rudi Federspiel gibt es aber noch sehr viel Luft nach oben. Ein Rückblick.

INNSBRUCK. Seit rund 120 Jahren verbindet die Straßenbahnlinie 6 („Igler“), als Mittelgebirgsbahn Innsbruck mit Lans und dem Innsbrucker Stadtteil Igls. Zur Attraktivierung der Igler wurde die Arbeitsgruppe „Zukunftsvision Linie 6“, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinderats sowie der Stadtverwaltung und der Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH (IVB) gegründet. Aufbauend auf der Studie „Optimierung der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn“, die seitens der IVB in Auftrag gegeben wurde, wurden von der Arbeitsgruppe Empfehlungen abgeleitet. Die Arbeitsgruppe wurde nach Vorlage der Empfehlungen wieder aufgelöst. StR Rudi Federspiel:


"Die Wichtigkeit der Linie 6 ist unbestritten. Immerhin wurden zwischen 2006 und 2018 über 9,6 Mio. Euro von der Stadt in die Linie investiert. Trotzdem werden wichtige Maßnahmen immer wieder auf die lange Bank geschoben. Auch der jetzige Beschluss der gekoppelten Linie 6 und 1 ist nur halbherzig."

Die Geschichte

Am 27.6.1900 fuhr um 17.16 Uhr ein Sonderzug für den Gemeinderat, die Stammaktionäre und die Presse vom Rathaus in Richtung Igls ab. Der Startschuss für die legendäre Linie 6 ist gefallen. Es wurde werktags sowie an Sonn- und Feiertagen bis 13.30 Uhr stündlich, danach halbstündlich gefahren. Die Betriebspflicht bestand zwischen 1.4. und 30.9. zwischen 6 und 21 Uhr. 1912 wurde eine Fahrgastzahl von 103.360 Personen ermittelt. Mit der Aufnahme des elektrischen Betriebes am 28. Juni 1936 wurde die IMB als Linie 6 in das Linienschema integriert und ging in dieser Form 1941 an die „Innsbrucker Verkehrsbetriebe AG“ über. Von Mitte der Siebzigerjahre bis heute war der Bestand der Linie 6 durch diverse Umstände, wie Generalverkehrsplan, Autobahnbau, sinkende Fahrgastzahlen immer wieder politisches Diskussionsthema. 2016 berichten die BezirksBlätter Innsbruck: In Lans und Igls brodelt derzeit die Gerüchteküche. Angeblich soll die "6er", also die Straßenbahnlinie von Wilten über Lans nach Igls, eingestellt werden. "Es gibt eine Projektgruppe, die sich mit den mittel- und langfristigen Infrastrukturplänen für das westliche Mittelgebirge befasst. In dieser Projektgruppe wurden nun in einem ersten Schritt Ideen für mögliche Innovationen gesammelt. Eine der zahlreichen Ideen war, die Linie 6 aufzulassen und durch einen Fuß- und Radweg zu ersetzen", erklärte die damalige StR Sonja Pitscheider. Wegen Generalsanierung der Sillbrücke (Trienter Brücke) im Rahmen der Bauarbeiten für den Brennerbasistunnel wurde die Strecke für sechs Monate zwischen Feber und August 2017 im Schienenersatzverkehr betrieben. Die Wiederinbetriebnahme erfolgte am 5. August 2017. Im Zuge der Coronakrise wurde der Verkehr Mitte März 2020 komplett eingestellt. Um die Buslinie J nach Igls zu entlasten, wurde der Fahrbetrieb allerdings ab Mitte April wieder aufgenommen, wobei die Bahn die gesamte Woche über nach Sonntagsfahrplan verkehrt.

Lange Geschichte der Linie „6“: am 27.6.1900 fuhr um 17.16 Uhr der erste Sonderzug. | Foto: Igler Art
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Fakten

Laut Fahrplan benötigt die Linie 6 auf der Strecke mit den Haltestellen Igls Bahnhof, Lanser See, Lans-Sistrans, Mühlsee, Aldrans, Tantegert, Schönruh, Tummelplatz, Bretterkeller sowie Bergisel rund 20 Minuten. Zum Vergleich, die Buslinie J benötigt mit den Haltestellen Romedihof, Igls Alte Talstation, Igls Ortsmitte, Igls Altes Rathaus, Vill Dorfstraße, Gluirschegg, Igler Str. Kraftwerk, Tivoli Stadion, Pacherstraße, Freibad Tivoli, Sillpark sowie Landesmuseum laut Fahrplanaushang eine Fahrzeit von 19 Minuten.

Die Igler hat im Vergleich der fünf Innsbrucker Straßenbahnen mit 24,6 km/h die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit, die Linie 3 hat 17,99 km/h. Im Fahrgastaufkommen liegt die Igler mit 9.214 Gästen an letzter Stelle, die Linie 2 hat 11,9 Mio. Die Straßenbahn hat die drittlängste Betriebslänge (8,436 km), die 1er kommt auf 4,7 und die 5er auf 11,2 km. Der Kostendeckungsgrad liegt bei der 6er bei 12 %, bei der 1er bei 70 %. Künftig hat die Linie 6 und 1 eine Länge von 13,181 km.

Aus Alt mach Neu

Die Gemeindepolitik beschäftigte sich mehrmals mit der Linie 6. U. a. mit einem FPÖ-Antrag vom Juni 2017, in dem ein Konzept zur Attraktivierung und Aufwertung gefordert wurde. Im Oktober 2019 wurde unter dem Voristz von Bgm. Georg Willi die Ergebnisse der Potentialstudie "Zukunftsvision Linie 6" präsentiert: "Herzstück des Konzeptes sind die beiden Haltestellen beim Bahnhof Bergisel, die barrierefrei umgebaut werden sollen. Zudem ist die Adaptierung von Weichen geplant, die die Weiterführung in die Innenstadt ermöglichen soll. Auch das Angebot von „Pendelfahrten“ von der Haltestelle Bergisel bis zum Schloss Ambras und zurück zum Bergisel soll künftig zum Angebot gehören. „Finanziert werden die baulichen Maßnahmen aus den Mitteln der Pönale, die im Zuge der letzten Tramlieferung fällig wurden. Unser Ziel ist es, die Linie 6 so zu attraktivieren, dass das Potenzial, das in ihr schlummert, bestmöglich genutzt werden kann. Unter anderem wird die Ausrüstung der Linie 6 mit einem Radanhänger geprüft, sodass es künftig auch möglich sein könnte, Räder zu transportieren“, erklärte Bürgermeister Georg Willi. Weiters ist geplant, den Innenbereich des Bahnhofs Igls an der Endhaltestelle zu sanieren. Dazu werden die bestehenden Räume ausgehöhlt, sodass ein 70 Quadratmeter großer Raum entsteht, der entsprechend den Absprachen mit dem Denkmalschutz adaptiert wird. Vorgesehen sind Maßnahmen zur Wärmedämmung sowie die Erneuerung der Elektroinstallationen, der Beleuchtung, des Sanitärbereiches und des Heizsystems. Räumlich wird ein Garderoben- und ein Küchenbereich untergebracht. Damit soll der Raum künftig für betriebliche Seminare und Veranstaltungen genutzt werden.

Haltestelle Schönruh | Foto: Christian Haisjackl - Eigenes Werk/Wikipedia
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Umsteigen an Haltestelle Bergisel

Um die Empfehlungen der Arbeitsgruppe umzusetzen, muss die Straßenbahn einerseits bei der Weiche 31 am Bergisel in die Strecke der Linie 6 und andererseits von Igls kommend über die Weiche 34 wieder in den Fahrweg der Linie 1 wechseln können. Bis zum Einbau der elektronischen Weichensteuerung, welche den Fahrbetrieb mit Durchbindung der Straßenbahngarnituren ermöglicht, wird es eine Übergangslösung mit Umsteigen an der Haltestelle Bergisel im Stundentakt täglich von 6 bis 20 Uhr geben.

Ab 10. Dezember 2023

Der dreijährige Probebetrieb beginnt mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 und endet mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2026. Die jährlichen zusätzlichen Betriebskosten werden mit 585.000 Euro sowie die Einmalkosten für den erforderlichen Bahnsteigbau mit 86.000 Euro beziffert. Für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle Bergisel - Straßenbahnlinie 6 wird mit rund 86.000 Euro vorgesehen. Rudi Federspiel vermisst weitere wichtige Bereiche zur Steigerung der Attraktivität. "Es ist müßig, immer wieder dieselben Forderungen zu stellen. Seit Jahren gibt es Anträge, Vorschläge, Idee und Projekte, die trotz politischem Auftrag nicht umgesetzt werden. Vor allem in Sachen Marketing hat die Igler noch viel Luft nach oben." Mit dem Probetrieb sieht Federspiel wenigstens einen Teilbereich verwirklicht.

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