Großer Aufholbedarf
Haydnplatz-Spielplatz zeigt Problematik der Barrierenfreiheit

Keine Barrierefreiheit beim Spielplatz und vor allem bei den Spielgeräten: der Spielplatz ist eine große "Sandkiste". | Foto: BezirksBlätter
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  • Keine Barrierefreiheit beim Spielplatz und vor allem bei den Spielgeräten: der Spielplatz ist eine große "Sandkiste".
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Die Neugestaltung des Spielplatzes am Haydnplatz bringt die Frage der Barrierefreiheit wieder in den Mittelpunkt. Der komplette Spielplatz zeigt sich als große "Sandkiste", auch bei den Spielgeräten. Eine Lösung, die maximal als suboptimal bezeichnet werden kann. Die Spielplatzgestaltung zeigt den Aufholbedarf der Stadt bei dieser Frage und auch Verbesserungsmöglichkeiten in der Abstimmungen mit Betroffenen.

INNSBRUCK. "Innsbruck ohne Handicap" lautet eine der Schwerpunktseiten von Innsbruck Tourismus. Angeboten werden barrierefreie Shoppingmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten, die zumindest auch teilweise barrierefrei erreichbar sind. Im Alltagsleben gestaltet sich das barrierefreie Leben in Innsbruck durchaus schwieriger. Im September 2022 forderten rund 250 Demonstrantinnen und Demonstranten von der Landespolitik umfassende Maßnahmen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. An politische Vertreter wurde ein Forderungskatalog mit den Schwerpunkten inklusives Bildungssystem und umfassende Barrierefreiheit übergeben. Die UNO-Behindertenrechtskonvention, die Österreich vor 15 Jahren unterzeichnet hat, soll umgesetzt werden. Dazu gehört auch die zeitgerechte Einbindung der Betroffenen bei der Planung von Vorhaben, vor allem bei Projekten der öffentlichen Hand.

Die Neugestaltung Haydnplatz, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Selbstverständlichkeit

„Es wurde auf die Notwendigkeit von taktilen Informationen für blinde Menschen, auf Kontraste für sehbehinderte Menschen, gut begehbare bzw. befahrbare Erschließungswege für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sowie Personen mit Rollator und einer WC-Anlage mit Behinderten-WC hingewiesen“, wird in den BezirksBlättern Innsbruck im Mai 2019 über die Planung des "Parks in Pradl", Kreuzung Andechsstraße, Egerdachstraße informiert.  "Zudem wird ein rollstuhlgerechtes „Integrationskarussell“ aufgestellt. Der beschattete Ruhe- und Erholungsbereich bietet einen Ausblick auf den gesamten Park und wurde auf die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren ausgerichtet."

Wer glaubt, dass diese Vorgangsweise und Überlegungen bei der Errichtung öffentlicher Plätze eine Selbstverständlichkeit ist, wird enttäuscht. Der neue Spielplatz am Haydnplatz ist ein entsprechend negatives Beispiel. 

"Die Stadt Innsbruck hat einen Spielplatz neu gestaltet. Vorher war da Rindenmulch als Fallschutz - jetzt Sand. Und damit für mich als Papa im Rollstuhl maximal beschissen. Danke für nichts!", teilt Roman Scamoni

auf Twitter mit und löst eine breite Diskussion in den Sozial-Medien aus.

Das war die "alte" Kinderwelt am Haydnplatz. | Foto: BezirksBlätter
  • Das war die "alte" Kinderwelt am Haydnplatz.
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Aufholbedarf

Die Diskussion rund um die Sandkiste am Haydnplatz zeigt eines der Hauptprobleme: die fehlende Kommunikation und Einbindung. Wolfgang Grünzweig, Behinderten·beauftragter der Stadt Innsbruck (Anmerk. der Redaktion: eine nicht ganz zeitgemäße Bezeichnung für die Funktion) hält fest, dass es für die Stadt kein verpflichtendes Procedere für die Einbindung des Behindertenbeirates (BBR) bei der Errichtung von öffentlichen Plätzen gibt. Ein in der öffentlichen Verwaltung "einfacher" Schritt könnte die Situation rund um die Barrierefreiheit rasch verbessern. So meint Grünzweig: "Beim Rapoldipark konnten wir einige Dinge urgieren, damit es besser wird."

Studie zeigt Entwicklung

Seit 2016 müssen unter anderem öffentlich zugängliche Geschäftslokale nach dem Behindertengleichstellungs-Gesetz barrierefrei zugänglich sein. "Die Realität hinkt dem Gesetz allerdings weit hinterher und Verbesserungen erfolgen nur äußerst schleppend," teilt der ÖZIV im Feber 2020 bei der Präsentation der Einkaufsstraßen-Studie mit. Im Vergleich zur letzten Studie im Jahr 2017 ergab sich in Innsbruck nur eine minimale Verbesserung von 58,0 % auf 58,3 %. 

ÖZIV-Studie analysiert barrierefreies Einkaufen in Innsbruck. | Foto: ÖZIV Tirol
  • ÖZIV-Studie analysiert barrierefreies Einkaufen in Innsbruck.
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Wichtige Arbeit

Der Behindertenbeirat (BBR) leistet wichtige Arbeit. Im Magistrat sorgen Elisabeth Mayr als Behindertenreferentin sowie drei Behindertenbeauftragte für die Berücksichtigung der Interessen. Im Behindertenbeirat selbst, sind Vertreterinnen und Vertreter von 16 Institutionen, die sich mit den Belangen von behinderten Menschen beschäftigen und ihren Sitz in Innsbruck haben, vertreten, Vorsitzender ist Werner Pfeifer. Auf der Erfolgsseite kann der BBR die Abschrägungen bei allen Kreuzungen, das taktile Blindenleitsystem inkl. weißen Streifen sowie viele Rampen sind im Stadtbild aufweisen. Die städtischen Gebäude werden sukzessive barrierefrei erschlossen. Taxilenkerinnen und -lenker werden in ihrer Ausbildung auf den Kundenkontakt mit Menschen mit Behinderungen geschult. Einschulende Kinder, die eine FM-Anlage zum Hören benötigen, bekommen diese von der Stadt kostenlos. Es gibt einen Blindenwanderweg, die Gebärdensprachdolmetschkosten für alle Amtsgeschäfte im Magistrat werden bezahlt, und vieles Weiteres mehr.

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