Wenn der Schein trügt
Innsbruck hat nicht die höchste Ampeldichte
Subjektiv ist man in Innsbruck wohl der Meinung, dass an jeder Kreuzung eine Ampelsteht. Eine Erhebung des VCÖ zeigt, in Innsbruck gibt es 1120 Ampeln und hat im LH-Stadt Vergleich im Verhältnis zur Bevölkerungszahl die fünftmeisten Ampeln. Der VCÖ spricht sich für längere Grün- und kürzere Rotphasen bei Fußgängerampeln aus.
INNSBRUCK. Österreich ist reich an Ampeln. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass es in den neun Landeshauptstädten 2.311 Ampelanlagen gibt. Davon 120 in Innsbruck. In absoluten Zahlen gibt es natürlich in Wien die meisten Ampeln, aber im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat Graz gemeinsam mit St. Pölten vor Klagenfurt die meisten Ampeln. Innsbruck befindet sich mit 9,1 Ampelanlagen pro 10.000 Personen genau im Mittelfeld, wie die VCÖ-Analyse zeigt.
Bessere Ampelschaltung
In Österreichs Städten ist leider bei Fußgängerampeln öfters zu sehen, dass Grünphasen sehr kurz, die Rotphasen aber sehr lange sind. "Für Fußgängerinnen und Fußgänger bedeuten Ampeln oft lange Wartezeiten. Auf die langsamere Gehgeschwindigkeit beispielsweise älterer Menschen wird dabei zu wenig Rücksicht genommen", stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Während ein Jugendlicher eine dreispurige Fahrbahn in schnellem Schritt in etwas mehr als fünf Sekunden überquert, benötigt eine ältere Person oder eine Person mit Kleinkind mit rund 14 Sekunden fast dreimal so lange und eine Person mit starker Mobilitätseinschränkung mit 19 Sekunden fast viermal so lange, wie Studien zeigen.
Wenn während des Überquerens die Fußgängerampel von Grün auf Rot wechselt, dürfen die Fußgängerinnen und Fußgänger die Fahrbahn weiter queren (Paragraph 76, Absatz 3 der StVO), aber insbesondere für ältere Menschen ist das eine sehr unangenehme, stressige Situation. "Zudem darf, wenn es eine Schutzinsel gibt, nur zu dieser weiter gegangen werden, wodurch Fußgängerinnen und Fußgänger durch Abgase belastet werden und insbesondere für Eltern mit Kleinkindern ist das Warten auf einer Schutzinsel alles andere als angenehm", erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.
Bedürfnisse der Fußgänger
Seit dem Jahr 2022 ist in der Straßenverkehrsordnung explizit festgehalten, dass bei Ampelschaltungen auf die "Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger, nach kurzer Wartezeit und ohne Eile queren zu können" Bedacht zu nehmen ist. Entsprechend sind bei Fußgängerampeln längere Grünphasen und kürzere Rotphasen umzusetzen, betont der VCÖ. "Ohne Eile überqueren können muss auch für Eltern mit Kindern, für ältere Menschen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkung gelten", betont VCÖ-Expertin Mosshammer. Zudem sollten Ampeln in Schwachlastzeiten auf gelb Blinken umgestellt werden. "Heute gibt es eher zu viele als zu wenige Ampeln. Es soll keinen Kahlschlag geben, aber ein vernünftiges Durchforsten des Ampelwaldes ist den Städten auf jeden Fall sinnvoll", stellt VCÖ-Expertin Mosshammer fest. So sollte bei Straßen, die verkehrsberuhigt werden, auch immer überprüft werden, ob bestehende Ampelanlagen noch nötig sind. Ein sparsamerer Einsatz von Ampelanlagen würde auch die Kosten reduzieren, denn nicht nur die Anschaffung, auch der Betrieb von Ampelanlagen kostet einiges an Geld.
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Fakten
(Geh-Geschwindigkeit - benötigte Zeit für Überqueren von 3-spuriger Fahrbahn)
Person mit starker Mobilitätseinschränkung: 1,8 km/h (19,0 Sekunden)
Ältere Person oder Person mit Kind: 2,5 km/h (13,7 Sekunden)
Kinder zwischen 6 und 10 Jahren: 4,0 km/h (8,6 Sekunden)
Blinde Person, Person im Rollstuhl: 4,7 km/h (7,3 Sekunden)
Erwachsene Durchschnitt: 5,4 km/h (6,3 Sekunden)
Jugendliche: 6,5 km/h (5,3 Sekunden)
Quelle: VCÖ 2023
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