Familientipps zu Allerheiligen
Kinder trauern anders als Erwachsene

Trauern ist nicht nur Privatsache | Foto: Pixabay/Alexas_Fotos (Symbolbild)
  • Trauern ist nicht nur Privatsache
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TIROL. Feiertage wie Allerheiligen erinnern die Bevölkerung jedes Jahr an die Menschen, die fehlen bzw. die sie verloren haben. Viele sind jedoch überfordert, wenn mit Kindern in einem Gespräch über Verlust und Tod geredet wird.

Eltern sind doppelt gefordert

Ein Trauerfall in der eigenen Familie oder im Freundeskreis ist immer tragisch. Die Eltern sind dabei doppelt gefordert. Sie selbst müssen den Verlust verarbeiten, zudem braucht auch der Nachwuchs besondere Unterstützung. „Vielen Eltern fällt es schwer, mit ihren Kindern über einen Todesfall zu sprechen“, erklärt René Huber, Leiter der Ambulanten Familienarbeit von SOS-Kinderdorf in Tirol.

Kinder trauern anders. Wie können wir sie dabei gut begleiten? Hier einige Anregungen und Tipps des erfahrenen Pädagogen und Beraters:

Tipps

#1 Trauer hat viele Formen
Kindliche Trauer ist oft sprunghaft und von Erwachsenen daher manchmal schwer einzuordnen. Kinder können in einem Moment sehr traurig sein und im nächsten wieder ganz fröhlich. Manche Kinder sind aggressiver, wütender, reizbarer als sonst – andere spielen mehr, sind anhänglicher oder ziehen sich zurück. All das sind völlig normale Reaktionen bei der Verarbeitung von Trauer. Es gibt kein richtig oder falsch.

#2 Da-Sein ist der größte Trost
In Momenten tiefer Trauer wissen wir oft nicht, was wir sagen sollen. Das macht nichts. Denn oft braucht unser Gegenüber gar keine Worte. Viel wichtiger ist es, Verständnis zu vermitteln, dass es gerade eine sehr schwere Zeit ist. Wenn jemand aus unserer Mitte geht, müssen wir Verbliebenen ein Stück zusammenrücken um den Kreis wieder zu schließen. Seien Sie einfach eine Bezugsperson für Ihr Kind, oder – wenn Sie in Ihrem Schmerz gefangen sind – aktivieren Sie andere, die für Ihr Kind da sind.

#3 Über eigene Gefühle sprechen
Reden Sie mit Ihrem Kind über Ihr Befinden, aber verlieren Sie sich nicht darin. Dem Kind sollen Worte für Gefühle angeboten werden. Gleichzeitig soll genügend Raum bleiben, sodass Ihr Kind eigene Emotionen erleben und vielleicht besprechen kann. Neben der eigenen Trauer müssen Kinder auch lernen, mit der Trauer ihrer Bezugspersonen umzugehen. Die Eltern weinen zu sehen, ist für viele Kinder ungewohnt und vielleicht erschreckend. Daher ist es wichtig zu vermitteln, dass Trauern und Weinen ganz normal sind und dazugehören. Es ist völlig in Ordnung, wenn Ihr Kind Sie in solchen Gesprächen trösten möchte. Aber es soll nicht meinen, dies tun zu müssen.

#4 Rückzug ermöglichen
Kinder trauern anders, zu anderen Zeiten, in anderer Form und in anderer Reihenfolge. Hier gibt es kein Patentrezept, aber einen hilfreichen Tipp: Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind sich gerade jetzt auch einmal zurückziehen kann. Schauen Sie nach ihm, seien sie präsent, aber wahren Sie den Abstand, den ihr Kind jetzt braucht. Ihrem Kind und Ihnen kann es außerdem helfen, wenn Sie trotz der schweren Zeit gemeinsame Exklusivzeiten sicherstellen – bewusste gemeinsame Zeit, ohne Ablenkung durch andere Personen oder ein Handy. Hier kann man über die Trauer sprechen, muss es aber nicht. Es geht darum, dass sich Ihr Kind vergewissern kann, dass Sie ganz da sind.

#5 Alltag zulassen, aber nicht einfordern
Manchmal ist die Struktur des Alltags bedrückend, weil er die Luft zum Trauern nimmt, manchmal aber auch erleichternd, weil er Sicherheit gibt. Gerade beim Thema Tod verstehen Kinder nicht sofort das Endgültige daran. Je jünger Kinder sind, desto eher setzen sie Tot-sein mit Gerade-nicht-da-sein gleich. Das jemand nie mehr wiederkommt, können Kinder so nicht fassen, es ist zu abstrakt. Hören Sie auf sich und Ihr Kind. Wenn Ihr Kind den gewohnten Alltag fortführen möchte, lassen Sie sich nicht davon irritieren. Sich abzulenken heißt nicht unbedingt Verdrängen. Es kann auch helfen, den Schmerz zu dosieren.

#6 Erinnerungen pflegen
Schaffen Sie einen stabilen Platz in der Wohnung für Erinnerungen an die geliebte Person. Das können Gegenstände, Fotos, Ansichtskarten, Kleidungstücke, Gewürze, Souvenirs, Landkarten, Steine, Süßigkeiten und vieles mehr sein. Alles, was tiefe Erinnerungen an schöne Zeiten weckt. Dieser Platz kann im Laufe der Zeit kleiner werden – vielleicht sogar verschwinden. Dann packen Sie alles in eine Erinnerungsbox. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiß, wo die Sachen sind und selbständig darauf zugreifen kann. Falls Fotos oder Dokumente dabei sind, fertigen Sie sicherheitshalber Kopien an.

#7 Ist Opa jetzt im Himmel?
Unterschiedliche religiöse Erklärungen können Halt geben. Was aber, wenn Ihr Kind von Freunden, Bekannten oder aus der Schule mit einer Erklärung zurückkommt, die Ihren Glaubenssätzen widerspricht? Bleiben Sie ruhig und lassen Sie andere Sichtweisen zu, etwa mit: „Ja, es wäre schön, wenn es so ist.“ Wenn Ihr Kind nach Ihrer Meinung fragt, seien sie ehrlich. Aber formulieren Sie mit „ich glaube …“ oder „ich hoffe …“.

Unterstützung in besonders schwierigen Zeiten

In ganz Österreich gibt es rund 2.670 Halbwaisen und Waisen im Alter von 0 bis 18 Jahren – also Kinder und Jugendliche, deren Mutter oder Vater gestorben ist. Dazu kommen noch zusätzlich die, die um andere nahe Angehörige oder Bezugspersonen trauern. Das SOS-Kinderdorf betont, dass Trauern nicht nur Privatsache ist. Betroffene Kinder und Jugendliche sollten professionelle Hilfe bekommen, um mögliche Beeinträchtigungen in ihrem Leben zu verhindern. Im Burgenland, Kärnten und Vorarlberg arbeitet SOS-Kinderdorf mit RAINBOWS zusammen und bietet betroffenen Kindern und ihren Familie Unterstützung und Begleitung an. 

Mehr Infos finden Sie HIER

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