Seilbahn-Umfrage
"Knollmetro", Golden Line und City Cable Car

Umstieg bei der Olympiaworld von CCC (City Cable Car) zur Seilbahn Richtung Igls. Vision beschäftigen die Stadtpolitik. | Foto: Praxmarer/Srele, Bernhard Gruppe Kairos
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  • Umstieg bei der Olympiaworld von CCC (City Cable Car) zur Seilbahn Richtung Igls. Vision beschäftigen die Stadtpolitik.
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In Sachen visionärer Ideen für die Mobilitätslösungen war Innsbruck immer schon ein ideales Pflaster. Während manche Ideen nur mehr Erinnerungen an den Stammtischen sind, steht das Projekt City Cable Car im Fokus. Eine großangelegte Umfrage des Landes soll Klarheit bringen. Ein Appell zur Teilnahme kommt von der ÖVP, die NEOS bemängeln das Fehlen einer konkreten Route. Die FPÖ stellt die Frage: "Was macht die Bahn beim Föhn?" und sieht wichtigere Probleme in Sachen Mobilität.

INNSBRUCK. Die Befragung der Bevölkerung in der Stadt Innsbruck, in Igls sowie Lans, Sistrans, Patsch, Rinn und Tulfes zum Thema City Cable Car startet im April. Die Seilbahnanbindung zwischen Innsbruck und Gemeinde im östlichen Mittelgebirge ist durchaus Visionär aber kein Vorreiter in der Landeshauptstadt. 1985 sorgte der damalige Stadtrat Hermann Knoll für einiges Aufsehen. Die im Volksmund „Knollmetro“ genannte unterirdische Standseilbahn sollte direkt vom Saggen auf die Seegrube führen. Hubert und Michael Prachensky haben das Projekt gemeinsam mit Knoll entwickelt: "Ein durchgehendes Standseilbahnkonzept von der Innstraße (Hotel Stern) in einem Tunnel auf die Seegrube." Das Projekt hat sich politisch nicht durchsetzen können. Hauptkritik seinerzeit war, dass die Hotelerie der Hungerburg sterben wird und wenn eine private Gesellschaft diese Bahn übernimmt, kann sich der Einheimische die Fahrt auf die Seegrube nicht mehr leisten. Die Seilbahnanbindung von der Innbrücke bei der Altstadt bis zur Rotunde, Projektname Golden Line, war ebenfalls lange Diskussionsstoff für die Politik und die Stammtische. Das Projekt City Cable Car steht aktuell im Mittelpunkt einer Befragung der Bevölkerung in Innsbruck und den Gemeinden des östlichen Mittelgebirges.

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Befragung

Die Befragung wird im Rahmen eines vom Land Tirol unterstützten Forschungsprojekts der TU Graz durchgeführt. LR Rene Zumtobel lädt alle Einwohnerinnen und Einwohner ein, sich an der Befragung zu beteiligen: „Mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs wollen wir noch bessere Verbindungen für die Menschen schaffen und damit auch die Notwendigkeit von privaten Pkw-Fahrten minimieren. Daher ist die Meinung der Bevölkerung zu solch neuen und visionären Konzepte extrem wichtig.“ Bis zum 31. Mai 2023 können sich die Bewohnerinnen und Bewohner der betreffenden Gemeinden an der Befragung beteiligen. Mit den Ergebnissen wird anschließend ein Modell erstellt und das Fahrgastpotenzial einer Seilbahnverbindung zwischen Innsbruck und den Gemeinden des östlichen Mittelgebirges ermittelt.

Appell zur Teilnahme

„Eine Stadtseilbahn nach Igls ist eine Mobilitätsvision für das 21. Jahrhundert, die großen Charme hat. Seilbahnen bieten eine umweltfreundliche, schnelle und komfortable Alternative zum Autoverkehr. Sie können auch die Attraktivität der Stadt und der umliegenden Berge steigern. Seilbahnprojekte erfordern jedoch eine sorgfältige Planung, eine breite Akzeptanz und hohe Investitionen. Deshalb ist es wichtig, die Vor- und Nachteile dieser Verkehrsmittel breit zu diskutieren und abzuwägen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass die Innsbruckerinnen und Innsbrucker offen ihre Meinung zu diesem Projekt äußern können“, so LA GR Christoph Appler.

City Cable-Car zwischen Sillpark und Olympiaworld und die Anbindung an das östliche Mittelgebirge als Umfragethema bei der Bevölkerung. | Foto: Praxmarer/Srele, Bernhard Gruppe Kairos
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Meinungsbild

Appler blickt auch auf die Geschichte der Seilbahn-Diskussionen in der Landeshauptstadt: „Ideen zu Stadtseilbahnprojekte gibt es in Innsbruck schon lange. Bereits im 19. Jahrhundert gab es Pläne, eine solche Verbindung zu schaffen, um den Verkehr in der Stadt zu entlasten und die umliegenden Berge zu erschließen. Im Wesentlichen gab es immer zwei Projektvisionen: Die Stadtseilbahn von Westen nach Osten entlang des Innufers und die aktuell diskutierte ins Mittelgebirge nach Igls. Im Jahr 2017 ist die Diskussion um eine Stadtseilbahn in Innsbruck wieder aufgeflammt. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende der Leitner AG Michael Seeber hatte in einem Printmedium ein Seilbahnprojekt von Innsbruck nach Aldrans oder Igls vorgestellt. 2021 wurde wieder eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die zeigte, dass eine Seilbahn vom Leipzigerplatz oder vom Innsbrucker Hauptbahnhof über die Olympiaworld in Innsbruck-Mitte über Igls/Lans bis zur Talstation der Patscherkofelbahn durchaus umsetzbar ist.“ VP-Stadtparteiobmann Christoph Appler appelliert an die Innsbruckerinnen und Innsbrucker, sich möglichst zahlreich an der Seilbahn-Umfrage eines vom Land Tirol unterstützten Forschungsprojekts der TU Graz zu beteiligen: „Nur so kann die Politik ein möglichst breites und umfassendes Meinungsbild aus der Bevölkerung zu diesem visionären Projekt erhalten.“

Konkrete Route fehlt

„Endlich kommt Bewegung in die Sache“, kommentiert GR Julia Seidl den Start der Umfrage des Landes Tirol für eine Seilbahn in Innsbruck. Für NEOS ist die Stadtseilbahn seit Jahren ein Thema: Die NEOS brachten einen dementsprechenden Antrag im Landtag und im Innsbrucker Gemeinderat ein. „Die ehemalige LHStv. Ingrid Felipe führte dann eine Studie dazu durch. Dabei wurde für eine Seilbahn von Innsbruck in das südliche Mittelgebirge, also Igls, Vill, Lans, grundsätzlich ein hohes Potential ausgewiesen“, betont GR Julia Seidl, die die Initiative der neuen Landesregierung begrüßt, aber trotzdem skeptisch ist.

„Ich denke, dass diese Umfrage ohne konkrete Routen und Haltestellen wenig aussagekräftig ist. Ich befürchte, dass bei einem geringen Rücklauf oder negativem Votum das Projekt beerdigt werden wird“, äußert Seidl Bedenken.

Seidl verweist auf die vorliegende Machbarkeitsstudie, die besonders bei der Strecke ins südliche Mittelgebirge großes Potential zur Verkehrsentlastung von und nach Innsbruck aufzeigt.  „Sinnvoll wäre jedenfalls eine direkte Anbindung der Seilbahn in den öffentlichen Stadtverkehr. Zum Beispiel mit einer Haltestelle in der Nähe vom Frachtenbahnhof bzw. Sillpark. Die Ein- und Anbindung an den Stadtverkehr ist zwingend notwendig für den Erfolg“. Die Strecke könnte vom Sillpark bzw. Hauptbahnhof bis zur Olympiaworld als Cable-Car und von dort als Seilbahn über Igls und Lans bis zum Patscherkofel geführt werden. Wichtig ist auch, dass die öffentlichen Verkehrsmittel an die Stadtseilbahn angebunden werden“, sagt Julia Seidl.

Lösungen statt Stimmungsbild

Eine Bürgerbefragung in der Stadt Innsbruck, dem Stadtteil Igls und den benachbarten Gemeinden Lans, Sistrans, Patsch, Rinn und Tulfes sind zwar eine nette Standortbestimmung, den tieferen Sinn kann die FPÖ-Innsbruck hinter diese Aktion aber nicht erkennen.

Vizebgm. Markus Lassenberger und Stadtrat Rudi Federspiel „Überlegungen für die künftige Gestaltung der Mobilität sind wichtig, warum aber über ein kaum durchdachtes Konzept eine Umfrage mit viel Aufwand betrieben wird, bleibt ein politisches Geheimnis.“

Problemlösungen gefordert

Die Standortbestimmung zum Thema City Cable Car erscheint der FPÖ-Innsbruck in Anbetracht der unzähligen und ungelösten Probleme rund um das Thema Mobilität in Innsbruck als Ablenkungsmanöver für die Untätigkeit der Verantwortlichen. „Man stellt Fragen zu einem Utopie-Projekt, den Alltag mit einer fehlenden und vor allem sicheren Radwegverbindung zwischen Innsbruck und Igls blendet man dafür einfach aus.“ Federspiel erinnert an die langjährigen Diskussionen und an die auf dem Tisch liegenden Lösungsvorschläge. „Statt konkreter Gespräche mit Grundstücksbesitzern und der Umsetzung der einfachen Variante, werden alle Verkehrsteilnehmer, egal ob Auto oder Fahrrad, lieber den täglichen Gefahren ausgesetzt.“

Viele offene Fragen

Welche Ergebnisse aus der Umfrage herausgelesen werden sollen, wird ebenfalls spannend. Erst sind 22 Fragen zur Person und dann nur einige Fragen zur Idee der Seilbahn selbst zu beantworten. „Sollte, wie leider zu erwarten ist, nur eine geringe Beteiligung an dieser Umfrage erfolgen, war der gesamte Aufwand umsonst“, merkt Lassenberger an. Kritisch sieht Lassenberger und Federspiel das Fehlen zahlreiche wichtige Informationen rund um das Projekt. "Was macht die Bahn bei Föhn?", stellen die FPÖ-Mandatare eines der Hauptthemen in den Raum.

"Routenführung, Kostenaufwand, Taktplänen, Barrierefreiheit und vielen anderen wichtige Bereiche, die für eine sinnvolle Standortbestimmung des Projektes Cable City Car nötig wären, wären eigentlich Punkte, die vor dem Start einer Umfrage zumindest ansatzweise angesprochen werden sollten", halten Federspiel und Lassenberger abschließend fest.

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