Jahreswechsel
Nicht nur Freude über Seegruben-Feuerwerk

Vier Minuten soll das Feuerwerk zum Jahreswechsel 2020/2021 auf der Seegrube dauern. | Foto: Innsbruck Tourimus
  • Vier Minuten soll das Feuerwerk zum Jahreswechsel 2020/2021 auf der Seegrube dauern.
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INNSBRUCK. Die Landeshauptstadt und der Jahreswechsel bietet immer wieder breiten Gesprächsstoff. Auch der derSprung von Jahr 2020 ins Jahr 2021 sorgt für Diskussionen. Ein großes Feuerwerk auf der Seegrube stösst nicht nur auf Zustimmung. Die Entscheidung für das Feuerwerk hat der Stadtsenat (pro ÖVP, FI, FPÖ, kontra Grüne, SPÖ) mehrheitlich getroffen.

Feuerwerk

Eine geplante Lichtinszenierung in der Innen- und Altstadt ist aufgrund der Lockdown-Verordnung nicht möglich und soll auf 2021 verschoben werden. Stattdessen präsentiert Innsbruck als einzige Landeshauptstadt ein großes Feuerwerk. Die geplante Lichtinszenierung wird verschoben. Die Kosten für das Feuerwerk liegen laut Stadtmarketing bei rund 40.000 Euro. Das Feuerwerk wird länger und größer ausfallen als in den Jahren zuvor: Dauer vier Minuten, 14.000 Einzeleffekte und etwa 4000 Abschussmörser sind im Einsatz. Das Material wird in mehreren Sondertransporten auf die Seegrube gebracht.

Stadtsenatsentscheidung

Vizebgm. Hannes Anzengruber, Bernhard Vettorazzi (Innsbruck Marketing), Thomas Schroll (Nordkettenbahnen) und Martin Mair (Dreamfire) haben die Pläne für die Stunde Null am 1. Jänner 2021 auf der Seegrube präsentiert. "Positiv nach vorn zu schauen" und der Bevölkerung nach einem "verrückten Jahr" hoffnungsvolle Perspektiven für 2021 aufzuzeigen ist dabei die Devise von Anzengruber. Auch im Stadtsenat habe man sich mehrheitlich darauf verständigt. "Als Erfolg einer bürgerlichen Mehrheit", bezeichnet Rudi Federspiel die Entscheidung. Für das Projekt haben sich die ÖVP, Für Innsbruck und die FPÖ ausgesprochen, dagegen waren die Grünen und die SPÖ. Federspiel hält fest, dass ja im vergangenen Jahr die Lasershow, um hunderttausende Euros, ein Flop war und fordert zukünftig eine Attraktivierung: „Auch die Pandemie geht vorüber, danach muss alles unternommen werden, dass der Christkindlmarkt und das Bergsilvester intensiv beworben wird, und das Feuerwerk ein richtig großes sein wird, welches sich in den
Nachbarländern herumspricht“, so der FPÖ-Politiker, der wiederholt fordert, dass zu Silvester die Exekutive jegliche privaten Feuerwerke und Böller unterbindet und bestraft. 

Walzerklänge

Bernhard Vettorazzi betont, dass das Innsbrucker Feuerwerk von der Seegrube in der ganzen Stadt, aber auch von vielen Umlandgemeinden aus gut zu sehen sei. "Viele würden das Feuerwerk vom eigenen Balkon aus betrachten", erwartet Vettorazzi, manche von der Straße aus. "Sich die Beine zu vertreten, ist ja per se erlaubt." Mit den Innsbrucker Verkehrsbetrieben sei zudem vereinbart, dass um Mitternacht an rund 200 Haltestellen synchron Walzerklänge ertönen werden. Mit dem ausgedehnten Feuerwerk wolle man die Bevölkerung auch dazu anhalten, selbst keine Raketen zu zünden, stellt Vizebgm. Anzengruber klar.

Reaktionen

In den sozialen Netzwerken gibt es für die Feuerwerkspläne auf der Seegrube durchaus viel Kritik. "Dachte, heuer ENDLICH kein Feuerwerk zum Schutz der Tiere !!!! Was soll das?" meint eine Innsbruckerin und bekommt dafür zahlreiche Likes. "Unglaublich dieser Beschluss, blöder geht's echt nicht mehr, Verarschung pur von Innsbrucker Stadtpolitikern, sollen mit dem Geld lieber Gratiseintritt für Innsbrucker Familien in den Hofgarten ermöglichen", fordert ein anderer Innsbrucker. Über 136 Reaktionen erhielt der Eintrag: "Wenn ich nicht wüßte dass Dezember ist, ich würds glatt für einen Aprilscherz halten. Leider nein, kein Aprilscherz. Das darf doch alles nicht wahr sein. Ohne Worte.... Ein Feuerwerk das Hoffnung bringt???? Erzählt das mal den Leuteln in den katastrophalen Flüchtlingslagern. Was dieses Feuerwerk bringt ist jede Menge Feinstaub, Tiere in Panik zu versetzen und jede Menge Geld für NIX rausballern. Ich schäme mich grad ein wenig für "unser" Tirol." Ein anderer User schreibt: "Gratulation an unsere besonnenen Politikerinnen! Alle Bundesländer schauen auf die Umwelt und die Natur - Wir in Tirol jedoch dürfen den schwarz-grünen Hoffnungsschimmer auf der Seegrube genießen! Das lob ich mir, da kann 2021 ja nichts mehr schief gehen! Ich hoffe, dass zumindest das Wetter mitspielt und die Wolken die bevorstehende Geldvernichtung, Tierquälerei und Umweltverschmutzung verdecken!
Mir fehlen die Worte!" Positive Reaktionen gibt es auch, sind jedoch in den sozialen Netzwerkern in der Minderheit:" Super, dass man uns als Bevölkerung zumindest noch etwas an Tradition lässt - wenn schon sonst alles verboten und verriegelt ist - danke Innsbruck!"

Politkritik

Für Gemeinderat Mesut Onay (ALI) ist das Feuerwerk kein positiver Ausblick, sondern eher ein umweltpolitischer Rückschritt um mehrere Jahre: „Bereits 2016 wurde beschlossen, in Innsbruck kein Feuerwerk mehr zu machen, unter anderem wegen der Feinstaubbelastung und zum Schutz der Tiere. Die Coronakrise darf nicht zum Deckmantel werden, hinter dem wir diese umweltpolitischen Errungenschaften wieder untergraben“, so Onay. In der Aussendung steht wetier: Überhaupt sei es eine Zumutung, einerseits die Bevölkerung zur strikten Einhaltung der Coronamaßnahmen aufzurufen und private Feiern zu unterbinden, während die Stadt Innsbruck gleichzeitig 40.000 Euro in der Luft verpulvert: „Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind natürlich sinnvoll, doch gerade in diesen Zeiten erscheint es als völlig dekadent, so viel Geld in ein rückschrittliches Feuerwerk zu investieren. Wenn die Stadt Innsbruck ein Zeichen der Hoffnung in Krisenzeiten setzen will, dann soll sie die Mittel lieber zur Sicherung von Existenzen und Unterstützung von Familien einsetzen“, fordert Onay abschließend.

Appell

Die Stadt Innsbruck ruft die Bevölkerung auf, sich an die gesetzlichen Bestimmungen des dritten Lockdowns zu halten und auf ein privates Feuerwerk zu verzichten. Grundsätzlich ist das Abfeuern pyrotechnischer Gegenstände der Kategorie F2 innerhalb der Ortseinfahrten von Innsbruck streng verboten. Diese Feuerwerkskörper sind aber in Geschäften erwerbbar. Außerhalb der Stadtgrenzen dürfen sie grundsätzlich gezündet werden.

Rücksicht

„Ich bitte alle Innsbruckerinnen und Innsbrucker sich an die Bestimmungen zu halten und hoffe auf einen sicheren Jahreswechsel für uns alle“, weiß Bürgermeister Georg Willi. Er appelliert an die Innsbruckerinnen und Innsbrucker, kein privates Feuerwerk abzufeuern. Branddirektor Helmut Hager erinnert daran, dass der Brandschutz auch nach Weihnachten nicht außer Acht gelassen werden darf. Nicht nur Raketen in Waldnähe sind ein Risiko, auch bereits ausgetrocknete Christbäume bergen Gefahren: „Oftmals kommt es zu Einsätzen, weil Kerzen auf Christbäumen rund um Silvester noch einmal entzündet werden. Das Geäst ist aber nach mehreren Tagen in den beheizten Wohnungen schon sehr trocken und brennt wie Zunder.“ Kerzen dürfen niemals unbeaufsichtigt gelassen werden, grundsätzlich empfehlen die Innsbrucker Feuerwehren den Umstieg auf LED.

Die Verwendung von pyrotechnischen Gegenständen ist ab der Kategorie F2 im gesamten Ortsgebiet von Innsbruck verboten.
F1: Wunderkerzen, Knallerbsen, Tischfeuerwerke, ab zwölf Jahren, Fachkenntnis nicht erforderlich
F2: Blitzknallkörper, Knallfrösche, Baby-Raketen, ab 16 Jahren, Fachkenntnis nicht erforderlich
F3: Knallkörper, Feuerräder, wirkungsstarke Raketen etc., ab 18 Jahren, Sachkunde erforderlich (nur mit Berechtigung erhältlich)
F4: Feuerwerksbomben, römische Lichter, Feuertöpfe, ab 18 Jahren, Fachkenntnis erforderlich (nur mit Berechtigung erhältlich)

Silvester-Feuerwerk stand 2017 vor dem Aus

Anfang Dezember 2016 beschloss der Stadtsenat einstimmig, dass das Feuerwerk in Innsbruck zu Silvester 2016 zum letzten Mal statt finden würde. Damals sprachen mehrere Gründe für die Abschaffung des Feuerwerks: Einerseits gäbe es verschärfte EU-Richtlinien zum Abschießen von Feuerwerken, so Stadtrat Franz Gruber (ÖVP, Dezember 2016). Auch Gründe des Umweltschutzes wie der Tierschutz oder die Feinstaubbelastung nach einem Feuerwerk sprachen gegen ein weiteres Feuerwerk. Ein weiteres Problem sei auch die Brandgefahr wie in den vergangenen Jahren. „Unser Ziel ist es, etwas Besseres für den Jahreswechsel 2017/18 zu veranstalten als nur Böllern und Stinken“, so Gerhard Fritz von den Grünen (Dezember 2016).

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