Kaunertal-Großprojekt
Proteste vor Landhaus gegen Kraftwerksausbau
Mehrere Organisationen, Gemeindevertreterinnen und -vertreter sowie Bürgerinnen und Bürger protestierten am Sonntag gegen den Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks. Die Demonstrierenden forderten das Land Tirol und den Konzern Tiwag zum sofortigen Stopp des Großprojektes auf. Stattdessen sollte mit den Geldern die Energiewende mitfinanziert werden.
INNSBRUCK. Demonstrierende protestierten am Sonntag vor dem Landhaus in Tirol gegen die Ausbaupläne des Kaunertal-Kraftwerks. “Wir fordern Landesregierung und Tiwag zum sofortigen Stopp des veralteten und umweltschädlichen Großbauprojekts auf”, so der Appell der Bürgerinitiativen sowie Gemeindevertreterinnen und -vertretern von 20 betroffenen Orten aus Ötztal, Inntal und Kaunertal. Unterstützt wird der Protest von “WET - Wildwasser erhalten Tirol”, WWF Österreich, Global 2000, Fridays for Future Innsbruck, den Naturfreunden Österreich, dem Verein Unser Wasser, "Lebenswertes Kaunertal" sowie River Collective.
"Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ist nicht zukunftstauglich. In Zeiten der Klimakrise würden dafür bis zu 80 Prozent des Ötztaler Flusswassers aus dem Tal geleitet - das sind rund 290 Millionen Kubikmeter, der siebenfache Jahresverbrauch von Innsbruck", sagt Gewässerexpertin Bettina Urbanek vom WWF Österreich.
Ruf nach Energiewende in Tirol
Durch das geplante Großbauprojekt würde auch das unberührte Platzertal hinter einem 120 Meter hohen Staudamm geflutet werden. "Wir müssen jetzt ein zukunftsfähiges Energiesystem aufbauen, das gut für Menschen, Natur und Klima ist. Die ökologisch wichtigen Moore des Platzertals für ein neues Pumpspeicherkraftwerk zu zerstören, ist dabei keine Lösung. Gesunde Moore sind einer der wichtigsten CO2-Speicher, die wir haben", so Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von Global 2000.
Um den Preis "massiver Naturzerstörung" wäre die tatsächlich produzierte Energie wesentlich geringer als von der Tiroler Stromerzeugungs-Gesellschaft Tiwag behauptet, weil die Gletscherflüsse aufgrund der Klimakrise in Zukunft deutlich weniger Wasser führen werden, meinen WWF, Global 2000, Naturfreunde Österreich und Fridays For Future Innsbruck in einer Mitteilung.
Wegen mangelhafter Planungsunterlagen seien die Ausbaupläne aktuell nicht öffentlich zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) aufgelegt. Zum wiederholten Mal scheitere der Tiwag-Konzern an mangelnder Qualität der Einreichunterlagen. “Dieses Projekt ist nicht umweltverträglich realisierbar. Die Landespolitik soll endlich die Notbremse ziehen, bevor noch mehr Zeit und Geld verschwendet werden”, sagt Urbanek. WWF und GLOBAL 2000 fordern, die Gelder stattdessen für eine Energiespar- und Photovoltaik-Offensive zu verwenden.
Moore werden "unwiderbringlich zerstört"
„Die letzten unverbauten Täler und Flüsse und insbesondere die wenigen noch intakten Moore haben mittlerweile einen höchst brisanten Stellenwert. Diese unwiederbringlich zu zerstören, widerspricht jedem seriösen Konzept von Nachhaltigkeit und lässt sich selbstverständlich nicht durch den heute ebenso unersättlichen wie allgegenwärtigen Druck auf die Energieerzeugung rechtfertigen“, erinnert Leopold Füreder, Landesvorsitzender der Naturfreunde Tirol.
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