Schlafplatz Straße im Winter

Gertraud Gscheidlinger ist für den Bahnhofsozialdienst der Caritas verantwortlich.
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Das ist ein Viertel mehr als im Vergleich zum Jahr davor. Notschlafstellen sind oft der letzte Zufluchtsort für "Sandler". "Zwanzig Schlafstellen mehr würden benötigt", meint Christoph Wötzer, Direktor der Vinzenzgemeinschaften in Tirol. Das "VinziBett" – ein Pilotprojekt von 2013 – schaffte 13 neue Schlafplätze. Jedoch nur vorübergehend. "Wir haben gezeigt, dass eine Insellösung machbar ist. Das Problem selbst ist jedoch Aufgabe der Politik." Auch die Leiterin des Bahnhofsozialdienstes, Gertraud Gscheidlinger, ist sich sicher, dass mit diesen weiteren Notschlafstellen mindestens 20 Personen von der Straße geholt werden könnten. Und zwar längerfristig.

Viele bleiben auf der Straße
Zurzeit stehen 36 Winternotschlafstellen zur Verfügung. Notschlafplätze dürfen nicht alle Obdachlose über das ganze Jahr in Anspruch nehmen. Nur jene vom Roten Kreuz in der Trientlgasse: geöffnet vom 14.11 bis Mitte April. Armuts- und Arbeitsmigration verschärfen die Lage frisch angereister Ost-Europäer – im Sommer stehen diese wegen des neuen Mindestsicherungsgesetzes vor versperrten Türen. "Wir teilen Schlafsäcke, Isomatten und Decken aus", erklärt Gscheidlinger. "Oft ist die Zeit der größte Feind, da sich die Leute gruppieren und gegenseitig hinunterziehen. Auch die Sprache ist häufig ein Hindernis, um einen Job zu bekommen." Wer es schafft, arbeitet in Saisonarbeit als Küchenhilfe oder Abwäscher im Gasthaus oder auf der Alm. Diejenigen, die es nicht schaffen, schlafen in Tiefgaragen, Hauseingängen und Bruchbuden.

Frage der Finanzierung
Die Finanzierung für Notschlafstellen übernimmt zu 35 Prozent die Stadt, den Rest das Land – insgesamt 150.000 Euro. Demnach "kostet" eine Person 354 Euro im Jahr. Die Stadt hat im Sommer einen Plan beim Land eingereicht: Notschlafstellen für 20 Personen mehr; Schlafstellen auch in anderen Orten; Änderung der Ausschreibung: Sie soll früher und längerfristig vergeben werden. Im Moment betreibt die Räumlichkeit das Rote Kreuz und wird jährlich ausgeschrieben. "Die Stadt kann nicht alle Kosten auf sich nehmen", so Sozialstadtrat Ernst Pechlaner darauf, warum das "VinziBett" nicht im Weiteren übernommen wird. "Obdachlosigkeit ist eigentlich eine Gemeindeangelegenheit. Wir können nur auf konkrete Projekte Geld vergeben und so eines liegt uns seitens der Stadt nicht vor", erwidert jedoch Soziallandesrätin Christine Baur.

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